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Interview
Eva Schubert

„Meine Devise lautet: Einfach ausprobieren“

Eva Schubert hat sich ihren Traum erfüllt und ist mit ihrem Freund vor anderthalb Jahren nach Teneriffa ausgewandert. Als Social Media-Managerin arbeitet sie dort in Teilzeit und genießt die Vorzüge des Lebens auf der sonnigen Insel. Weshalb es dort so schön ist und wie man sich auf die Auswanderung am besten vorbereitet, erzählt sie uns im Interview.

BDAE: Wie entstand dein Wunsch, nach Teneriffa auszuwandern?

Eva: Ich hatte Lust auf Veränderung. Nachdem ich nach meinem Masterstudium zwei Jahre in Festanstellung in meinem Job in Köln gearbeitet habe, hatte ich den Wunsch, ein neues Abenteuer zu erleben. Ich wollte meine Arbeitszeit reduzieren und im Ausland im Homeoffice arbeiten. Ich habe fest daran geglaubt, dass es funktioniert – und wollte unbedingt ans Meer. Der Wassersport und die Wärme haben es mir angetan. Ich habe schon immer davon geträumt, am Meer wohnen, mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Kitesurfen, wandern, klettern, mehr Zeit ehrenamtlich zu arbeiten und auch Spanisch zu lernen – all das hatte ich vor.

BDAE: Wie hast du dich auf das Auswandern vorbereitet?

Eva: Die Idee, auszuwandern, schwirrte schon ein Jahr lang in meinem Kopf, konkreter wurde es erst sechs Monate vorher. Im September teilte ich meinem Chef von meiner Idee mit, der war natürlich erst alles andere als begeistert. Ich arbeitete in einem eher traditionellen deutschen Unternehmen, in dem so etwas nicht üblich war. Es kamen Fragen auf, wer zum Beispiel meine Aufgaben übernehmen würde. Ich schlug Jobsharing vor – 50 Prozent der Arbeitszeit würde ich weiter aus dem Homeoffice von Teneriffa aus arbeiten – die übrigen 50 Prozent könnte ein anderer passender Mitarbeiter übernehmen. Nach vielen Gesprächen mit meinem Chef, der Personalabteilung und dem CEO des Unternehmens habe ich dann tatsächlich die Zusage bekommen.

eva schubert privat balanciert

Nach und nach habe ich mich auf die Auswanderung vorbereitet. Zuerst habe ich mir vorgenommen, mir keine neuen Sachen mehr anzuschaffen. Ich habe angefangen, Dinge zu verkaufen und zu verschenken. Jeden Freitag brachte ich meine Sachen beim Spendenbasar vorbei.

Meinen Freunden und meiner Familie habe ich natürlich auch von meinen Plänen berichtet. Für die einen war es überraschend, andere haben sich mitgefreut und andere waren wiederum skeptisch – ich denke, für sie war es auch nicht einfach, zu hören, dass ich ins Ausland ziehen würde. Insgesamt wurden meine Pläne aber gut aufgenommen.

BDAE: Was waren deine schlimmsten Befürchtungen, haben sich diese bewahrheitet?

Eva: Ich hatte Angst davor, dass die Infrastruktur nicht funktionieren würde, dass mein Firmenlaptop vielleicht nicht richtig laufen oder die Internetverbindung auf den Kanaren nicht schnell genug sein würde. Schließlich hatte ich meinem Arbeitgeber gesagt, im Homeoffice zu arbeiten – das würde ja schlecht gehen ohne Internet. Außerdem war meine Befürchtung, dass wir nicht schnell genug eine Wohnung oder Anschluss finden würden.

Letztendlich hat alles super geklappt – wir hatten weder technische Probleme mit den Laptops noch eine schlechte Internetverbindung. Die Wohnung und Freunde kamen dann auch schnell. Ich bin froh, dass sich alles so gefügt hat.

„Die Lebensqualität ist enorm hoch auf Teneriffa.“

BDAE: Wie hast du dir das Leben auf Teneriffa vorgestellt? Entspricht es deinen Erwartungen?

Eva: Ehrlich gesagt, habe ich mir vorher nicht so viel Gedanken gemacht beziehungsweise habe ich mir das Leben auf Teneriffa nicht wirklich ausgemalt, ich bin einfach offen daran gegangen. Die Lust auf Sommer - im Winter beispielsweise immer noch eine Wassertemperatur von knapp 20 Grad zu haben - war ein Geschenk. Die Lebensqualität ist enorm hoch auf Teneriffa. Ich habe viel Zeit für mich und Dinge, die mir Spaß machen, für die ich vorher keine Zeit hatte. Ich freute mich darauf, Zeit in der Natur zu verbringen – auch wenn ich mich über das Leben in Deutschland nicht beschweren konnte. Mich reizte einfach das neue Abenteuer und ich war gespannt, was mich erwartet.

Zugegeben, vielleicht war es etwas naiv von uns, so unbeschwert mit dem Umzug umzugehen. Als wir ankamen, war die Bürokratie eine echte Herausforderung. Eine Wohnung zu suchen, ein Auto zu kaufen, wir mussten am Anfang schon echt ackern. Aber nach zwei Monaten war quasi das Fundament gelegt. Da wir gleich zu Beginn des Umzugs Vollgas gegeben hatten, konnten wir nun endlich den Aufenthalt dann richtig genießen.

eva schubert privat hände hoch

BDAE: Was gefällt dir am besten auf Teneriffa? Was vermisst du am meisten aus Deutschland?

Eva: Ich muss schon sagen, dass mir die Natur auf Teneriffa am besten gefällt. Teneriffa ist wie ein eigener Minikontinent mit unfassbarer schöner grüner Natur im Norden. Es gibt so viele Sonnenstunden, für die ich sehr dankbar bin und die Menschen sind fröhlich und unbeschwert. Die Mentalität der Tinerfeños ist anders. Ich kann „mein Ding“ machen und es ist egal, was für ein Auto man fährt oder welche Klamotten man trägt. Ich wandere manchmal nach Hause durch die schöne Natur und genieße die Unbeschwertheit.

Ich vermisse natürlich meine Freunde und meine Familie, aber ich bin sehr oft in Deutschland – wenn etwas Wichtiges ansteht, versuche ich rüber zu fliegen. Wir bekommen außerdem oft Besuch. Ich würde sagen, dass ich insgesamt nicht viel vermisse, nicht einmal das deutsche Brot, denn das gibt es hier auch in einer deutschen Bäckerei. Alles was ich brauche, bekomme ich ebenso hier vor Ort.

Was mir fehlt, sind meine Kollegen auf der Arbeit. Da ich hier im Homeoffice arbeite, sind keine Kollegen da, mit denen ich zwischendurch einfach mal quatschen kann. Wir sprechen oft am Telefon oder halten Meetings per Web-Konferenz ab. Etwa alle zwei Monate fliege ich nach Köln und arbeite ein paar Tage vor Ort.

BDAE: Welchen Rat kannst du anderen geben, die auswandern möchten?

Eva: Ich denke, eine zeitliche Begrenzung ist hilfreich, wenn man auswandern möchte. Sich zu sagen, dass es nicht für ewig ist, kann eine gute Hilfe sein. Wenn etwas nicht klappen sollte, gehen wir eben zurück, haben wir uns damals gesagt – das hat vieles leichter gemacht. Man trifft keine Entscheidung für immer, was erheblich den Druck nimmt. Erst einmal für ein Jahr oder auch für ein paar Monate wegzugehen ist eine Entscheidung, die man leichter fällen kann.

Natürlich ist es wichtig, sich gut vorzubereiten, beispielsweise Kontakte mit Leuten aufzunehmen, die schon im Zielland leben. Wichtig ist auch, sich eine Deadline zu setzen, wann die Auswanderung stattfinden soll. Sonst kommt man in die Versuchung, es ständig vor sich her zu schieben. Meine Devise lautet: Einfach ausprobieren – es muss nicht alles endgültig und vor allem nicht perfekt geplant sein.

Infokasten:

Eva Schubert lebt seit März 2017 mit ihrem Freund auf Teneriffa. Auf ihrem Blog aufdersonnenseite.de berichtet sie über ihren Lebenswandel, das Auswandern und ihren Abenteuern auf der Sonneninsel. Sie möchte andere ermutigen, ihre Träume umzusetzen - auf Teneriffa oder einem anderen schönen Fleck auf der Welt.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Oktober des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.