Die Arbeitnehmer*innen in Frankreich sind bekannt dafür, für ihre Arbeitsrechte einzustehen und dafür lautstark auf den Straßen zu protestieren. Was die Streikbereitschaft anbelangt, werden sie nur von den Nachbar*innen aus Belgien übertroffen.
Laut Untersuchungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung streiken die Länder weltweit am meisten. Wie die Statista-Grafik zeigt, gab es in Belgien in den Jahren 2011 bis 2020 durchschnittlich rund 97 Ausfalltage pro 1.000 Beschäftigte, in Frankreich waren es mit 93 Tagen nur einige weniger. In der Datensammlung zu Frankreich fehlt allerdings noch das aktuellste Jahr 2020. Zum Vergleich: Die Deutschen bringen es gerade einmal auf einen Jahresdurchschnitt von 18 Tagen. Weitere Nationen, in denen Beschäftigte dem Arbeitskampf viel Zeit widmen, sind Kanada (79 Tage) sowie Finnland und Spanien mit jeweils 52 beziehungsweise 48 Tagen pro 1.000 Arbeitnehmenden.
Unterschiedliche Erfassungsmethoden
Ein merklich niedrigeres Arbeitskampfvolumen als in Deutschland findet sich in Polen, Schweden, Österreich und der Schweiz. Beim internationalen Vergleich ist zu beachten, dass Italien und Griechenland fehlen, weil dort seit mehreren Jahren keine Streikstatistik mehr geführt wird. In den übrigen Ländern basieren die nationalen Statistiken auf teilweise sehr unterschiedlichen Erfassungsmethoden.
Die Zahlen für Frankreich beziehen sich allein auf die Privatwirtschaft (einschließlich der Staatsunternehmen), berücksichtigen aber auch Proteststreiks gegen sozialpolitische Beschlüsse der Regierung, die in Frankreich anders als in Deutschland rechtlich zulässig sind. Ähnliches gilt für die belgische Statistik. Sie umfasst die dort ebenfalls zulässigen Generalstreiks. In Spanien hingegen flossen die Generalstreiks der vergangenen Jahre gegen die Sparpolitik der Regierung nicht in die nationale Statistik ein. Im Vereinigten Königreich werden, wie bei der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit, nur Arbeitsniederlegungen ab zehn Beteiligten und einem Tag Dauer mit einbezogen, in den USA sogar nur Streiks mit mindestens 1.000 Beteiligten, während es in Dänemark gar keine Untergrenzen gibt.