„Trotz guter Planung: Es ist und bleibt ein Abenteuer“
USA – Land der unbegrenzten Möglichkeiten und ersehntes Ziel Vieler, ob für einen längerfristigen Aufenthalt oder für einen Urlaub. Gerne wird Amerika mit dem Wohnmobil oder einem Mietwagen erkundet. Wir sprachen mit Stefan Trunk, der mit dem Fahrrad von West nach Ost, von Kalifornien nach New York City fuhr und sich damit einen langgehegten Lebenstraum erfüllte.
BDAE: Herr Trunk, 5.000 km und 60 Tage auf dem Fahrrad durch die USA, das ist eine beeindruckende Strecke. Wie ist die Idee bei Ihnen entstanden?
Trunk: Die Idee war schon immer da. Ich arbeite seit 27 Jahren in der Touristik und habe mit dem Fahrrad schon etliche Touren durch Europa unternommen. In meinen drei Jahren, in denen ich bei CANUSA TOURISTIK arbeite, ist dieser Plan, durch die USA zu fahren, immer weiter gereift.
BDAE: Was genau war Ihre Route?
Trunk: Gestartet bin ich in Los Angeles. Von dort aus sollte es über Albuquerque, Oklahoma City, Memphis, Nashville, Washington D.C. und Philadelphia nach New York gehen. Während der Fahrt musste ich jedoch kleine Änderungen der Route vornehmen, weil der Weg einfach zu gefährlich war. So musste ich beispielsweise bei Washington östlich ausweichen nach Atlantik City. Grundsätzlich habe ich meinen Weg nach der schnellsten und flachsten Möglichkeit ausgerichtet, wobei „flach“ in den USA auch relativ ist.
BDAE: Hatten Sie auf Ihrer Reise mit Problemen oder Widrigkeiten zu kämpfen und wenn ja, welche waren das?
„Einige Städte sind inzwischen vorbildlich auf Radfahrer eingerichtet“
Trunk: Zuerst einmal hatte ich großes Glück mit meiner Gesundheit. Knieprobleme, die direkt 5 km nach dem Start begonnen hatten und zehn Tage lang anhielten, legten sich irgendwann. Und von den sechs Wochen hatte ich 4,5 Wochen bestes Wetter.
Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass die USA nicht die Fahrrad-freundlichste Nation der Welt ist. Zwar sind einige Städte inzwischen vorbildlich auf Radfahrer eingerichtet, sobald man jedoch außerhalb dieser Gebiete fährt, ist es ein nicht ungefährliches Unterfangen. LA beispielsweise ist unproblematisch, dort gibt es fast überall bike lanes, auch New York ist gut befahrbar, was auch viel genutzt wird. In den Vororten ist es genau gegenteilig. Nicht nur, dass es keine Fahrradwege gibt, auch ist kein Verständnis für Radfahrer vorhanden – man fährt eben Auto. Daher wissen viele Amerikaner nicht um die Risiken und zeigen auch keinen Respekt für den normalen Radfahrer. Nur meine Packtaschen bewirkten, dass man mich beachtete und ich zu etwas „Besonderem“ wurde, im positiven Sinn.
Viele Straßen sind einfach nicht für Fahrräder geeignet. Teile von LKW-Reifen, die mit Draht gefüllt sind, verursachten häufig Platten, so dass Reifen flicken zur täglichen Routine wurde. Aufgrund mangelnder Alternativen fährt man oft auf Interstates. Dort musste ich lernen, dass ein Rückspiegel lebensnotwendig ist. Irgendwann kaufte ich mir dann neue, unkaputtbare Reifen, das sparte mir täglich viel Zeit.
BDAE: Gab es noch andere Probleme, die Sie bewältigen mussten?
Trunk: Ich hatte zuerst mit 15 kg zu viel Gepäck dabei. Nach zwei Wochen beschloss ich, mein Zelt abzugeben, ich übernachtete dann in Motels. Dies hatte sich sowieso als praktischer herausgestellt, da Campingplätze nur begrenzt vorhanden und zusätzlich immer zu weit von meiner Strecke entfernt waren. Die Umwege wären einfach zu groß gewesen. Auch war das Wetter fürs Campen teilweise zu schlecht. Ich habe neben schwersten Gewittern auch einen Tornado mitbekommen, der glücklicherweise an mir vorbeizog als ich mich in eine Raststätte geflüchtet hatte.
Ein weiteres Problem war die Motivation. Stets alleine zu fahren, ist schon schwierig, man kann sich nicht austauschen. Hier haben mir die sozialen Medien geholfen. Meine Erlebnisse wurden da von sehr vielen Menschen begleitet, von denen ich so viel positives Feedback erhalten habe, dass dies mich angetrieben hat. Der Kontakt nach Hause, der vor allem per WhatsApp stattfand, hat mir natürlich auch geholfen. Und Medienberichte, wie beispielsweise in der BILD, pushen natürlich auch.
BDAE: Was waren Ihre schönsten Momente auf der Tour?
Trunk: Das Schönste war das Ankommen. Bei den letzten Kilometern bis zum Ziel, wenn man dann die Skyline von New York sieht, das ist ein unvergessliches, einmaliges Erlebnis – Emotionen pur. Und dann mein geplantes Ende, der Times Square, das war schon seltsam. Während der ganzen Reise war man für viele – Amerikaner, Touristen und Daheimgebliebene – irgendwie ein Held. Und dann fährt man in die Zielstraße, für einen selber ist es einfach DAS Ereignis schlechthin, allen anderen um einen herum dagegen ist es egal, ob man da ist oder nicht.
Ein spannendes, nicht alltägliches Erlebnis gab es auch. In Texas kam ich gleichzeitig mit einer Gruppe Harley Davidson Fahrer, die auf religiöser Tour unterwegs waren, in einem kleinen Ort an. Zusammen mit 150 Rockern habe ich dann ein Gebet gesprochen und bin mit der ganzen Gruppe im Konvoi durch den Ort gefahren.
Aber jeder Tag brachte beeindruckende Ereignisse. Oft waren es Kleinigkeiten, die Geschichten am Wegesrand, die man nicht mehr vergisst.
BDAE: Und welche Gegend hat Ihnen am besten gefallen?
„Ich habe gelernt, viele Dinge mehr wert zu schätzen“
Trunk: Das war Albuquerque. Diese Stadt im östlichen New Mexiko hat mich tief beeindruckt, und ich hatte sie vorher gar nicht so auf dem Zettel. Sie liegt in einem Kessel, rundherum schneebedeckte Berge - eine wunderschöne Stadt.
Beeindruckend sind auch die Geisterstädte, auch entlang der Route 66. Dort ist viel kaputt und sie sind sehr verfallen, aber dort leben wirklich Menschen. Ein alter verfallener Ort war einer meiner Zwischenziele, weil es davor und danach sonst keine Anlaufstelle für mich gegeben hätte. Das war eine erschreckende und sehr extreme Erfahrung. Ich habe gelernt, viele Dinge mehr wert zu schätzen als ich es bis dahin getan habe.
BDAE: Hatten Sie durch Ihren Arbeitgeber Vorteile auf Ihrer Reise?
Trunk: Die USA und Kanada waren schon immer meine Top Destinationen, ich war bestimmt schon 50-mal da. Aber der mittlere Westen hatte noch gefehlt. Durch meinen beruflichen Hintergrund als Reiseberater bei CANUSA, einem Spezialreiseveranstalter für die USA, Kanada und die Bahamas, hatte ich benötigtes Hintergrundwissen und konnte meine Reise dementsprechend planen. Die Firma hat mich für den Zeitraum meiner Reise freigestellt und auch technisch unterstützt. Auch deren Pressearbeit hat zur Motivation beitragen sowie meine Tätigkeit als „Canusa Hero“.
BDAE: Was würden Sie Reisenden empfehlen, die ebenfalls eine solche Exkursion planen?
Trunk: Man sollte nicht unterschätzen, dass so eine Tour körperlich anstrengend ist, daher sollte man sich rechtzeitig sportlich vorbereiten, um bei Abfahrt fit zu sein. Zwar brachte ich durch den Iron Man Triathlon schon eine Grundfitness mit, jedoch die Berge zu fahren war doch sehr anstrengend. Und an der Ausrüstung sollte man auf keinen Fall sparen. Sie muss wirklich von höchster Qualität sein, dabei aber ein geringes Gewicht aufweisen. Ich hatte beispielsweise vorher eine Regenjacke für 350 Euro gekauft, das hat sich als die beste Investition überhaupt herausgestellt. Eine gute Planung ist Grundvoraussetzung, schützt aber trotzdem nicht immer vor Überraschungen. Aber trotz guter Planung muss man sich bewusst sein: Es ist und bleibt ein Abenteuer. Man muss sich daher gut auf überraschende, ungewohnte Situationen einstellen können.
Wichtig ist auch der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung, gerade in den USA. Und – auch wenn dies kein beliebtes Thema ist – man sollte sein Testament gemacht haben.
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