So ist Whale-Watching verantwortungsvoll
Wale in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten - das ist der Traum vieler Naturliebhaberinnen und Naturliebhaber. Die majestätische Größe und die anmutige Sanftheit der Meeresriesen lassen viele Herzen höherschlagen. In vielen Urlaubsregionen steht „Whale Watching“ auf der Checkliste touristischer Aktivitäten.
Doch leider gibt es auch Whale-Watching-Angebote, bei denen es nicht wirklich um das Wohl der Wale geht. Vielmehr steht der Unterhaltungsfaktor für die Touristinnen und Touristen im Vordergrund. Die kommerzielle Beobachtung von Walen und anderen Meeressäugetieren ist längst zum Milliardengeschäft geworden - mit nicht immer nachhaltigen Methoden. International verbindliche Regeln für das „Whale Watching“ gibt es bislang nicht, in vielen Ländern existieren jedoch Vorschriften und Verhaltenskodizes.
Wale und andere Meeressäugetiere wie Delfine stehen fast überall auf der Welt unter Artenschutz. Sie dürfen nicht geschädigt werden. Die Internationale Walfangkommission hat umfangreiche Empfehlungen in einem Whale-Watching-Handbuch zusammengestellt, das auch als Nachschlagewerk für alle dient, die tiefer in die Biologie der Meeressäuger eintauchen wollen. Tipps zu den schönsten Walbeobachtungsplätzen weltweit und Hinweise zur Buchung seriöser Touren hat das Online-Reiseportal Urlaubsguru zusammengestellt. Wie nachhaltiger Tourismus im Einklang mit der Natur gelingen kann, hat der WWF in einem Verhaltenskodex zusammengefasst.
Das sind die schönsten Reisedestinationen für „Whale-Watching“:
Alaska: Ketchikan Whale Pass
Von Mai bis Anfang Oktober hat man in Ketchikan gute Chancen, Buckelwale zu sehen. Die Buckelwale wandern von den warmen Gewässern Hawaiis zu den reichhaltigen Nahrungsgründen Alaskas.
Deutschland: Sylt
Auf dem Sylter Walpfad können Schweinswale in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden. Der Sylter Walpfad ist das erste Walschutzgebiet Europas.
Dominikanische Republik: Samaná
Vor der Halbinsel Samaná kann man vor allem Buckelwale beobachten, die sich von Mitte Januar bis Ende März vor der Küste aufhalten, um ihre Jungen zu säugen.
Hawaii: Maui
Atemberaubende Möglichkeiten zur Walbeobachtung bieten die Gewässer rund um Maui. Tausende von Buckelwalen wandern im Winter (Dezember bis Mai) aus kälteren Gewässern nach Hawaii, um sich zu paaren, ihre Jungen zu gebären und zu säugen. Die Wale lieben die flachen Gewässer, besonders den Auau Channel zwischen Maui, Molokai und Lanai, was Maui zum idealen Ausgangspunkt für Walbeobachtungstouren macht.
Island
Island gilt als einer der besten Orte in Europa, um Wale zu beobachten. Durch seine einzigartige Lage inmitten des Nordatlantiks, zwischen zwei Ozeanströmungen, ist das Wasser voller Krill und Fisch – perfekt für hungrige Wale und Delfine.
Kalifornien: San Diego
Auf ihrer jährlichen Wanderung nach Norden werden in Kalifornien vor allem Grauwale gesichtet. Zwischen November und Februar passieren sie Kalifornien auf ihrem Weg in den Süden und zwischen Februar und Mai (mit dem Höhepunkt im April) auf ihrem Weg in den Norden – zusammen mit ihren Jungen, weshalb sie in nördlicher Richtung deutlich näher an der Küste schwimmen als in südlicher Richtung. Mit etwas Glück kann man auch Buckelwale und Blauwale sehen.
Kanada: Vancouver
Viele Walarten ziehen durch die nördlichen Wasserstraßen Kanadas, darunter Buckelwale, Schwertwale, Grauwale und Zwergwale. Die Gewässer um Vancouver Island beherbergen große, ortsansässige Gruppen von fast einhundert Schwertwalen sowie kleinere Gruppen von durchziehenden Schwertwalen, die über weite Strecken entlang der Küste ziehen.
Karibik: Dominica
Dominica ist das einzige Land der Welt, in dem der Pottwal das ganze Jahr über vorkommt, obwohl er am häufigsten zwischen November und März gesichtet wird. Dominicas Unterwasser-Drop-offs bilden tiefe, geschützte Buchten entlang der Westküste - ein idealer Zufluchtsort für den Pottwal, um sich fortzupflanzen.
Mexiko: Baja California
In den seichten Lagunen von Baja California und Baja California Sur versammeln sich jedes Jahr Tausende von Grauwalen, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Die Gewässer der mexikanischen Halbinsel gehören zu den artenreichsten der Welt, auch Blauwale sind hier anzutreffen.
Neuseeland: Kaikoura- und Hauraki-Golf
Der vom Aussterben bedrohte Brydewal ist eine der vorkommenden Arten im Hauraki-Golf. Mehr als 25 der 37 Meeressäuger der südlichen Hemisphäre wurden im Hauraki-Gebiet nachgewiesen, was fast einem Drittel der weltweiten Population dieser Arten entspricht.
Kaikoura an der Ostküste der Südinsel ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an denen Pottwale leicht zu beobachten sind. Die Pottwal-Population in Kaikoura kann das ganze Jahr über beobachtet werden. Orcas (Schwertwale) können von Dezember bis März und Buckelwale im Juni und Juli beobachtet werden.
Norwegen: Tysfijord, Vesterålen und Lofoten
Die Lofoten und Vesterålen ganz im Norden Norwegens sind das ganze Jahr über ein idealer Ort für Whale-Watching: Während im Sommer Pottwale sehr zuverlässig beobachtet werden können, sind die fischreichen Fjorde im Winter voller Orcas und Buckelwale.
Portugal: Azoren
Mitten im Atlantik liegen die Azoren, ein Archipel aus neun Inseln mit unberührter Natur und eines der größten Walschutzgebiete der Welt. Gut dreißig Prozent aller weltweit vorkommenden Wal- und Delfinarten können auf den Azoren beobachtet werden.
Spanien: Mallorca, Teneriffa, La Gomera
Eine große Vielfalt an Meeressäugern prägt die Gewässer der Kanarischen Inseln. 27 Wal- und Delfinarten wurden in diesem Teil des Atlantiks bereits gesichtet und machen die Kanaren zu einem der artenreichsten Lebensräume für Meeressäuger in Europa.
Südafrika: Walker Bay
In dem Walker Bay kann man mit etwas Glück eine besondere Walart beobachten: den Südkaper, der zur Familie der Glattwale gehört. Jedes Jahr ab Anfang Juni tauchen Südkaper in mehreren Buchten entlang der Küste auf, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und sich für das nächste Jahr zu paaren.
Washington: Orcas Island
Die im San Juan Archipel gelegene Insel Orcas Island ist, wie der Name schon sagt, ein Paradies für die Beobachtung von Schwertwalen. Sie leben das ganze Jahr über in den Gewässern des San Juan Archipels, aber die Chancen, sie zu sehen, sind zwischen Mai und Oktober besonders hoch. Auch Buckelwale und Zwergwale können beobachtet werden.
So gelingt ein nachhaltiges und verantwortungsvolles „Whale-Watching“
In einem Gespräch sollte man sich zuerst über das Angebot informieren. Das kann zunächst auf der Website des Anbietenden erfolgen. Auch Informationen, wie die Touren durchgeführt werden, sollte man dort erhalten. Wenn die Veranstalterin oder der Veranstalter mit Forschungsinstituten zusammenarbeitet oder sogar eine Wissenschaftlerin oder einen Wissenschaftler an Bord hat, ist das ein positives Zeichen. Hilfreich ist es auch, sich über den Ablauf der Whale-Watching-Tour zu informieren und diesen mit dem WWF-Verhaltenskodex abzugleichen.
Weiterhin bietet das Whale-Watching-Handbuch der Internationalen Walfangkommission (IWC) umfangreiche Empfehlungen. Die IWC ist das zwischenstaatliche Forum für den Schutz der Wale. Sie erkannte erstmals 1975 die wirtschaftliche und erzieherische Bedeutung der Walbeobachtung an sowie die Notwendigkeit, dass sichergestellt wird, dass die Walbeobachtung verantwortungsvoll durchgeführt wird. Das Handbuch soll alle, die sich für Whale Watching interessieren, unterstützen. Es ist ein flexibles und sich ständig weiterentwickelndes Instrument, das international bewährte Praktiken, pädagogische Ressourcen und eine Zusammenfassung der neuesten, relevanten wissenschaftlichen Informationen enthält. Neben Tipps zur Reisevorbereitung erwartet Interessierte eine interaktive Karte, die veranschaulicht, was man bei einer Whale-Watching-Tour erwarten kann und wohin man reisen könnte. Auch Tour-Anbietende und Informationen zu den verschiedenen Arten von Walen und Delfinen erhält man in diesem Handbuch.
Der WWF Verhaltenskodex zum „Whale-Watching“
- Das Boot nähert sich den Tieren langsam von der Seite
- Ein Abstand von rund 100 Metern zu den Tieren wird nicht unterschritten
- Der Motor wird ausgeschaltet und es wird abgewartet, bis sich die Wale dem Boot nähern
- Lärm wird vermieden
- Mütter und Kälber werden nicht voneinander getrennt
- Die Tiere werden nicht gehetzt, umkreist, Wal-Populationen werden nicht durchkreuzt
- Die Tiere werden nicht verfolgt
- Anwesende Guides achten darauf, dass Wale weder angefasst noch gefüttert werden
- Die Wale werden nach höchstens dreißig Minuten wieder langsam verlassen