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Gesundheit
© Alina, AdobeStock

Gemeine E-Mails im Job stressen dauerhaft

Unhöfliche E-Mails am Arbeitsplatz sorgen bei Mitarbeitern für dauerhaften Stress und können sogar zur Schlaflosigkeit führen. Das trifft sowohl zu, wenn eine Nachricht explizit beleidigend ist, als auch, wenn ein Kollege eine Mail einfach ignoriert. An vielen Angestellten nagen solche Behandlungen längerfristig, wie eine Studie der University of Illinois at Chicago zeigt.

"Weil E-Mails am Arbeitsplatz vorherrschen, wird dieses Problem zunehmend größer“, erklärt Studienleiter Zhenyu Yuan. „Da Nachrichten gespeichert werden, neigen Mitarbeiter dazu, eine beleidigende Mail immer wieder anzusehen oder immer wieder nach einer Antwort auf ihre Anfragen zu suchen. Dadurch steigert sich der Stress durch Unhöflichkeit ständig."

Für die Studie hat das Forscher-Team 233 US-Angestellte über E-Mails am Arbeitsplatz sowie über ihr persönliches Wohlbefinden befragt. Ein Großteil der Befragten fühlt sich durch unhöfliche Nachrichten gestresst. Diese negativen Emotionen verfolgen sie oft auch über den Arbeitsplatz hinaus und wirken sich sogar auf ihren Schlaf aus.

Die österreichischen Wissenschaftler René Riedl und Thomas Fischer haben die aktuelle Forschung zu Stress durch E-Mails zusammengefasst und kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass diese Kommunikationsform Arbeitnehmern Schaden zufügen kann. Eine der am intensivsten untersuchten Auswirkungen von E-Mail-Kommunikation ist den Wissenschaftlern zufolge die potenzielle Überlastung der Empfänger. Dieses Phänomen, das „E-Mail Overload“ genannt wird, entsteht dadurch, dass Individuen nur eine begrenzte Möglichkeit haben, mit der Fülle an Informationen umzugehen, mit der sie täglich konfrontiert sind. US-amerikanische Forscher untersuchten dieses Phänomen mithilfe einer Online-Befragung von 494 Büroangestellten in den USA. E-Mail Overload kann in der Folge zu einem verringerten Wohlbefinden von Arbeitnehmern führen.

Symptome von Burnout erkennbar

In weiteren Studien wurde festgestellt, dass jene Personen, die von hoher Belastung durch E-Mail Overload berichteten, auch am ehesten erste Symptome von Burnout zeigten.

Neben den eher allgemeinen Auswirkungen von E-Mails in Form von E-Mail Overload wurden auch die Auswirkungen emotional geladener E-Mail-Kommunikation untersucht. So stellten US-Forscher um Gary Giumet­ti in einem Laborexperiment fest, dass die Tonalität von Nachrichten – also etwa, ob diese Unterstützung ausdrücken oder den Empfänger wegen seiner schlechten Leistung herabwürdigen – ähnliche Effekte hat wie eine Rüge im persönlichen Gespräch. Konkret berichteten die Teilnehmer von negativen Gefühlszuständen und es wurde festgestellt, dass bei mathematischen Aufgaben, die die Teilnehmer auszuführen hatten, eine negative Tonalität in der E-Mail mit schlechteren Ergebnissen einherging.

Wie Menschen mit vielen und schwierigen E-Mails umgehen, hängt aber auch von Persönlichkeitsmerkmalen ab (also ob jemand generell eher wenig stressresistent ist oder zu hoher Reizbarkeit neigt) sowie vom kulturellen Kontext ab. Die Forscher um den Wirtschaftswissenschaftler Dirk Holtbrügge stellten fest, dass sich diese kulturellen Eigenschaften auch in der E-Mail-Kommunikation widerspiegeln. So kommunizierten etwa Teilnehmer aus Nationen mit hoher sozialer Distanz (zum Beispiel Deutschland, Österreich, USA) mit deutlich höherem Fokus auf ihre Aufgaben.

Standards bei Kommunikation

Die Forscher halten es bei Angestellten für wichtig, sich emotional von negativen Erlebnissen zu lösen. Nach der Arbeit sollten sie die Finger von E-Mails lassen. Wenn möglich, sollten Vorgesetzte auch bestimmte Standards bei der Kommunikation zwischen Mitarbeitern festlegen. Sie dürfen das Personal dabei aber nicht unter Druck setzen, sondern müssen klare und nachvollziehbare Regeln definieren.