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Gesundheit

Dengue-Fieber auch in Europa auf dem Vormarsch

© smuay, AdobeStock

Schon lange gibt es Anstrengungen, beispielsweise von der Internationalen Gesellschaft für vernachlässigte Tropenkrankheiten (ISNTD), einen Welt-Dengue-Tag zu etablieren, um das Bewusstsein für Dengue-Fieber zu schärfen und Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Krankheit zu fördern. Dengue ist weltweit die am schnellsten wachsende durch Vektoren übertragene Infektion.

Seit Dezember 2022 gibt es einen neuen Impfstoff, der in der Europäischen Union zugelassen ist. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) dazu stehen noch aus.

„Aktuell sind schätzungsweise 390 Millionen Menschen pro Jahr von Dengue betroffen, und die Zahl steigt weiter an“, erläutert Professor Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM). „In den letzten 40 Jahren hat sich die Inzidenz von Dengue-Fieber um das Dreißigfache erhöht. Die Krankheit ist derzeit in mehr als 128 Ländern endemisch, insbesondere in den Tropen und Subtropen.“ Asien ist mit 70 Prozent aller Fälle am stärksten betroffen, gefolgt von Mittel- und Südamerika sowie Afrika. „Dengue ist eine der Hauptursachen für Todesfälle und Krankenhausaufenthalte bei Kindern und Erwachsenen in Asien und Lateinamerika“, so der Experte. „Der Anstieg von Dengue-Fieber stellt somit eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und gefährdet das Wohlergehen und die sozioökonomische Entwicklung vieler Länder weltweit. Ein Welt-Dengue-Tag könnte das Bewusstsein für Dengue schärfen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit anregen.“

Klimawandel: Einfluss auf Dengue-Verbreitung

Klimamodelle sagen voraus, dass der Klimawandel und die Urbanisierung die Verbreitung von Dengue beeinflussen werden: Die Anzahl der Dengue-Fälle in Teilen der USA, Chinas und Japans wird demnach zunehmen. Aufgrund günstigerer Temperaturen und vermehrter Niederschläge werden auch in der Sahelzone neue endemische Gebiete entstehen. In einigen Gebieten Ostafrikas und Indiens, wo es heißer und trockener wird, wird das Dengue-Fieber voraussichtlich zurückgehen. „Die Auswirkungen dieser sich ausbreitenden Pandemie werden im Westen weitgehend ignoriert – wir benötigen weltweite Anstrengungen zur Eindämmung“, betont Jelinek.

Reiserückkehrer und Dengue: Die Situation in Europa

So wurden in Europa zwischen 2015 und 2019 insgesamt 11.478 Dengue-Fälle bei Reisenden aus 110 Herkunftsländern gemeldet. Allein im Jahr 2019 wurden 4.363 Fälle registriert. 71 Prozent der Betroffenen hatten sich in Asien, insbesondere in Südostasien, mit Dengue infiziert, 18 Prozent in der Karibik, Süd- und Mittelamerika, 8 Prozent in Afrika und 3 Prozent in Ozeanien. Im Durchschnitt gab es 2,8 Dengue-Fälle pro 100.000 Reisende, wobei die Anzahl der Rückkehrenden aus Asien (6,1/100.000) höher und die Zahlen aus beliebten Urlaubsländern wie Thailand (19,6/100.000) oder Indonesien (29/100.000) besonders hoch waren. „Die steigenden Fallzahlen auch bei Reisenden, die nach Deutschland zurückkehren und sich in Ländern mit hoher Infektionshäufigkeit infizieren, spiegeln den zunehmenden Trend von Dengue-Fieber wider“, erläutert der Reisemediziner. „Im Jahr 2019 wurden mehr als ein Drittel aller Dengue-Fälle unter Europa-Rückkehrern in Deutschland gemeldet.“

Aktuelle Hoffnungen liegen auf neuem Impfstoff

„Nach frustrierenden Erfahrungen mit frühen Impfstoffen gegen Dengue-Fieber wurde mit der Zulassung von TAK003 (Qdenga), einem abgeschwächten Impfstoff, der eine zufriedenstellende Wirksamkeit und eine sehr gute Sicherheitsbilanz aufweist, ein wichtiger Durchbruch erzielt“, sagt Jelinek. Er habe das Potenzial, die reisemedizinische Praxis zu verändern, indem er einen effektiven Schutz vor Dengue-Fieber biete. Darüber hinaus könnte er die Bekämpfung von Dengue in endemischen Gebieten entscheidend verbessern. Die Empfehlungen der STIKO des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) zum neuen Impfstoff werden noch erwartet. „Die zunehmenden Fallzahlen und die Bedrohung durch Dengue erfordern eine verstärkte Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit im Kampf gegen diese Krankheit, sowohl in Deutschland als auch weltweit“, fasst der Experte zusammen.

Hier finden Sie eine Länderübersicht zur Verbreitung des Dengue-Fiebers

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juli 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.