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Interview
www.elly-unterwegs.de

„Reisen macht Kinder glücklicher als Spielzeug“

Camping-Urlaub in den USA ist für Kinder und Erwachsene ein großes Abenteuer. Diesen Traum verwirklichte Bloggerin Elly sich und ihren drei Kindern (im Alter von sieben bis 10 Jahren). Das Besondere: Sie ist alleinerziehend und unternahm den Roadtrip mit dem Wohnmobil ohne weitere Begleitung eines Erwachsenen. Im Interview verrät die reiseerfahrene Mutter und Betreiberin des Blogs elly-unterwegs.de, worauf beim Urlaub mit Kindern besonders zu achten ist und gibt Reisetipps speziell für Alleinerziehende.

BDAE: Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, dass du mit deinen drei Kindern alleine durch die USA reisen wolltest?

Elly: Die Reaktionen waren unterschiedlich. Einige reagierten mit Unverständnis. Es kamen Aussagen wie „Mit Kindern um die halbe Welt fliegen, sowas macht man, wenn die Kinder erwachsen sind!“. Manche sagten, dass sie es toll finden, aber sich selber so etwas nie trauen würden. Andere wiederum freuten sich, dass meine Kinder so viel erleben dürfen. Und dann gab es diejenigen, die seit Wochen versuchten, mir diese Reise auszureden, immerhin sei es „an der Nordsee genauso schön wie an der US-Westküste“.

BDAE: Viele Alleinerziehende haben Bedenken vor einer größeren Reise ganz allein mit Kindern – ging dir das genauso?

Elly: Natürlich kamen mir auch solche Gedanken. Es läuft nie alles so glatt wie man es plant. Am meisten Sorge hatte ich, dass ich krank werde könnte. Daher hatte ich mir eine gut gefüllte Reiseapotheke mitgenommen. Oder dass wir eine Panne haben könnten. Für den äußersten Notfall kannten meine Kinder auch die Notrufnummern der USA und sie konnten die beiden Handys bedienen, die wir dabei hatten. Und natürlich beachteten wir bei der Routenplanung, nicht in gefährliche Gebiete zu fahren. Als Vorbereitung auf eine größere Reise war es auch sinnvoll, vorher schon kleinere Touren mit den Kindern zu unternehmen. Das hatte ich auch gemacht, deshalb wusste ich, dass wir ein super Team sind.

BDAE: Eine Reise mit drei Kindern zu planen, kann eine Herausforderung sein. Wie hast du es geschafft, dass alle mit dem Reiseplan zufrieden waren?

Elly: Zur Routenplanung für die USA hatte ich einen Reiseführer gekauft, die Kinder hatten ihn sich in Ruhe angesehen und dann ihre Wünsche mitgeteilt. Ich versuchte, diese Wünsche unterzubringen. Aber alles klappte nicht immer, wie zum Beispiel Disneyland oder der Zurück-in-die-Zukunft-Teil in den Universal Studios. Allgemein wussten die Kinder aber, dass mein Programm auch immer Zeiten fürs Toben, Spielen und Selber-Entdecken enthalten würde. Sie sind sowieso gerne in der Natur unterwegs.

BDAE: Hattest du alles im Voraus oder spontan vor Ort gebucht?

Elly: Obwohl mir viele gesagt hatten, es sei am entspanntesten, alles vor Ort zu buchen, ging ich lieber auf Nummer sicher und reservierte alles von zu Hause aus. Ich wollte nicht abends irgendwo noch mit drei müden Kindern eine Unterkunft oder einen Campground suchen müssen. In meinem Artikel „Ellys Eleven – In 11 Schritten zum fertig geplanten Roadtrip“ gehe ich auf dieses Thema auch ein.

BDAE: Was muss auf Reisen mit Kindern unbedingt mit ins Gepäck?

Elly: Die Kinder bekamen immer ihren eigenen Rucksack mit. Darin waren Stifte, Mal- und Rätselbücher und ein Spielzeug. Meine Zwillinge hatten zudem noch ihr Kuscheltier mitgenommen. Außerdem kam auch für die Kinder eine Reiseapotheke ins Gepäck. Außerdem bekamen alle drei noch ein Reisetagebuch und eine Kamera, damit auch eigene Erinnerungen festgehalten werden konnten.

„Das Lieblingsspielzeug muss immer griffbereit sein“

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BDAE: Welche Tipps hast du für alleinerziehende Eltern, die mit ihren Kindern reisen wollen?

Elly: Ganz wichtig: immer die Dokumente griffbereit mit sich führen. Es kam schon vor, dass Alleinerziehende nicht einreisen durften, weil sie keine Erlaubnis inklusive Kontaktdaten und Kopie des Ausweises des anderen Sorgeberechtigten dabei hatten – obwohl rein rechtlich der Reisepass des Kindes als Dokument ausgereicht hätte. Viele nehmen auch Kopien der Geburtsurkunden mit, um die eigene Elternschaft nachzuweisen. Dieses strenge Vorgehen dient dazu, Kindesentführungen vorzubeugen.

In die Rucksäcke der Kinder kommt ihr Lieblingsspielzeug, ein Getränk und etwas Obst oder frisches Gemüse. Das ist dann immer griffbereit, gleichzeitig haben sie unterwegs die Hände frei. Wenn die Kinder dann zwischendurch Hunger oder Durst haben, können sie sich selber etwas aus dem Rucksack nehmen. Und das fühlt sich für sie immer schon ganz „groß“ an!

Ich binde meine Kinder überall ein – lasse sie zum Beispiel auch mal nach Schildern Ausschau halten oder eine Tankstelle suchen. Auch wenn man sie selber schon gesehen hat, lasse ich die Kinder sie „entdecken“, das macht sie dann sehr glücklich und stolz. Auch wichtig: jeden Tag Spielzeit einplanen. Kinder wollen rennen, toben, sich bewegen und ihre Umgebung erkunden. Ich schaue oft schon vorher bei Google Maps, wo es Spielplätze gibt.

Man sollte sich außerdem nicht scheuen, Hilfe anzunehmen. Als ich vor einigen Jahren alleine mit meiner damals anderthalbjährigen Tochter nach Italien geflogen bin, hatte ich zum Beispiel keine Hemmungen, starke Männer zu bitten, meinen Buggy die Treppe hinunter zu tragen.

BDAE: Welche Bedeutung hat aus deiner Sicht das Reisen für Kinder?

Elly: Es gibt inzwischen mehrere Studien, die belegen, dass Reisen Kinder glücklicher macht als Spielzeug – und auch klüger! Die Gehirnentwicklung wird positiv beeinflusst, außerdem können sich Kinder, die viel gereist sind, besser konzentrieren und bringen bessere Schulleistungen.

„Die Kinder lernen, Familienzeit zu schätzen“

Es ist schön, die Kinder für andere Länder und Kulturen zu öffnen. So gehen sie ebenso offen und ohne Vorurteile auf andere Menschen zu und lernen, die Menschen nach Charakter und Persönlichkeit zu beurteilen und nicht nach Herkunft, Religion oder Hautfarbe. Und die Kinder erleben selbst, dass es nicht überall so ist wie in Deutschland und dass nicht überall auf der Welt alles so selbstverständlich ist, wie man es hierzulande kennt.

Reisen durch die vielen Naturparks sensibilisieren die Kinder für unsere Natur. Kinder nehmen von Reisen Erinnerungen und Erfahrungen mit, die sie in der Schule in dieser Form nicht bekommen. Sie werden offener für die Welt und erweitern ihren eigenen Horizont. Ebenfalls ein schöner Nebeneffekt: Die Kinder lernen, Familienzeit wertzuschätzen. Denn im Urlaub haben Eltern endlich mal richtig viel Zeit für die Kinder. Dadurch behalten sie die Reisen mit den Eltern bzw. mit Mama oder Papa ihr Leben lang in Erinnerung.

BDAE: Was ist für dich das Schönste auf Reisen mit deinen Kindern?

Elly: In erster Linie: Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können, ohne die ganzen Alltagspflichten. Außerdem: Die Welt mit den Augen der Kinder zu sehen und zu erleben. Kinder sehen Kleinigkeiten, die Erwachsenen oft entgehen. Sie sehen den Schmetterling auf dem Stein sitzen, die blühende Blume am Wegesrand, die kleine Eidechse an der Mauer und so vieles mehr. Kinder sehen die Welt einfach anders, das merke ich auch oft daran, woran sie sich nach Monaten noch erinnern. Es ist auch immer wieder faszinierend für mich, wie Kids auf Spielplätzen ohne Vorurteile aufeinander zugehen – da spielt auch die Sprachbarriere keine Rolle. Sie verständigen sich irgendwie und wenig später sieht man sie alle zusammen lachend über den Spielplatz toben. Davon können sich viele Erwachsene eine Scheibe abschneiden!

Das Interview wurde uns von CamperDays, einem Vergleichsportal für Miet- und Wohnmobile zur Verfügung gestellt.

Camper Days beriet und unterstützte die Familie bei ihrer dreiwöchigen Reise im Westen der USA.

www.camperdays.de

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juli des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.