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© Diogo, AdobeStock

BDL legt Jahreszahlen zur Luftverkehrsentwicklung 2023 vor und gibt Ausblicke für 2024

Der Passagierluftverkehr nach der Pandemie ist auch in Deutschland im vergangenen Jahr weiter gewachsen.

Allerdings bleibt diese Entwicklung weiterhin deutlich hinter den anderen europäischen Ländern zurück. Die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen sind um zwanzig Prozent auf 197,2 Millionen gestiegen. Das Sitzplatzangebot an den deutschen Flughäfen erreichte 79 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

Deutschland bleibt auch 2024 auf deutlich niedrigerem Niveau

Die Lücke bei der Erholung des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie zwischen Deutschland und den anderen europäischen Ländern wird auch im Sommer 2024 (April bis Oktober) nicht schrumpfen. Das derzeit geplante Sitzplatzangebot an den deutschen Flughäfen steigt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozentpunkte auf 89 Prozent des Niveaus von 2019. Im übrigen Europa wächst der Luftverkehr dagegen voraussichtlich auf 104 Prozent des Niveaus von 2019 und lässt damit den Verkehrseinbruch der Corona-Pandemie endgültig hinter sich.

Deutsches Wachstum hält im Europavergleich nicht mit

Zwar befindet sich also die deutsche Luftfahrtbranche wieder im Aufwind, allerdings hinkt diese Entwicklung derjenigen in anderen europäischen Ländern hinterher. Denn im Schnitt liegt in Europa die Entwicklung mit 96 Prozent deutlich darüber. Europaweit scheint das wirtschaftliche Tal der Coronapandemie bereits überwunden. Das gilt auch für den Travel-Retail-Markt, zu dem etwa die Duty-Free-Läden in den Flughafengebäuden zählen.

Den Grund für die positive, aber zurückhaltende Entwicklung sieht der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) in den hohen staatlichen Standortkosten Deutschlands. Diese seien seit 2020 massiv angestiegen und lägen inzwischen deutlich über den Kosten an anderen europäischen Standorten, stellt BDL-Präsident Jost Lammers fest. „Die beschlossene erneute Erhöhung der Luftverkehrsteuer zum 1. Mai 2024 sowie die geplante Erhöhung der Luftsicherheitsgebühren im kommenden Jahr an vielen Standorten verschärfen diese Entwicklung weiter.“ 

Vor allem beim sogenannten Punkt-zu-Punkt-Verkehr, der viele Wirtschaftszentren Europas direkt miteinander verbindet, ist Deutschland 2023 noch weit hinter den übrigen europäischen Ländern zurückgeblieben. Während das Angebot der Punkt-zu-Punkt-Airlines in Deutschland nur 68 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreichte, stieg es im übrigen Europa auf 115 Prozent.

Inlandsflüge haben ebenfalls wenig Auftrieb in Deutschland. Zwar stieg an den beiden Drehkreuz-Flughäfen Frankfurt und München das Angebot an Zubringerflügen um 14 Prozent gegenüber 2022. Bei dezentralen innerdeutschen Strecken sank aber das Sitzplatzangebot 2023 weiter und beträgt nunmehr 25 Prozent des Wertes von 2019.

Außereuropäische Drehkreuze im Wachstum

Die deutsche Luftverkehrsbranche beobachtet den sich verstetigenden Trend, dass Passagierströme sich mehr und mehr an Drehkreuze verlagern, die außerhalb der Europäischen Union liegen. Wie eine langfristige Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, steigen Reisende auf dem Weg nach Afrika oder Asien immer häufiger außerhalb der Europäischen Union um. Oft erfolgt der Fliegerwechsel am Persischen Golf und in der Türkei. Von 2010 bis 2023 ist der Anteil der Umsteigerinnen und Umsteiger an Nicht-EU-Drehkreuzen auf Asien-Verbindungen von 37 auf 56 Prozent gestiegen. Bei Flügen von und nach Afrika ist der Anteil im gleichen Zeitraum von elf auf 30 Prozent geklettert.

„Die Drehkreuze außerhalb der EU profitieren von weiter zunehmenden wettbewerbsverzerrenden Belastungen an europäischen Standorten“, unterstreicht BDL-Präsident Lammers. 

Deutsche Luftfracht weiter an der Spitze

Trotz rückläufiger Frachtmengen haben die deutschen Luftfracht­standorte 2023 ihre Spitzenposition in Europa verteidigt. Mit 1,869 Millionen Tonnen verladenen Gütern hat sich Frankfurt vor London-Heathrow und Amsterdam als größtes Luftfracht-Drehkreuz behauptet. Insgesamt wurden an deutschen Flughäfen rund 4,7 Millionen Tonnen Luftfracht verladen. Das sind zwar sieben Prozent weniger als 2022. Doch zum Jahresende zeichnete sich eine Stabilisierung des Geschäfts ab.

Flugzeugbestellungen auf Rekordniveau

Wie groß der Erholungseffekt der Luftverkehrsbranche global betrachtet ist, zeigt auch die Nachfrage nach neuen Maschinen. Wie etwa die Statista-Grafik zeigt, ist die Zahl der Flugzeugbestellungen bei Airbus und Boeing nach ihrem starken Einbruch im ersten Jahr der Corona-Pandemie in bislang unbekannte Höhen aufgestiegen. Demnach hat der europäische Flugzeug-Riese Airbus so viele Aufträge wie noch nie erhalten: Im Jahr 2023 gingen bei dem Konzern Bestellungen für 2.094 Flugzeuge ein – ein Branchen-Rekord, der den bisherigen Spitzenwert von 1.503 Bestellungen aus dem Jahr 2013 übertrifft. Damit liegt das größte europäische Luftfahrtunternehmen deutlich vor dem Konkurrenten Boeing, der mit 1.576 Flugzeugen ebenfalls deutlich mehr Bestellungen verzeichnete als im Jahr zuvor.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus verzeichnet nun im fünften Jahr in Folge mehr Nettobestellungen als der US-Rivale Boeing. Boeing hat eine Zeit lang besonders unter Stornierungen der 737 Max gelitten, da nach zwei Abstürzen mit 346 Toten dieses Modell wegen Problemen mit einer Steuerungssoftware aus dem Verkehr gezogen wurde.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe März 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.