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Travel

Klimafreundlich reisen: 90 Prozent würden dafür 20 Prozent draufzahlen

© Rob Wilkinson, AdobeStock

Die Nachfrage nach Fernreisen hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich erholt, liegt aber immer noch unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Dieses wird voraussichtlich auch 2023 nicht erreicht. Das zeigt die Roland Berger-Studie „Destination unknown: The future of long-distance travel“.

Einerseits reisen – vor allem durch Nachholeffekte – wieder deutlich mehr Menschen, gleichzeitig steigt im Vergleich zu 2021 die Zahl der Befragten, die angeben, dass sie künftig weniger reisen wollen. Als Grund werden neben der verstärkten Nutzung von Online-Kommunikation immer öfter auch ökologische Bedenken genannt.

Für die Studie führten die Expertinnen und Experten Marktanalysen sowie eine groß angelegte Umfrage mit rund 7.000 Verbrauchern in sieben Ländern durch. Die gesamte englischsprachige Studie ist hier online verfügbar.

„Die Aufhebung der covid-bedingten Reisebeschränkungen hat dem Flug- und Bahnverkehr in den vergangenen 18 Monaten weltweit einen starken Schub verliehen“, sagt Jan-Philipp Hasenberg, Partner bei Roland Berger. „Trotzdem liegt die Nachfrage in den wichtigsten Märkten immer noch unter dem Niveau von vor der Pandemie. Zudem setzen weitere Faktoren wie die steigenden Energie- und Kraftstoffpreise oder der Fachkräftemangel die Anbieter unter Druck, ihre Betriebsabläufe effizienter zu gestalten.“

Zunahme der Reisetätigkeit durch Nachholeffekte

Verglichen mit Ergebnissen der Vorgängerstudie aus 2021 sowie einem Prä-Covid-Index von 2019 zeigen sich deutliche Veränderungen im Reiseverhalten für Langstrecken. So stieg etwa in den USA die Nachfrage nach Flügen im ersten Halbjahr 2022 auf 87 Prozent des Vor-Covid-Niveaus, 18 Prozentpunkte mehr als 2021. Auch in Europa erholte sich der Luftverkehr, trotz Ukrainekrieg und wirtschaftlicher Herausforderungen. Im ersten Halbjahr 2022 lag die Nachfrage bereits wieder bei 60 bis 80 Prozent des Niveaus vor der Pandemie. 2021 waren es noch 20 bis 40 Prozent. Ähnlich beim europäischen Bahnverkehr, der sich auf etwa 75 Prozent des Niveaus vor Covid-19 erholte. In China hingegen sank die Nachfrage nach Flugreisen aufgrund der Covid-Restriktionen im ersten Halbjahr 2022 auf nur 32 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus, während sie 2021 noch bei 74 Prozent lag. Auch die Nachfrage nach Bahnreisen ging von 2021 auf 2022 um 37 Prozent zurück.

AIRLINES Roland Berger Presse aul Mobility DE

Kritischere Einstellung der Verbraucher zu Langstreckenreisen

Die Gesamtnachfrage nach Fernreisen wird voraussichtlich auch im kommenden Jahr unter dem Vor-Covid-Niveau bleiben. Das schließt das Autoren-Team aus der weltweiten Verbraucherbefragung. In allen Schwerpunkt-Märkten planen die Befragten deutlich weniger Reisen als vor der Pandemie. So sank die Zahl der erwarteten Geschäftsreisen gegenüber 2019 um 28 Prozent und lag damit sogar nochmals fünf Prozentpunkte niedriger als bei der Umfrage 2021. Bei geplanten Privatreisen lag der Rückgang bei 19 Prozent.

Besonders stark zeigt sich die Zurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbrauchern bei weiten Strecken: Die Zahl der geplanten interkontinentalen Geschäftsreisen sank auf 42 Prozent, 22 Prozentpunkte weniger als 2021.

Hauptgrund für das geänderte Mobilitätsverhalten ist die vermehrte Nutzung von Online-Kommunikation, sowohl bei Geschäftsreisen (von 61 Prozent der Befragten genannt) als auch bei Privatreisen (40 Prozent). Dahinter folgen bei Geschäftsreisen geänderte Reiserichtlinien (43 Prozent), neue gesetzliche Vorschriften (38 Prozent) und mit zunehmender Tendenz ökologische Gründe (37 Prozent und damit plus 8 gegenüber 2021). Bei Privatreisen liegen auf dem zweiten Rang gesetzliche Vorschriften, finanzielle sowie ebenfalls ökologische Gründe mit jeweils 36 Prozent.

„Wie wichtig den Befragten der Faktor Umwelt- und Klimaschutz ist, belegen zwei Kernergebnisse unserer Umfrage: Zum einen plant eine Mehrheit, Flugreisen zugunsten von Bahn- oder Autoreisen einzuschränken. Zum anderen sind mit 90 Prozent fast alle Befragten bereit, 20 Prozent mehr für Flugtickets zu zahlen, wenn damit die Klimaauswirkungen von Flügen reduziert werden können“, betont Hasenberg. „Dementsprechend ist es für viele Anbieter derzeit das Top-Thema, ihre Angebotspalette um ‚Grüne Produkte‘ mit entsprechend angepassten Preisen zu erweitern.“ 

AIRLINES AdobeStock 126046363© Gudellaphoto, AdobeStock

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe März 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.