Die Covid-19-Pandemie bleibt weiterhin die größte Sorge von international agierenden Unternehmen. Das hat eine Befragung von fast 1.000 Fachkräften für Mitarbeitergesundheit und -sicherheit in 75 Ländern durch International SOS ergeben. Die Ergebnisse wurden im aktuellen „Risk Outlook“ zusammengefasst.
Demnach sehen zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten die Coronapandemie weiterhin als größtes Unternehmensrisiko, gefolgt von mentalen Gesundheitsproblemen (36 Prozent) und Naturkatastrophen inklusive extremen Wetterbedingungen (21 Prozent). Weitere Risiken sehen Unternehmensverantwortliche beim Thema Transport/Verkehr (19 Prozent) sowie bei zivilen Unruhen (16 Prozent).
Hohes Risikoniveau für Entsendungen und Geschäftsreisen bleibt bestehen
Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der befragten international tätigen Firmen gehen davon aus, dass die Risiken 2022 steigen oder gleich hoch bleiben werden. Insbesondere Entscheidungsträger, die für Geschäftsreisen (69 Prozent) und international Entsandte (67 Prozent) verantwortlich sind, erwarten, dass das Risikoniveau im Jahr 2022 steigen oder gleichbleiben wird.
„Im Jahr 2022 müssen sich die Unternehmen bewusst sein, dass die immerwährenden Sicherheitsbedenken wie Kriminalität, Unruhen, Terrorismus oder andere geopolitische Probleme durch die Pandemie nicht verschwunden sind. In vielen Fällen sind die Risiken sogar gestiegen. Spannungen im Zusammenhang mit Lockdowns, der Einführung von Impfstoffen und vermeintlichen Eingriffen in die bürgerlichen Freiheiten haben an einigen Orten zu Unruhen und Gewalt geführt. Neben den Covid-19-bedingten Auslösern werden Naturkatastrophen, geopolitische Ereignisse, innerstaatliche Konflikte und Kriminalität weiterhin Auswirkungen auf Unternehmen in der ganzen Welt haben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Auswirkungen sich im Jahr 2022 noch verstärken werden, da die Reisetätigkeit wieder zunimmt und die Fürsorgepflicht der Mitarbeiter im Heimatland stärker in den Mittelpunkt rückt.“, sagt Alexander Hasenstab, Regional Security Manager für Deutschland und Österreich bei International SOS.
Höhere Investitionen in Mitarbeitergesundheit geplant
Die Unternehmen stehen vor einer doppelten Herausforderung beim Thema Gesundheit. Neben den physischen Aspekten zum Schutz gegen Covid-19 hat die Pandemie erheblich zu einer Krise der psychischen Gesundheit beigetragen. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) geht davon aus, dass die psychische Gesundheit 2022 einen erheblichen Produktivitätsrückgang verursachen wird. Deswegen will mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Unternehmen künftig mehr in den Bereich physische und psychische Mitarbeitergesundheit investieren.
Für viele Unternehmen wird Covid-19 weiterhin eine große operative Herausforderung darstellen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) gab an, dass die Bereitstellung angemessener Ressourcen für den Umgang mit dem Virus eine der größten Herausforderungen im Jahr 2022 darstellt.
„Viele Experten sagen voraus, dass 2022 das „Jahr der großen Kündigungswelle“ werden könnte. Daher sollten Unternehmen sicherstellen, dass sie ihren Mitarbeitern die notwendige Unterstützung bieten, um den Arbeitsplatz attraktiv zu gestalten. Investitionen in die psychische Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden sind für die Mitarbeiterbindung unerlässlich. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, Produktivitätsprobleme zu vermeiden. Die Unternehmen, die ihre Mitarbeiter am besten dabei unterstützen, sich in einem sich wandelnden Arbeitsumfeld zurechtzufinden, werden mit einer höheren Widerstandsfähigkeit, Loyalität und Produktivität ihrer Mitarbeiter belohnt werden“, sagt Dr. Stefan Eßer, Ärztlicher Leiter Zentraleuropa bei International SOS.
Corona-Politik wird als Herausforderung wahrgenommen
Unternehmen in Westeuropa sowie Nord- und Südamerika sahen sich dagegen eher durch die Covid-19-Politik herausgefordert, insbesondere durch die Notwendigkeit, Test- und Impfstoffrichtlinien zu definieren. 36 Prozent der Befragten in Westeuropa und Nord-, Mittel- und Südamerika nannten dies als Problem, gegenüber einem weltweiten Durchschnitt von 25 Prozent.
International SOS hat, basierend auf den Ergebnissen der Risk-Outlook-Umfrage, Experteninterviews und den eigenen Daten des Unternehmens fünf Prognosen für das Jahr 2022 gestellt.
Erstens: Long-Covid und die psychische Gesundheit werden im Jahr 2022 die wichtigsten Störfaktoren für die Mitarbeiterproduktivität sein und für zunehmende Fehlzeiten und Kontinuitätsprobleme sorgen.
Zweitens: Die Infodemie wird die Komplexität beim Mitarbeiterschutz weiter verschärfen. Gleichzeitig werden Fürsorgepflichten durch neue Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen, Erwartungen der Mitarbeitenden und die Einhaltung von Vorschriften neugestaltet.
Drittens: Die durch die Pandemie unterbrochenen Aktivitäten werden bis 2023 stabiler, da die Unternehmen das Gesundheits- und Sicherheitsrisikomanagement als Wettbewerbsvorteil nutzen. Mit einem verbesserten Risikomanagement unterstützen sie die Mitarbeiterbindung und die Bereitschaft, zu Aktivitäten wie beispielsweise Geschäftsreisen zurückzukehren.
Viertens: Unternehmen laufen Gefahr, von sich schnell verändernden Sicherheitsumgebungen überrascht zu werden, da zivile Unruhen und geopolitische Volatilität über das Niveau vor der Pandemie hinaus ansteigen werden.
Fünftens: Der Klimawandel wird die Häufigkeit und die Auswirkungen von klimasensiblen Gefahren wie Infektionskrankheiten, extremen Wetterereignissen und sozioökonomischen Spannungen erhöhen.