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Vermischtes
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Was Ausländer über Deutsche denken

Bei den Bürgern anderer Nationen herrscht große Einigkeit darüber, dass man Dinge in Deutschland sorgfältig, gezielt und mit großer Ernsthaftigkeit erledigt und auf Planänderungen etwas unflexibel reagiert. Und: Effizient muss es sein. Deshalb verfallen die Deutschen noch lange nicht in hektischen Aktionismus, sondern sie bereiten ein Vorhaben gründlich vor, versuchen alle Eventualitäten einzukalkulieren und mit Lösungen zu versehen. Das ist ein Ergebnis der dritten Deutschlandstudie, die die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH veröffentlicht hat.

Kühl im Job, emotional beim Fußball

Deutsche wirken, so der Eindruck, am Anfang etwas reserviert, entpuppen sich aber auf den zweiten Blick als Freunde fürs Leben. So kühl der Deutsche seine Geschäfte abwickelt, so emotional fiebert er mit seiner favorisierten Fußballmannschaft mit und so herzlich gibt er sich im Privatleben. Die Deutschen trinken im Sommer kühles Bier und essen im Winter Sauerkraut, das sie im Sommer vorausschauend eingelegt haben; Sauerkraut wird bevorzugt zur Bratwurst serviert, gerne aber auch zu anderen deftigen Fleischspeisen.

Die Bundesbürger verhalten sich meist zivilisiert, stehen in der Warteschlange oder an der roten Ampel, selbst bei Nacht, denn sie lieben ihre Regeln. Und Regeln gibt es für fast alles; sie scheinen die Deutschen irgendwie zu befreien. Sie planen ihre Urlaube mit derselben Strenge, mit der sie ihrer Arbeit nachgehen. Denn der Urlaub soll schließlich schön werden. Höchstens dort verliert der Deutsche seine Hemmungen, aber erst, nachdem er genötigt wurde, eine Flasche Wodka zu trinken. Oft auch dann nicht.

Sogar Kinderkriegen wird geplant

Ein Blick auf nicht so oft bemühte Bilder über Deutsche macht die Beschreibungen vielfältiger, die Stereotype etwas differenzierter. So etwa, dass die „Planungswut“ der Deutschen selbst bei der Heirat oder beim Kinderkriegen greife. Oder dass die bildungsbeflissenen Deutschen tatsächlich noch so etwas Altmodisches wie Bücher bei sich tragen – und auch lesen!

Beobachtet wird auch, dass die Deutschen Wert auf gutes Essen legen, bevorzugt aus biologischem Anbau. Deutsche Autos gelten als solide und luxuriös, werden aber interessanterweise auch mit Inflexibilität und Dickköpfigkeit (ihrer Entwickler) in Verbindung gebracht. Diese Wahrnehmung passt zum stellenweise als arrogant empfundenen Auftreten von Deutschland im Ausland.

Die Deutschen lassen im Ausland Kuchen backen, dessen Rezept und Zutaten sie am liebsten gleich mitliefern. Auf lokalen Geschmack wird wenig Rücksicht genommen. Nach dem Motto: Was daheim gegessen wird, eignet sich auch anderswo. Dazu passt der Vorwurf, dass Deutsche lieber über (von ihnen) schon gelöste Probleme sprechen als über ungelöste Herausforderungen.

Deutsche Disziplin ist anstrengend

Die permanente Disziplin der Deutschen wird als anstrengend empfunden, zum Beispiel in der Eurokrise gegenüber Griechenland, aber auch generell. Dann wieder beweisen die Deutschen erstaunliche Lockerheit, wenn es um eine gute Work-Life-Balance geht. Alles in allem aber gelten sie als zu ernst und zu selbstkritisch. Sie sollten sich dann und wann auch mal selbst loben. Gründe dafür gibt es viele: Die Deutschen werden als freundlich und großzügig beschrieben und international als Stimme der Vernunft. Man hält sie auch für vertrauenswürdig und hilfsbereit, nicht zuletzt in anderen Weltgegenden und wegen der Aufnahme Hunderttausender Flüchtlinge.

Doch neben allzu Bekanntem und mäßig Bekanntem scheinen die Deutschen immer wieder auch für Überraschungen gut. Die Gleichberechtigung der Frau zum Beispiel halten einige der Befragten für eine aufgesetzte Sache – obwohl sich die Deutschen doch große Mühe geben, ein moderner Staat zu sein. Verblüfft registrieren sie außerdem, dass eine kleine Gruppe Wohlhabender viel Reichtum auf sich vereinigt, ausgerechnet in einem Land, das so viel Wert auf Gleichheit und Gerechtigkeit legt. Erstaunt fragt man sich auch, wie es in diesem Land zu Terrorattacken kommen konnte, findet im nächsten Augenblick jedoch gut, dass die Deutschen differenziert urteilen und einzelne arabischstämmige Täter nicht automatisch mit der gesamten arabischen Welt gleichsetzen.

Die vollständige Studie ist zum Download unter www.giz.de/deutschlandbild verfügbar.