Leben und Arbeiten in Dänemark: Erfahrungsbericht einer Studentin
Das Leben fernab des Komforts seines eigenen Zuhauses ist nicht für jeden das Richtige, vor allem dann nicht, wenn sich dieses in einem anderen Land abspielt, in dem die eigene Muttersprache nicht gesprochen wird. Vor etwa vier Jahren stand ich vor der schweren Entscheidung, ob ich in Deutschland oder im Ausland studieren sollte.
Ich wusste schon damals, in welche Richtung mein Studium gehen sollte und dass der Studiengang International Business sehr spannend klang und definitiv zu mir passen würde. Ich hatte mich natürlich vorher gut informiert und fand einige vielversprechende Business-Schulen in Deutschland, jedoch fragte ich mich, ob ein International Business Studium in der Heimat den Zweck tatsächlich erfüllen würde. Würde ich nach dem Studium in Deutschland wirklich gut darauf vorbereitet sein, später im internationalen Kontext zu arbeiten?
Meine Antwort war damals ‚Nein’ und nach vier Jahren im Ausland hat sich diese Meinung nicht geändert. Denn wie kann man mit anderen Managern aus dem Ausland mithalten, wenn man nur sein eigenes Land kennt und lediglich weiß, wie man mit seinen eigenen Landsleuten umgehen soll?
Dementsprechend war meine schwere Entscheidung nach etwas längerem Überlegen nicht mehr so schwer, und ich musste nur noch ein Zielland auswählen. Dabei kamen zwei Optionen für mich infrage: Holland und Dänemark. Obwohl ich mir wünschte, etwas weiter wegzuziehen, wusste ich, dass meine Familie mich gerne in der Nähe haben würde. Vor allem, da ich während meiner Schulzeit einen Austausch in den USA für ein Jahr gemacht hatte und die Distanz meiner Familie schon sehr zugesetzt hatte.
Beide Länder hatten sehr berühmte Universitäten und natürlich gehören diese Länder auch zu der EU. Dementsprechend fielen viele regulatorische Aspekte für mich als EU-Bürgerin weg, die eine Auswanderung immens erleichterten. Nach langem Hin und Her entschied ich mich jedoch für Dänemark, da die Universitäten dort keine Studiengebühren erheben, während in den Niederlanden ein Semester um die 1.000 Euro kostet.
Große Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche in Aarhus
Nachdem ich eine Zusage von der Aarhus Universität bekommen hatte, begann ich mit intensiven Vorbereitungen für meine Auswanderung. Dabei half mir die Seite Work in Denmark sehr, da ich dort alle wichtigen Schritte für die Ankunft in diesem Land erfuhr. Die meisten Dinge konnte ich erst nach meiner Ankunft in Dänemark erledigen, folglich hatte für mich die Wohnungssuche während der letzten Monate in Deutschland Priorität.
Lass es euch gesagt sein, es ist fast unmöglich, eine günstige Wohnung in Aarhus zu finden! Ich brauchte ganze drei Monate, bis ich endlich zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen wurde und sogar da waren meine Chancen, die Wohnung tatsächlich ergattern zu können, sehr gering. Natürlich nutzte ich bei der Suche alle vorhandenen Seiten, ob diverse Facebook-Gruppen, die Universitätswohnheim-Seite, normale Wohnseiten oder Zeitungen, ich nutzte jedes erdenkliche Medium. All dies funktionierte jedoch nicht, und die Frustration wuchs nach jeder Enttäuschung. Die Nutzung von Facebook zeigte mir, wie schwer es ist, eine Wohnung in Aarhus zu finden. Jedesmal, wenn jemand ein freies Zimmer in den Gruppen postete, kommentierten schon in der ersten Minute acht Leute und wollten gerne das Zimmer besichtigen. Auch die Universitätsseite zeigte mir, dass ich fast kaum Chancen hatte, eine Wohnung dort zu bekommen, da für alle Wohnungen eine sehr lange Warteliste vorhanden war.
Und obwohl ich schließlich sogar der Seite Boligportal beigetreten bin – ein Portal speziell für Wohnungssuchende in Dänemark – und für die Mitgliedschaft um die 20 Euro pro Monat zahlen musste, bekam ich eigentlich nur Absagen. Erst zwei Wochen vor dem Beginn meines Studiums erhielt ich endlich eine Einladung für eine Wohnungsbesichtigung und dann später die Zusage für das Zimmer.
Danach ging alles eigentlich ganz schnell. Innerhalb von wenigen Tagen waren meine ganzen Sachen gepackt und ich saß in einem kleinen Bus auf dem Weg in mein neues Leben.
Eingewöhnungswoche half beim Neuanfang
Die ersten Tage in Dänemark waren sehr spannend. Ich hatte zum Glück drei sehr nette Mitbewohnerinnen, die mir die Stadt zeigten und mir beim Eingewöhnen halfen. Als dann endlich mein Studium begann, lernte ich noch mehr Leute in Aarhus kennenlernen, mit denen ich etwas unternehmen konnte. Dabei half die „Intro Woche“ meiner Universität sehr. Diese Eingewöhnungswoche findet vor dem offiziellen Studienbeginn statt, und ich rate jedem dazu, diese Möglichkeit wahrzunehmen, wenn sie vorhanden ist. Vor allem, wenn man so wie ich gerade in ein neues Land oder in eine neue Stadt gezogen ist, erweist sich dieser Schritt als äußerst hilfreich.
Diese Woche wird von Studenten organisiert, die Neuankömmlingen nicht nur vieles bezüglich des Studiums und des Lebens in Dänemark beibringen, sondern auch viele Aktivitäten und Events veranstalten, so dass neue Studenten es einfacher haben, andere Studenten kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen. Ich habe fast alle meine Freunde in Aarhus auf dieser Intro Woche kennengelernt und bin auch mit vielen Studienkollegen und Professoren ins Gespräch gekommen.
In dieser Woche organisierte die Universität auch einen Tag, an dem die Kommune in Aarhus zu Besuch kam und internationalen Studenten dabei half, sich zu registrieren und das sogenannte Residence Permit zu beantragen.
Auf Jobsuche in Dänemark
Nach einigen Wochen in Aarhus wurde mir schnell bewusst, dass ein Leben in dieser Stadt sehr teuer ist und dass ich mir dringendst einen Job suchen musste. Lebensmittel und andere Konsumgüter sind in Dänemark um einiges teurer als in Deutschland. Vor allem das Ausgehen mit meinen neuen Freunden wurde nach einigen Wochen sehr problematisch, da zum Beispiel ein Kinobesuch schon rund 13 Euro kostet (nur die Karte) und Restaurant oder Pub-Besuche auf Dauer sehr preisintensiv wurden.
Dementsprechend stand ich vor dem Problem, einen Job in einem fremden Land zu finden, wo ich die Sprache trotz eines Sprachkurses nicht beherrschte. Freunden sagten mir, dass ich mit meinen „Qualifikationen“ eigentlich nur drei Optionen hätte: bei einer Putzagentur zu arbeiten, in einem Restaurant Teller zu waschen oder für eine internationale Firma als Werkstudent tätig sein.
Ich wollte schon immer gerne während meines Studiums Erfahrungen in den Bereichen sammeln, in denen ich später arbeiten würde, deshalb entschied ich, mich bei bekannten dänischen Firmen wie Arla, Bestseller etc. zu bewerben. Allerdings waren meine Chancen sehr gering, dort eine Werkstudentenstelle zu erlangen, da auch viele andere Studenten dieselbe Idee hatten.
Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als ich zum Glück noch eine letzte Chance auf einen solchen Job bekam. Jedes Semester veranstaltet meine Universität ein Event, bei dem Studenten die Möglichkeit erhalten, viele lokale und internationale Firmen zu treffen und mit deren Mitarbeitern über freie Stellen zu sprechen. Das Event heißt „Company Dating“, und dort habe ich die Firma Trendhim entdeckt, für die ich zurzeit tätig bin.
Dänen schätzen Work-Life-Balance
Ich freue mich wirklich über die Stelle in dieser Firma, da ich durch meine Zeit dort einen guten Einblick in die dänische Arbeitskultur bekommen habe. Ich habe schnell gemerkt, wie wichtig es für Dänen ist, dass Angestellte eine erfüllende und schöne Zeit während der Arbeit haben. Es wird viel Wert auf Harmonie und Mitarbeiterzufriedenheit gelegt, und viele meiner internationalen Freunde, die auch für dänische Firmen arbeiten, können diese Tatsache bestätigen und erleben dies Tag für Tag.
Die Arbeit bei Trendhim ermöglicht es mir nicht nur Erfahrungen für meine Zukunft zu sammeln, sondern auch viel über die dänische Kultur zu lernen und meine interkulturellen Fähigkeiten weiter auszubauen, da das Unternehmen zahlreiche internationale Angestellte beschäftigt.
Dies hat mich weiter in meiner Entscheidung bestätigt, mein Studium im Ausland zu absolvieren, da ich so jede Woche hautnah erleben kann, wie es ist mit Menschen zu arbeiten, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nach meiner Zeit in Dänemark bestens vorbereitet bin, um für ein multinationales Unternehmen tätig zu sein.