HIV: Europa weiter besonders betroffen
In Europa haben sich 2022 mehr als 110.000 Menschen mit HIV angesteckt. Das ist allerdings nur die Anzahl der Personen, bei denen das Vorhandensein des Virus auch diagnostiziert wurde – die Dunkelziffer der Betroffenen ist vermutlich deutlich höher.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der bestätigten Fälle leicht angestiegen. Insgesamt infizieren sich auf dem europäischen Kontinent etwa 12,4 Personen pro 100.000 Menschen.
Wie die Grafik von Statista mit Daten der WHO zeigt, ist die HIV-Neuinfektionsrate in Osteuropa besonders hoch, allen voran in Russland mit rund 38,4 Infektionen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, gefolgt von der Ukraine mit 29,8 Infektionen. Der Vergleich mit den anderen Regionen Europas offenbart, dass HIV im Osten seit Jahren ein großes Problem ist. Während die Infektionsraten in West- und Zentraleuropa über die vergangenen Jahre stets unter zehn geblieben sind, lag der Durchschnitt in Osteuropa 2022 bei rund 30,7 Infektionen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Damit ist die Quote zwar noch immer vergleichsweise hoch, befindet sich aber auf einem Zehnjahrestief. In Deutschland wurde 2022 bei insgesamt 3.239 Menschen HIV diagnostiziert – im Vorjahr waren es rund 1.000 Neuinfektionen weniger.
Insgesamt hat das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in 37 von 49 untersuchten Ländern (26 davon in der EU) einen Anstieg der HIV-Diagnosen registriert – teilweise mit Rekordwerten. Die Expertinnen und Experten nennen vor allem die Einwanderung von Menschen aus Krisengebieten als Grund für die Anstiege in West- und Zentraleuropa. Aber auch wieder normal funktionierende Betriebe der Gesundheitsdienste und Überwachungsmaßnahmen nach der Pandemie sowie die Ausweitung und Einführung neuer Teststrategien in vielen Ländern führte zu einem erheblichen Anstieg der HIV-Diagnosen in der gesamten Region.
Vor 40 Jahren hat die US-Gesundheitsbehörde CDC AIDS als eigenständige Krankheit erkannt. Durch die rasante Verbreitung des krankheitsauslösenden Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) in den Achtziger- und Neunzigerjahren entwickelte sich AIDS zu einer globalen Pandemie. Auch wenn die Krankheit durch Medikamente längst nicht mehr so ansteckend und tödlich wie früher ist, bleiben Stigmatisierung und Diskriminierung der Betroffenen alltäglich.