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Leben und arbeiten auf Mallorca: Ein paar Grundregeln

Kaum eine Insel übt auf die Deutschen eine derartige Faszination aus wie Mallorca. Seit die BILD-Zeitung im Jahr 1993 im Zuge eines Sommerlochs titelte „Mallorca soll deutsch werden“, wird die Baleareninsel mal scherzhaft, mal ernster als das 17. Bundesland bezeichnet. Tatsache ist: Kein internationaler Flughafen wird von den Bundesbürgern häufiger angesteuert als Palma de Mallorca. Allein 2015 landeten dort insgesamt mehr als vier Millionen Deutsche.

Die meisten von ihnen sind Touristen, die sich ein paar schöne Tage am Strand machen wollen. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass im Urlaub unter der mallorquinischen Sonne der Wunschtraum reift, dauerhaft auf der Insel zu leben. Nicht wenige setzen diese Überlegung in die Tat um. Laut Statistik sind 2014 mehr als 6.000 Deutsche nach Spanien ausgewandert – ein Großteil zog es dabei nach Mallorca.

Die erfolgreiche Auswanderersendung „Goodbye Deutschland“ begleitet seit zehn Jahren Menschen, die sich unter anderem eine Existenz auf dem schönen Eiland aufbauen wollen. Inzwischen gibt es mit „Viva Mallorca“ sogar einen überaus erfolgreichen Ableger des Formats.Immobilien auf

Mallorca wieder teurer

Wer sich auf Mallorca niederlässt und komfortabel leben möchte, muss schon etwas Kleingeld mitbringen. Seit 2016 steigen die Immobilienpreise wieder signifikant. Laut dem Center for Real Estate Studies (CRES) stieg das Preisniveau im Südwesten der Insel um gut zwei Prozent, so dass Käufer rund 5.150 Euro pro Quadratmeter zahlen mussten. Bei besonders hochwertiger Ausstattung liegen die Kosten bei 7.400 Euro pro Quadratmeter. Am günstigsten ist bislang der Süden, wo Käufer rund 3.000 Euro pro Quadratmeter investieren müssen.

Um sich ein angenehmes Leben auf Mallorca ermöglichen zu können, müssen Auswanderer einen wirklich ausgefeilten Plan haben. Ein Arbeitnehmerverhältnis auf der Insel zu finden, ist sehr schwierig. Allenfalls im Tourismusgewerbe können Deutsche relativ gut Fuß fassen. Zwar hat sich ganz Spanien von der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 einigermaßen erholt und auch die Arbeitslosenquote sank in diesem Jahr erneut, allerdings liegt sie noch immer bei knapp 20 Prozent. Allein auf den Balearen haben sich im Juni 2016 mehr als 46.000 Personen arbeitslos gemeldet.

Wer also sein (finanzielles) Glück auf der Trauminsel machen möchte, muss wahrscheinlich Existenzgründer werden und eine gute Geschäftsidee im Koffer dabei haben.

Auswanderer müssen Ausländernummer beantragen

Unabhängig davon, ob Deutsche auf Mallorca ihr eigenes Business aufziehen oder ein Angestelltenverhältnis finden, eine Arbeitserlaubnis ist aufgrund des Freizügigkeitsabkommens nicht erforderlich. Was aber jeder beantragen muss, um dort leben und arbeiten zu können, ist die so genannte Ausländernummer, die numéro de identificación extranjero, kurz NIE. Diese Nummer ist zugleich die Steuernummer (numéro de identificación fiscal, kurz NIF). Darüber hinaus müssen sich Deutsche und andere EU-Bürger, die sich länger als drei Monate in Spanien aufhalten, in das Ausländerregister eintragen lassen. Das erforderliche Antragsformular und alle für den Spanien-bedingten Aufenthalt erforderlichen Anträge sind hier online verfügbar.

Eintritt ins spanische Sozialversicherungssystem

Wer eigeninitiativ nach Mallorca geht und dort arbeitet, ist übrigens auch in Spanien versichert und muss dementsprechend in das spanische Sozialversicherungssystem einzahlen. Das bedeutet auch, dass man ohne eine zusätzliche private Auslandskrankenversicherung lediglich die staatlichen Gesundheitseinrichtungen der Insel in Anspruch nehmen kann und auch keine freie Arztwahl hat. Welche Probleme dies mit sich bringen kann, zeigt dieser Beitrag.

Auch wenn Reisende im Urlaub sehr gut ohne Spanischkenntnisse auskommen und viele Mallorquiner insbesondere im Tourismussektor gut Deutsch sprechen, so sollten deutsche Auswanderer sich zumindest Grundkenntnisse aneignen, um mit lokalen Dienstleistern und Behörden vor Ort kommunizieren zu können. Wer sein eigenes Unternehmen gründen und womöglich Einheimische als Zielgruppe bedienen will, der sollte fließend Spanisch sprechen können.

Interkulturelle Tipps für Mallorca

Gesprächskultur: Spanier gestikulieren beim Reden sehr heftig und stehen grundsätzlich sehr dicht beieinander, was bei den Distanz gewohnten Deutschen für Irritationen sorgen kann. Stellen Sie sich zudem darauf ein, dass Sie in der Unterhaltung oft unterbrochen werden. Dies ist jedoch keineswegs unhöflich gemeint, sondern signalisiert im Gegenteil Interesse. Zudem ist die spanische Kommunikation eher indirekt, gewöhnen Sie sich also daran, zwischen den Zeilen zu lesen beziehungsweise zu hören und vermeiden Sie es ebenfalls, zu plakativ und geradeheraus zu sprechen.

Seien Sie nicht erschrocken, wenn Spanier Sie berühren. Wangenküsschen zur Begrüßung sind selbst dann normal, wenn es sich um den Erstkontakt handelt. Hüten Sie sich allerdings davor, Einheimischen gegenüber, die sie noch nicht gut kennen, allzu kumpelhaft zu behandeln, etwa durch Schulterklopfen oder Ähnliches.

Gute Small-Talk-Themen sind spanischer Wein und Sherry, Sport, Familie und Kinder und Deutschland als Ihr Heimatland. Vermeiden sollten Sie Themen wie den Spanischen Bürgerkrieg und den Zweiten Weltkrieg, die separatistischen Basken und Katalanen, den spanischen Diktator Franco und Kritisches über den Stierkampf.

Pünktlichkeit: Spanier nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht allzu genau. Bewerten Sie es also nicht als Affront, wenn ihr Kontakt eine gute halbe Stunde zu spät kommt. Dies ist nicht zwangsläufig ein Zeichen von Respektlosigkeit.

Kleidung: In Spanien wird viel Wert auf Eleganz gelegt und viele Menschen definieren ihren Status über ihr Outfit. Als besonders wichtig werden Schuhe erachtet. Tragen Sie stets hochwertiges und sauberes Schuhwerk, wenn Sie geschäftlich oder beispielsweise in Restaurants unterwegs sind. Zeigen Sie zudem möglichst wenig nackte Haut in der Öffentlichkeit.

Essen: Anders als in Deutschland sucht man sich in einer spanischen Gaststätte nicht selbstständig einen Tisch, sondern wird zu diesem hingeführt. Auch wenn es manchmal etwas irritierend anmutet, aber selbst am Tisch geht es sehr lebhaft zu, und es ist nicht ungewöhnlich, während des Essens aufzustehen oder den Platz zu wechseln. Getrennt zu zahlen ist übrigens ein No-Go, die Rechnung wird immer gemeinsam beglichen.

Gastgeschenke: Sind Sie privat bei einem Spanier zu Hause eingeladen, bringen Sie stets ein kleines Gastgeschenk mit. Gern gesehen sind Blumen, Kuchen, Schokolade oder Selbstgebackenes. Sind Sie selbst Gastgeber und erhalten ein Geschenk, so wird erwartet, dass Sie dieses in Gegenwart des Schenkenden öffnen.

Geschlechterrollen: Machismos und Chauvinismus sind immer noch weit verbreitet in Spanien. Dazu gehört auch, dass Spanier immer noch stark in Klischees und traditionellen Geschlechterrollen denken. So gilt es noch immer als selbstverständlich, dass Frauen sich um den Haushalt kümmern und auch das offensive Anflirten anderer Frauen auf der Straße wird nicht als Affront gewertet.

Religion: Die Spanier sind ein sehr religiöses Volk. Dementsprechend wird beispielsweise öffentliches Fluchen nicht gerne gesehen. Für Kirchenbesuche gibt es eine ungeschriebene Kleiderordnung, die darauf abzielt, möglichst viel zu verhüllen und Respekt auszustrahlen.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Dezember 2016 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.