Wohnen, Kultur, Alltag: Mexiko bietet digitalen Nomadinnen und Nomaden in vielerlei Hinsicht ein schönes neues Zuhause. Schon in den letzten Jahren hatte sich Mexiko des Öfteren in den oberen Plätzen von Expat-Rankings angesiedelt.
In der letzten Expat-Insider-Studie von InterNations erreichte das Land schließlich Platz eins. Und auch die Hauptstadt schneidet gut ab: In einer anderen Studie von InterNations, landet Mexico City immerhin auf Platz drei.
Gastfreundlichkeit, günstiges Wohnen und kulinarische Vielfalt
Gemäß der Studie sind Expats in Mexiko mit ihren persönlichen Finanzen und der Eingewöhnung im Ausland vollauf zufrieden. So liegt das Land in den Kategorien Freundlichkeit, Freunde finden sowie Kultur & Willkommen an erster Stelle. Expats beschreiben die Bevölkerung als freundlich (90 Prozent vs. 66 Prozent weltweit), und es fällt ihnen leicht, mit Einheimischen Freundschaft zu schließen (75 Prozent vs. 42 Prozent weltweit). Im Index für die Expat Basics (digitale Infrastruktur, Wohnen, Sprache, Verwaltung) verfehlt Mexiko nur knapp die Top 10. Während 64 Prozent keine Probleme damit hatten, ein Visum für den Umzug zu bekommen (vs. 56 Prozent weltweit), kämpfen 53 Prozent mit der Verwaltung vor Ort (vs. 39 Prozent weltweit).
In den Indizes zum Arbeiten und zur Lebensqualität im Ausland schneidet Mexiko am schlechtesten ab, erzielt aber immer noch solide Ergebnisse. Expats lieben unter anderem die kulinarische Vielfalt und die Gastronomie (92 Prozent vs. 77 Prozent weltweit) sowie die Natur & Umwelt (90 Prozent vs. 83 Prozentweltweit). Jedoch sind sie mit der Luftqualität unzufrieden (36 Prozent vs. 19 Prozent weltweit). Insgesamt sind 91 Prozent der Expats mit ihrem Leben in Mexiko zufrieden.
Zwei Drittel aller Expat-Frauen, die in Mexiko arbeiten (68 Prozent), sind im Großen und Ganzen mit ihrem Job zufrieden – ein weiteres Ergebnis aus der Expat-Insider-Studie (allerdings in der Fassung von 2018). Eine deutsche Umfrageteilnehmerin hebt insbesondere die „Karrierechancen in einem Umfeld, wo Expats einen guten Ruf genießen“, hervor. Bei einer überdurchschnittlich langen Arbeitswoche ist es aber kein Wunder, dass 26 Prozent der in Mexiko arbeitenden Frauen mit diesem Faktor unzufrieden sind.
Es gibt auch Nachteile
Allerdings gibt es auch Schattenseiten beim Leben in Mexiko – sowohl welche, die leider das Expat-Leben allgemein mit sich bringt, als auch welche, die speziell für das Land gelten.
Bei letzterer Kategorie fällt der Blick sofort auf die schlechte Work-Life-Balance – zumindest gilt das Urteil dann, wenn man einem Statista-Ranking aus dem Jahr 2020 glauben mag. Demnach haben es Mexikanerinnen und Mexikaner im internationalen Vergleich besonders schwer mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Gleichzeitig muss man betonen, dass es der Studie zufolge aber auch hochentwickelte Industrienationen sind, in denen die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht gerät. So befinden sich Japan, Südkorea und Israel unter den letzten acht Ländern im Ranking. Auch die USA und das Vereinigte Königreich sind mit einer Wertung von 5,2 und 5,6 weit entfernt von der Bestmarke.
Der aktuelle Run von Expats auf Mexiko birgt noch eine weitere Schattenseite: den Einfluss des Geldgefälles auf die Bevölkerungsstruktur und den Alltag der Einheimischen. Der Spiegel hat jüngst zum Thema gemacht, dass die Flut an vergleichsweise gut verdienenden Expats die Wohnungspreise in die Höhe treibe. Vermieterinnen und Vermieter, sehen die Chance nur allzu gerne, mehr Geld von neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus dem globalen Norden verlangen zu können, die wiederum gewillt sind, es zu zahlen. So steigen nach und nach die Lebenshaltungskosten – wobei aber die Löhne der lokalen Bevölkerung ja gar nicht mit steigen. Wie im Spiegel-Artikel moniert, verdränge die Entwicklung nach und nach die ursprünglichen Bewohner Mexiko-Citys aus der Kernstadt.
Zumal sich die eine oder der andere Expat durchaus bewusst ist, wie privilegiert sie oder er es hat. In dem lesenswerten Artikel kommt auch eine Expat zu Wort, die ob mancher Korruptionsmöglichkeiten weiß – und sie letztlich einfach nutzt. So lassen sich etwa Behördengänge deutlich beschleunigen – höherer Lohn macht es möglich.
Gleichwohl muss man betonen, dass dies kein Problem speziell in Mexiko ist, sondern ein möglicher Nebeneffekt des Expat-Lifestyles und letztlich der Globalisierung – der sich dann eindämmen lässt, wenn Gesellschaft und Politik proaktiv werden und hier Lösungen finden, um einerseits die Willkommenskultur aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die lokale Bevölkerung nicht aus ihrer eigenen Heimat zu verdrängen.