Alleinerziehende können sich am seltensten Urlaub leisten
2015 konnten sich rund 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mindestens eine einwöchige Urlaubsreise im Jahr leisten. Umgekehrt bedeutet dies, dass jeder Fünfte aufgrund knapper finanzieller Ressourcen nicht in die Ferien fahren konnte.
Dabei waren einige Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich stark betroffen: Von den Alleinerziehenden und ihren Kindern mussten 43 Prozent unfreiwillig zu Hause bleiben, von den Alleinlebenden 30 Prozent. Allerdings konnten sich in Deutschland in allen Bevölkerungsgruppen mehr Menschen eine Urlaubsreise leisten als im EU-Durchschnitt. Das sind einige Ergebnisse des aktuellen Statistischen Jahrbuchs 2017 von Destatis.
In Ländern mit ähnlich hohem Wohlstandsniveau wie in Deutschland, insbesondere in den nordischen Ländern, den Niederlanden und Luxemburg, lag der Anteil der Bevölkerung, der sich keine einwöchige Reise im Jahr leisten konnte, unter 20 Prozent. In Süd- und Osteuropa hatten weite Bevölkerungsteile kein Geld für Urlaub übrig. In Rumänien (68 Prozent) und Kroatien (66 Prozent) waren die Finanzen bei jeweils etwa zwei Drittel der Bevölkerung zu knapp bemessen.
Dass sich so viele Deutsche keinen Urlaub leisten können, mag auch an den hohen Wohnkosten hierzulande liegen. So lebten im Jahr 2016 16 Prozent der Bevölkerung in Haushalten, die mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für das Wohnen ausgaben. In diesem Fall wird von einer Überbelastung durch Wohnkosten gesprochen. Die Quote blieb im Vergleich zu den Vorjahren relativ konstant.
Deutschland hat im EU-Vergleich die meisten Mieter
Im EU-weiten Vergleich erreichten Bulgarien mit 21 Prozent, Dänemark mit 15 Prozent und Rumänien mit 14 Prozent ebenfalls relativ hohe Anteile. Mit Abstand am häufigsten betroffen war die Bevölkerung Griechenlands mit 41 Prozent. Die Überbelastung wird unabhängig davon erhoben, ob Menschen zur Miete oder in den eigenen vier Wänden wohnen.
Tatsächlich ist Deutschland das Mieterland Nummer 1 in der EU. Fast die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) lebte hierzulande im Jahr 2015 zur Miete. Das waren so viele wie in keinem anderen Land der EU. Einen ähnlich hohen Wert erreichte nur Österreich mit 44 Prozent. Vor allem in den osteuropäischen Staaten lebte der weitaus größte Anteil der Bevölkerung in den eigenen vier Wänden. In Rumänien waren es beispielsweise 96 Prozent.
Deutsche geben wenig Geld für Lebensmittel aus
In Deutschland sind die Ausgaben für Lebensmittel vergleichsweise gering. Nur rund jeder zehnte Euro (10,5 Prozent) der Konsumausgaben entfiel 2015 auf Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (ohne Gaststättenbesuche). Deutschland lag somit unter dem EU-Durchschnitt von 12,3 Prozent. In Deutschland wird für Lebensmittel im EU-Vergleich relativ wenig aufgewendet. In Frankreich (13,3 Prozent) und Italien (14,3 Prozent) wurde anteilsmäßig signifikant mehr für Essen und Trinken ausgegeben.
In Ländern mit vergleichsweise geringen Einkommen müssen die Menschen einen deutlich höheren Anteil ihrer Konsumausgaben für Essen und Trinken aufwenden. So waren es in Rumänien 2015 29,4 Prozent der Konsumausgaben, in Litauen 23,4 Prozent und in Estland 20,7 Prozent.