Brustkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Frauen in der Schweiz. Die Diagnose trifft jährlich 6.500 Frauen, 550 davon in den Kantonen St.Gallen und Graubünden.
In den meisten Fällen sind über 50-Jährige betroffen. Mit dem Brustkrebsfrüherkennungsprogramm „donna“ möchten Kantone dazu beitragen, dass Brustkrebs früher erkannt und somit effektiver behandelt werden kann. Frauen zwischen 50 bis 69 werden deshalb von „donna“ alle zwei Jahre schriftlich zu einer freiwilligen Röntgenuntersuchung der Brust, einer sogenannten Mammografie, eingeladen.
Die School of Medicine und die Krebsliga Ostschweiz haben im Rahmen einer Forschungskooperation Daten des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms „donna“ aus den Jahren 2010 bis 2019 in St.Gallen und Graubünden ausgewertet. Insgesamt wurden 2.900 Fälle von Brustkrebs evaluiert. Die Fünf-Jahresüberlebensrate lag bei Frauen, die am Programm teilgenommen haben, um über zehn Prozentpunkte höher als bei denen, die sich nicht untersuchen ließen.
Ein Qualitätskriterium effektiver Früherkennungsprogramme ist das Minimieren sogenannter Intervallkarzinome. Diese treten zwischen zwei Screening-Untersuchungen auf. Wird also eine erste Untersuchung als unauffällig erklärt, innerhalb von 24 Monaten nach dem Screening aber Brustkrebs diagnostiziert, handelt es sich um ein Intervallkarzinom.
Frauen mit Diagnose Brustkrebs, die am „donna“-Programm teilgenommen haben, hatten eine signifikant bessere Fünf-Jahresüberlebensrate (96,5 Prozent) als Frauen außerhalb des Programms (86,1 Prozent). Die deutlich höheren Überlebenschancen können unter anderem darauf zurückgeführt werden, dass der Brustkrebs in einem früheren Stadium entdeckt wurde.
Bei „donna“-Teilnehmerinnen mussten nur halb so viele Brustkrebsentfernungen, sogenannte Mastektomien, und deutlich weniger Chemotherapien durchgeführt werden. Frauen innerhalb des „donna“-Programms, bei denen sich ein Intervallkarzinom innerhalb von zwei Jahren nach dem Screening zeigte, hatten immer noch eine signifikant höhere Überlebensrate als Frauen, die nicht am Screening teilgenommen haben.
Risikofaktoren minimieren und KI-Software testen
„Früherkennung von Krebs ist nicht nur für die einzelne Frau von Vorteil, sondern verhindert die Behandlung von schweren Krankheitsverläufen und spart somit auch Ressourcen in unserem Gesundheitssystem“, sagt Prof. Dr. Alexander Geissler, Professor für Management im Gesundheitswesen an der School of Medicine. Die genannten Ergebnisse seien erst der Anfang, denn das Kooperationsprojekt läuft weiter. Das Forschungsteam der School of Medicine wird die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des „donna“-Programms und dem Krebsregister weiter vorantreiben und unter anderem künstliche Intelligenz (KI) in der Brustkrebsdiagnostik einsetzen. Eine KI-Software wird derzeit bereits getestet. Im Falle positiver Studienergebnisse soll sie Radiologinnen und Radiologen innerhalb des „donna“-Programms künftig bei der Auswertung von Mammographien unterstützen. Erste internationale Publikationen deuten auf das Potenzial solcher Softwareanwendungen in Bezug auf verbesserte Sensitivität und Effizienz hin.