Bereits vor der Coronapandemie wurde Campen als Urlaubsform deutschland- und europaweit immer beliebter. Dieser Trend hält weiter an, wie die Auswertungen verschiedener Dienstleister in der Campingbranche zeigt.
Wie Pincamp berichtet, zog es deutsche Camping-Begeisterte wieder ins europäische Ausland. In der Campingsaison 2020 hatten vor allem Campingziele in Südeuropa durch die coronabedingten Reise- und Aufenthaltsbeschränkungen starke Rückgänge zu verzeichnen. In diesem Jahr wurden die Reiserestriktionen gelockert. Deshalb zog es die Camper 2021 - neben heimischen Zielen - wieder ins benachbarte Ausland, bevorzugt nach Italien, Kroatien, Frankreich und Österreich.
Die meisten Aufrufe registrierte Pincamp 2021 für Campingplätze mit Zugang zum Wasser. Ab Juni zeigte sich eine extrem hohe Nachfrage nach Campingplätzen am Meer oder am See. Bei den deutschen Reisezielen waren besonders Plätze in Bayern, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gefragt. Auf Platz zwei der beliebtesten Campingländer rangiert Italien mit den Camping-Hotspots in Venetien, der Toskana und am Gardasee. An dritter Stelle folgt Kroatien mit den bei deutschen Camper*innen besonders beliebten Campingplätzen in Istrien, auf den Inseln Cres, Krk, Rab und Losinj sowie in der Region rund um Zadar.
Dem Buchungsportal IndieCampers zufolge waren diesen Sommer bei der jüngeren Generation der Camping-Begeisterten vor allem Portugal (11 Prozent) oder das Nachbarland Spanien (5 Prozent) besonders beliebt. Italien und Island wurden in diesem Jahr nur von drei Prozent der deutschen Wohnmobilreisenden als Zielland gewählt.
Zwei Buchungstypen sind der Erhebung von Pincamp zufolge in der Campingsaison 2021 erkennbar: Zum einen Camping-Reisen, die weit im Voraus geplant und dann auch gebucht werden. Zum anderen die kurzfristigen, spontanen Buchungen zum Beispiel für einen Wochenendtrip. Während die Aufenthaltsdauer auf Campingplätzen in Deutschland und Europa laut statistischem Bundesamt im Durchschnitt 3,6 Tage beträgt, ist dies bei Buchungen über Online-Buchungsportale anders: Dort beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 6,2 Tage. Diese im Vergleich lange Aufenthaltsdauer lässt sich durch die langfristigen und weit im Voraus geplanten Sommerurlaube erklären.
Lange Aufenthalte in Kroatien, hohe Kosten in Dänemark
Bei den kroatischen Plätzen lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sogar bei 7,2 Tagen. Auch in Dänemark blieb man gerne länger - nämlich 6,8 Tage im Durchschnitt. In Deutschland waren es 5,2 Tage. Schlusslicht in dieser Betrachtung ist Slowenien mit lediglich vier Tagen Aufenthaltsdauer. Allerdings ist auch hier zu beobachten: Je kurzfristiger gebucht wurde, desto kürzer war auch der Aufenthalt.
Für einen Campingurlaub in Dänemark wurden über das Buchungsportal Pincamp im Durchschnitt 700 Euro pro Online-Buchung generiert. Damit sind die dänischen Plätze europäische Spitzenreiter. Pro Campingtag lagen die Kosten dort bei einem Wert von knapp über 100 Euro. Wesentlich geringer fielen die Aufwendungen der Online-Buchenden für Campingplätze in Deutschland mit 175 Euro und Luxemburg mit 135 Euro aus. Pro Campingtag lagen deutsche Plätze bei 33,65 Euro, Plätze in Luxemburgerzielten 30 Euro pro Tag.
Ein Trend, der sich laut der Studie „Caravans und Reisemobile“ von der PR-Agentur Puls und der gsr Unternehmensberatung beobachten lässt, ist, dass Wohnmobilreisende immer jünger werden. Der Ausflug in die Natur wird als Ausgleich besonders von jungen Städtern geschätzt. Es sind vor allem gut verdienende Männer von durchschnittlich 42 Jahren, die sich zunehmend für die Anschaffung eines Wohnmobils interessieren.
Laut derpuls Marktforschung und der gsr Unternehmensberatung beschäftigen sich insgesamt 18 Millionen Menschen in Deutschland mit den Themen Camping und Wohnmobil Reisen – Entweder sind diese Deutschen mit dem (eigenen) Wohnmobil unterwegs, planen den Kauf oder die nächste Reiseroute. In den genannten top fünf Reiseländern sollte ein Campingplatz frühzeitig gebucht werden, da diese sich nun besonderer Beliebtheit bei den Deutschen erfreuen.
Wann sich der Wohnmobil-Kauf lohnt
Doch ab wann lohnt sich überhaupt der Kauf eines Wohnmobils? Dieser Frage sind das Portal CamperDays und auch der ADAC auf den Grund gegangen. Echte Schnäppchen sind selten geworden. Basierend auf einer aktuellen Studie geben Käufer von Wohnmobilen derzeit rund 55.000 Euro für ein neues Modell und 25.000 Euro für ein gebrauchtes Fahrzeug aus. Wenn die Fahrzeuge richtig üppig ausgestattet sind, wird der Preis auch schon mal sechsstellig. Hinzu kommt: Neufahrzeuge sind nicht nur teuer, sie haben zudem ziemlich lange Lieferzeiten. Der Verhandlungsspielraum für Rabatte ist gering, die Preisabschläge für gebrauchte Wohnmobile gegenüber dem Neupreis sind ebenfalls niedriger als bei Pkw üblich, weil Wohnmobile wertstabiler sind und oft Jahrzehnte im Einsatz bleiben.
Eine gute Zeit, ein gebrauchtes Wohnmobil zu kaufen ist im Herbst und Winter. Nach der Hauptsaison geben nicht nur Private häufiger ihr Fahrzeug ab. Viele Wohnmobil-Vermietungen sortieren ältere Modelle, oft Jahres- oder Halbjahreswagen, aus, um mit einer neuen Flotte in die nächste Saison zu starten.
Laut ADAC gilt folgende Faustregel: Wer mehr als sechs Wochen im Jahr mit dem Camper unterwegs ist bzw. sein kann, sollte über einen Kauf nachdenken. Gerade für Anfänger macht es aber Sinn, zuerst ein Wohnmobil zu mieten. Erst einmal ausprobieren und dann kaufen. Nur so ist gewiss, dass Camping auf Dauer der richtige Urlaub für die eigene Familie sein kann.
Eine Preisanalyse von CamperDays hat ergeben: Der Wohnmobil-Kauf lohnt sich im Schnitt nur für die, die fast zwei Monate pro Jahr auf Tour sind. Dafür reicht aber nicht einmal der gesetzliche Urlaubsanspruch in Deutschland aus. Wie die Analyse aufzeigt, sollte ein eigens erworbenes Wohnmobil mindestens 56 Tage im Jahr genutzt werden, damit sich die Kosten gegenüber einer Miete rentieren. Zu diesem Ergebnis führen errechnete 9.820 Euro, die im Schnitt pro Jahr für ein Wohnmobil anfallen. Die Summe ergibt sich aus Finanzierungskosten (1000 Euro), einem stetigen Wertverlust (bis 15 Prozent) sowie Kosten für Abstellung (600 Euro), Versicherung (720 Euro) und Inspektion bzw. Reparatur (500 Euro).
Als repräsentatives Beispielfahrzeug nutzte CamperDays den Dethleffs Alkoven Trend A7877-2, der neu für 75.000 Euro zu erwerben ist. Das Fazit der Berechnung: Für Menschen mit dem gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen pro Jahr bei einer 5-Tage-Woche lohnt sich der Erwerb nicht. Wer indes dennoch einen Camper für seinen Urlaub nutzen will, kann auf ein Mietfahrzeug zurückgreifen. Eine Buchung über zwei Wochen für ein vergleichbares Fahrzeug kostet im Schnitt 2.450 Euro – Nebenkosten wie Versicherung oder Wartung inklusive. Für die auf CamperDays meistgenutzte Reisedauer ist die Miete im Vergleich zum Kauf demnach sinnvoller. Auch müssen sich die Mieterinnen und Mieter nicht um die Instandhaltung oder Sicherheit ihres Fahrzeugs kümmern.