„Die Menschen von den Kapverden haben einen unverwechselbaren Charme“
Im Interview mit dem Premier- und Tourismusminister von den Kapverden, Ulisses Correia e Silva, sprach der BDAE über die Freude, die Magie von Musik und Tanz in seiner tropischen Heimat sowie von Cachupa und Zackenbarsch-Gerichten. Das Interview wurde uns von der TUI Group zur Verfügung gestellt.
BDAE: Sehr geehrter Herr Premierminister, wie heißen Sie Touristen auf den Kapverden willkommen?
Correia e Silva: Ich würde sagen: Willkommen im Land von Morabeza. Morabeza ist das Wort, das wir verwenden, um unsere Gastfreundschaft auszudrücken. Es vermittelt die Freundlichkeit und die Lebensfreude unseres Volkes und unserer Kultur. Die Kapverdischen Inseln sind ein einzigartiges, unverfälschtes und unvergessliches Reiseziel, das das ganze Jahr über von der Sonne verwöhnt ist. Bei uns sagt man: Morabeza kann man nicht beschreiben, man muss es spüren.
BDAE: Was ist der besondere Charme der Kapverden?
Correia e Silva: Die Kapverden sind eine Inselgruppe von zehn Inseln mit rund 500.000 Einwohnern. Jede Insel ist anders und hat ihre ganz eigenen Besonderheiten. Unsere Geschichte, die Menschen und unsere Kultur haben einen unverwechselbaren Charme. Wir sind ein kreolisches Volk mit verschiedenen Abstammungen: Der kulturelle Reichtum unserer Bevölkerung zeigt sich zum Beispiel in unserer Musik, die auch ein Ergebnis dieser Verschmelzung der Kulturen ist.
Unser Land besitzt viele besondere Reize. Insbesondere unsere Geschichte ist interessant. Cidade Velha, das historische Zentrum von Ribeira Grande, war der erste europäische Kolonialstützpunkt in den Tropen und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt liegt im Süden der Insel Santiago und zeichnet sich durch eindrucksvolle Überbleibsel des ursprünglichen Straßenbildes aus, darunter zwei Kirchen, eine königliche Festung und dazu der Pillory Square mit seiner kunstvoll verzierten Marmorsäule aus dem 16. Jahrhundert.
Abgesehen von der Geschichte ist jeder Besucher der Kapverden sofort fasziniert von der Vielfalt des Landes. Angefangen bei den abgelegenen weißen Sandstränden auf Sal, Boa Vista und Maio über die Schönheit der Berge und Täler von Santo Antão, São Nicolau und Santiago sowie dem majestätischen Vulkan von Fogo bis hin zur Magie der Musik und Kultur von São Vicente. Man kann sich nur schwer dem Zauber entziehen, der von dem Frieden und der Ruhe ausgeht, die unser Land prägen.
BDAE: Welche sind Ihre Lieblingsorte, -strände und -festivals auf den Kapverden?
Correia e Silva: Es gibt hier viele Möglichkeiten. Ich würde jedem empfehlen, sie alle zu erkunden. Wir haben Weltkulturstätten, schöne Strände, einen aktiven Vulkan, großartige Berge und spektakuläre internationale Musikfestivals.
Ich empfehle den Besuchern sehr, im Februar am Karneval von Mindelo auf den São Vicente Inseln oder dem Karneval von São Nicolau teilzunehmen. Das sind tolle Veranstaltungen. Ebenso würde ich unsere Festivals und lokalen Festlichkeiten empfehlen. Es gibt Musikfestivals, wie unter anderem Baia das Gatas in São Vicente, Santa Maria in Sal und Gamboa in Praia, die im ganzen Land an unseren schönen Stränden stattfinden. Unser Volk hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Musik und Tanz.
Heutzutage haben die Kapverden große Bekanntheit mit ihrem Jazz Festival, dem Kriol Jazz Festival, erlangt. Es findet im Herzen der Hauptstadt Praia statt und gilt bereits als eines der fünfundzwanzig besten Jazz-Festivals der Welt, bei dem mehrere hochrangige nationale und internationale Jazz-Musiker gemeinsam auf einer Bühne auftreten.
BDAE: Was ist Ihr persönlicher Tipp für ausländische Besucher auf den Kapverden? Was sollte niemand bei einem Besuch Ihres Landes versäumen?
Correia e Silva: Sie sollten einfach das kapverdische Erlebnis genießen. Jede Insel der Kapverden ist anders und besitzt etwas Einzigartiges. Entdecken Sie unseren Inselstaat und genießen Sie die großartigen kulturellen Events, die Vielfalt und Einzigartigkeit der Landschaft. Erleben Sie unsere fantastische und reichhaltige Küche und genießen Sie unsere Musik gemeinsam mit den Musikern und den Einheimischen.
BDAE: Welche lokalen Speisen würden Sie persönlich einem Freund und Gast anbieten?
Correia e Silva: Die kulinarischen Wurzeln der Kapverden sind in unserer Geschichte und Kultur verankert. Unsere Gastronomie basiert stark auf der portugiesischen Küche, besitzt jedoch ihre eigene Identität und lokale Zubereitungsweise. Fisch und Meeresfrüchte, mit einer großen Artenvielfalt, vom Hummer bis Tintenfisch, Thunfisch bis Zackenbarsch, gehören zu unseren täglichen Genüssen. Dennoch ist ohne jeden Zweifel Cachupa das Nationalgericht der Inseln. Das ist ein Eintopfgericht aus Mais und Bohnen mit Fisch oder Fleisch. Mit Cachupa fühlen sich Kapverdianer überall daheim.
Es gibt auch viele andere Gerichte, die ich empfehlen würde. Xerem, getrockneter Mais, der im Mörser so fein wie Reis zerstoßen wird, bildet die Grundlage von Festessen. Kuskus, der noch feiner gemahlen ist und in einem speziellen Keramiktopf namens Binde gedünstet wird, ist ein besonderer Genuss, der heiß mit Butter und Milch serviert wird (Kuskus ku leite). Dann noch Modje aus São Nicolau und Djagacida aus Fogo.
Die kapverdische Küche ist sehr vielfältig und sicherlich eines der besten Erlebnisse. Sie ist gesund und gleichzeitig lecker. Man kocht mit Liebe und Leidenschaft - Essen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gastfreundschaft.
BDAE: Welche Jahreszeit eignet sich am besten für einen Besuch der Kapverden?
Correia e Silva: Die Kapverdischen Inseln sind ein Reiseziel, das man zwölf Monate im Jahr gut besuchen kann. Wir haben ein angenehmes Klima mit viel Sonnenschein. Sie können die Strände das ganze Jahr über besuchen. Die Kapverden haben zu jeder Jahreszeit eine Menge zu bieten und halten verschiedenste Erlebnisse bereit. Dies betrifft insbesondere Kultur- oder Sportveranstaltungen. Wir sind das perfekte Reiseziel für Europäer und Amerikaner, die dem Winter entfliehen möchten und eine ebenso gute Alternative in der Sommerzeit. Unsere Besucher können an 365 Tagen im Jahr sowohl die Natur als auch das kulturelle Leben genießen.
BDAE: Wie wichtig ist der Tourismus auf den Kapverden?
Correia e Silva: Der Tourismus bildet eine der zentralen Säulen der kapverdischen Wirtschaft. Für das allgemeine wirtschaftliche und soziale Wachstum des Landes hat er eine große Bedeutung. Er bildet über 20 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts (BIP) und ist eine der Haupteinkommensquellen vieler kapverdischer Familien. Außerdem leistet er einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Bekanntheit des Landes und spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung ausländischer Investitionen.
Die Bedeutung des Tourismus ist den Unternehmen, Institutionen, Organisationen, dem öffentlichen und dem privaten Sektor sowie vor allem unseren Bürgern bewusst. Wir sind tolerante und offene Menschen. Die Kapverden sind ein Land, in dem das Gesetz und die Menschenrechte respektiert werden.
Die Tourismusentwicklung auf den Kapverden hat in den vergangenen Jahren ihre Dynamik beibehalten - trotz aller internationaler Herausforderungen. Heute haben wir nahezu eine halbe Million internationale Gäste.
Wir sind davon überzeugt, dass die Investitionen, die die Regierung tätigt, sowie der hohe Stellenwert des Tourismus zu weiteren Investitionen und somit auch zu mehr Besuchern führen werden. Wir erwarten, dass sich die Zahl der Besucher verdoppelt, indem wir private Investitionen, den Bau von Infrastruktur sowie die Qualifizierung aller damit verbundenen Aspekte unterstützen.
Wir entwickeln und fördern ein unternehmerfreundliches Umfeld, bei dem Investoren Transparenz und völlige Rechtssicherheit genießen. Wir arbeiten auch an der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen in der Tourismusbranche, mittels Projektentwicklung und Förderprogrammen.
Die Kapverden sind ein aufstrebendes Urlaubsziel. Sie haben ein ehrgeiziges Programm, um den Tourismus in Ihrem Land noch weiter zu entwickeln.
BDAE: Was sind die Hauptpunkte dieser Entwicklungsstrategie?
Correia e Silva: Die Kapverden möchten ein Land sein, das für die Welt von Nutzen ist. Wir wissen um unsere günstigen Voraussetzungen als kleiner Inselstaat. Wir haben eine vielfältige und große Diaspora, die auf alle Kontinenten verteilt ist. Und wir wissen, dass wir einen privilegierten Standort besitzen - mitten im Atlantischen Ozean, zwischen Europa, Afrika, Nordamerika, Mittelamerika und Südamerika. Als Wirtschaft spezialisieren und konzentrieren wir uns auf Dienstleistungen.
Tourismus ist eine zentrale Säule der Wirtschaft. Sie muss die Chancen nutzen, die sich aufgrund der Lage unseres Landes in der Welt bieten. Wir wollen dies durch die Förderung eines guten unternehmerischen Umfelds und die Entwicklung eines starken und verlässlichen privaten Sektors erreichen.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass die Besucherzahlen jährlich steigen und wir im Jahr 2021 eine Million Gäste begrüßen dürfen. Durch gute Strategien sollen Anreize für den privaten Sektor geschaffen und Investitionen aus dem Ausland gefördert werden. Wir möchten ein wettbewerbsfähiges und attraktives Finanz- und Steuersystem aufbauen, ein hervorragendes unternehmerisches Umfeld schaffen sowie eine beständige Versorgungskette durch zeitgemäße Landwirtschafts- und Fischereibetriebe entwickeln.
BDAE: Wie sollte sich ein Urlauber auf den Kapverden verhalten, um den Einheimischen ein Lächeln zu entlocken? Und was würden die Einheimischen tun, um Urlauber zum Lächeln zu bringen?
Correia e Silva: Um Jemanden von den Kapverden zum Lächeln zu bringen, muss man normalerweise gar nichts tun. Unser Lächeln ist echt und ein authentischer Teil von uns. Ich bin sicher, dass Besucher ab dem ersten Moment lächelnde Menschen erleben werden.
Lächeln ist Teil unserer Morabeza. Wir wissen genau, dass Glücksgefühle den Urlaub ausmachen, und genau das streben wir an. Wir arbeiten für das Glück unserer Einwohner ebenso wie für das Glück unserer Besucher.
Länderdaten Kapverden:
Fläche: 4.033 km²
Einwohnerzahl: 524.000
Hauptstadt: Praia
Amtssprache: Portugiesisch
Lage: im Zentralatlantik vor der Westküste Afrikas
Gründung der Republik: 5. Juli 1975