Skip to main content
Gesundheit

Mit Diabetes auf Reisen: Was wichtig ist

© KRISTINA KUPTSEVICH, AdobeStock

Weltweit leiden schätzungsweise 537 Millionen Menschen an Diabetes. Bis 2045 soll die Zahl der chronisch Erkrankten laut der internationalen Diabetes Federation noch einmal deutlich zunehmen - um rund 46 Prozent.

Am schnellsten wird sich die Krankheit den Prognosen zufolge im Gebiet des Nahen Ostens und Nordafrika ausbreiten.

Es werden zwei Typen von Diabetes unterschieden. Bei Typ 1 fehlt den Betroffenen das Hormon Insulin komplett und muss durch Spritzen künstlich zugeführt werden. Der zweite Typ tritt vor allem bei älteren Menschen auf und kann durch ausreichend Bewegung sowie gesunde Ernährung verhindert werden.

Für Personen, die an Diabetes leiden, sind Urlaubsreisen mitunter eine besondere Herausforderung. Das Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“ hat Tipps zusammengestellt, damit Betroffene mit einem sicheren Gefühl in den Urlaub starten können.

Zum Beispiel: Genug Arzneimittel einpacken. Für den Urlaub ist es ratsam, die doppelte Menge an Medikamenten, Insulin und Teststreifen mitzunehmen, als die, die man für die Zeit des Urlaubs braucht wie eventuell auch  Ersatz-Messgerät, -Pen und Einmalspritzen. Im Flieger gehört alles ins Handgepäck!

Achtung bei Zeitverschiebung: Patientinnen und Patienten sollten vor der Reise mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt sprechen und klären, ob und wie sie ihre Tabletten- oder Insulindosis anpassen sollten.

Diabetes-Medikamente sind in den USA wesentlich teurer als in Europa

Zwischen 2007 und 2018 ist der Handelspreis für Insulin in den USA laut einem Artikel von The Lancet um 200 Prozent gestiegen. Diabetes-Betroffene in den USA müssen teilweise mehr als 1.000 US-Dollar im Monat für Insulin ausgeben. Nur vor diesem Hintergrund sind die Daten des Statista Health Market Outlooks nachvollziehbar. Sie zeigen, dass der Umsatz mit Antidiabetika in den USA, einem Land mit rund 332 Millionen Einheimischen, etwa um den Faktor 2,6 höher ist als in ganz Europa - einem Kontinent auf dem über 740 Millionen Menschen leben. Immerhin für diejenigen US-Bürgerinnen und -bürger, die über die über Medicare versichert sind (rund 60 Millionen), dürfte sich die Lage bald entspannen. Im August 2022 verabschiedete der US-Senat den Inflation Reduction Act, der der öffentlichen Krankenversicherung die Befugnis gibt, mit Pharmaunternehmen die Preise für eine kleine Anzahl von teuren Medikamenten auszuhandeln. Für Insulin werden die Preise ab 2023 auf 35 Dollar pro Monat gedeckelt.

GESUNDHEIT Diabetesmedikamente USA

GESUNDHEIT Diabetes weltweit

Achtung bei Unterzuckerung

Unterzuckerungen können sowohl Menschen mit Diabetes Typ 1 als auch mit Typ 2 treffen. „Vor allem wer gegen zu hoher Blutzuckerwerte Medikamente wie Sulfonylharnstoffe einnimmt oder Insulin spritzt, kann in eine sogenannte Hypoglykämie rutschen“, sagt Apotheker Johannes Rehm aus Stadtbergen im Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“.

Traubenzucker in gelöster Form griffbereit

Grundsätzlich ist in so einem Fall die schnelle Einnahme von Traubenzucker angesagt, aber: „Gerade bei einer Unterzuckerung besteht die Gefahr, die Plastikverpackung mit zittrigen Händen nicht aufzubekommen“, warnt Apotheker Rehm und nennt Alternativen zu festem Traubenzucker. Besser ist beispielsweise die gelöste Form: zum Beispiel zuckerhaltige Getränke wie kleine Colaflaschen, Limonaden oder auch flüssiger Traubenzucker in kleinen Tuben. „So muss der Körper nicht erst den festen Traubenzucker auflösen, und er gelangt schneller ins Blut“, erklärt Johannes Rehm. 

Auch mit Gummibärchen lässt sich der Blutzuckerspiegel anheben, wenn diese gerade griffbereit sind. Wichtig ist, so Rehm, nach der Zuckerzufuhr den Blutzuckerwert engmaschig zu kontrollieren, um einen erneuten Abfall zu verhindern.

„Wer häufig Hypoglykämie hat, wendet sich am besten an seine Ärztin oder seinen Arzt, um den Blutzucker besser einzustellen und Unterzuckerungen möglichst zu vermeiden“, rät Apotheker Johannes Rehm.

Vorsicht beim Autofahren

Wenn sich beim Autofahren ein Zuckertief ankündigt, sollten Menschen mit Diabetes vor allem eines tun: so schnell wie möglich anhalten und parken. Danach mindestens zwei Broteinheiten (BE) schnelle Kohlenhydrate zu sich nehmen, beispielsweise Traubenzucker, den Wert kontrollieren - und warten.

Denn erst innerhalb von 20 Minuten lässt sich zuverlässig feststellen, ob der Zucker ausreichend gestiegen ist, nicht erneut fällt und es keine Unterzuckeranzeichen mehr gibt.

Niedrige Werte beeinträchtigen Reaktionsfähigkeit

Aufpassen müssen vor allem Betroffene, die eine Insulin- oder Sulfonylharnstoff-Therapie durchführen. Bei ihnen ist das Unterzuckerrisiko besonders hoch. Der „Diabetes Ratgeber“ rät Autofahrenden sich nur dann hinter das Steuer zu setzen, wenn sie sich sicher sind, ihre Zuckerwerte im Griff zu haben und Unterzuckerungen rechtzeitig spüren.

Zu niedrige Werte beeinträchtigen Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit - was am Steuer gefährlich ist. Bei mehr als einer schweren Unterzuckerung im Wachzustand in den letzten zwölf Monaten, bei der fremde Hilfe nötig war, ist Fahren tabu. Solange, bis man Tiefs wieder sicher wahrnehmen kann.

Grundsätzlich gilt: Auch mit Diabetes gelingt ein erholsamer Urlaub. Wichtig ist, sich so vorzubereiten, dass Sie mit einem sicheren Gefühl starten. Aus psychologischer Sicht wird eine Auszeit zum Beispiel dadurch perfekt, dass man Überraschungen offen gegenüber ist. Und so einen Gegenpol zum Alltag schafft.

Alle 13 Tipps finden Interessierte in der aktuellen Ausgabe des „Diabetes Ratgeber“

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Oktober 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.