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Gesundheit

Take a break – eine Tanzpause wirkt Wunder!

© Miljan Živković, AdobeStock

Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik zeigt einen Zusammenhang zwischen Tanzbewegungen und Stimmungsregulierung.

Zwischen unseren Gefühlen und unseren Bewegungen besteht ein enger Zusammenhang. Wenn wir zum Beispiel glücklich sind, bewegen wir uns anders als wenn wir traurig sind. Das zeigt sich unter anderem in unserem Gang oder in unseren Gesten. Aber funktioniert das auch umgekehrt? Können Bewegungen und Gesten unsere Gefühle beeinflussen? Können wir durch die Art, wie wir uns bewegen, fröhlicher oder trauriger werden? Diesen Fragen ging ein interdisziplinäres Forschungsteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main nach.

Beteiligt waren auch das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen, die Universität Glasgow (Großbritannien) und die Technische Universität München. Das Team untersuchte die Auswirkungen von Tanzbewegungen auf emotionale Stimmungen und veröffentlichte die Ergebnisse jetzt als Open-Access-Artikel im British Journal of Psychology.

Tanzbewegungen verändern die Stimmung

Im Zentrum der Studie stand das Potenzial einer „Tanzpause“ zur Stimmungsregulierung: Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden gebeten, das Modell eines Tänzers auf einem Computerbildschirm zu imitieren. Dazu lernten sie zunächst eine Reihe einfacher Tanzsequenzen mit expressiven Armbewegungen. Anschließend wurden sie gebeten, diese Tanzbewegungen mehrmals zu wiederholen und dabei entweder Freude oder Traurigkeit auszudrücken. Auch hier ahmten sie das Vorbild auf dem Bildschirm nach. Und tatsächlich veränderte sich die Stimmung der Teilnehmenden während der Tanzbewegungen.

Bei dem Experiment verwendeten die Forscherinnen und Forscher zwei verschiedene Arten von Tanzmodellen: Eine Gruppe von Teilnehmenden ahmte einen menschlichen Tänzer nach, die andere Gruppe einen Avatar. Es zeigte sich, dass die Quelle der Bewegungen – Mensch oder Avatar – keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Stimmungsregulierung hatte. Dies deutet auf eine starke Verbindung zwischen Tanz und emotionaler Erfahrung hin, unabhängig von der Art des Tanzmodells. 

„Das Geflecht menschlicher Emotionen ist sehr komplex und nicht leicht zu entschlüsseln. Unsere Forschung unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen Psychologie, Tanz und Informatik“, sagt Eva-Madeleine Schmidt, Masterstudentin am MPIEA und Erstautorin der Studie.

Positive Auswirkung auf die Arbeitsmotivation

Neben der Bedeutung für die Wissenschaft hat die Studie auch einen sehr praktischen Bezug, wie Julia F. Christensen, Seniorautorin und Betreuerin der Masterarbeit am MPIEA, betont: „Die Teilnehmer*innen regulierten nicht nur ihre Stimmung, indem sie die Bewegungen nachahmten, sie zeigten danach auch eine erhöhte Arbeitsmotivation“. Dies sei besonders in Kontexten wichtig, in denen der Umgang mit Emotionen entscheidend ist, wie zum Beispiel am Arbeitsplatz.

Die Studie wurde während der COVID-19 Pandemie konzipiert und durchgeführt. Die positiven Ergebnisse unterstreichen das Potenzial computergestützter Systeme zur Emotionsregulation in Zeiten sozialer Isolation. In einem nächsten Schritt entwickelt das Forschungsteam nun eine wissenschaftlich fundierte Tanzpausen-App.

Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass die Forscherinnen und Forscher bei ihrer Arbeit einen besonders strengen wissenschaftlichen Ansatz verfolgten: Noch vor Beginn der Studie durchlief diese ein von Fachkolleginnen und-kollegen geprüftes Vorregistrierungsverfahren beim British Journal of Psychology. Dabei wurden die Hypothesen und Analysenpläne des Experiments vor der Durchführung der Studie von der Fachzeitschrift vorregistriert und bestätigt. Dieses Vorgehen sorgt für Transparenz und minimiert die Risiken der deduktiven Wissenschaft.

Zusammenfassend bieten die Ergebnisse dieser Studie über den Einfluss von Tanzbewegungen auf die Stimmungsregulation einen neuen Ansatz zur Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens. Mit diesem Wissen können sowohl Individuen als auch Organisationen das therapeutische Potential einfacher Tanzbewegungen zur Stimmungs- und Motivationsregulation nutzen.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe November 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.