Angesichts des Klimawandels und der globalen Energiekrise sind Reisende auf der ganzen Welt hin- und hergerissen. Einerseits wollen sie ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten und im Jahr 2023 nachhaltiger reisen. Andererseits wirken sich die globale Energiekrise und steigende Lebenshaltungskosten auf ihr Budget aus und schränken ihre Möglichkeiten ein, nachhaltigere Reiseoptionen zu wählen.
Dieser Konflikt zwischen Kosten und Gewissen ist eines der Hauptergebnisse des Sustainable Travel Report 2023, der von Booking.com veröffentlicht wurde.
Demnach glauben 76 Prozent der befragten Reisenden, dass sich diese Probleme auf ihre Ausgaben auswirken. Hingegen wollen aber auch 76 Prozent nachhaltiger Reisen. 49 Prozent der Reisenden glauben, dass nachhaltigere Reiseoptionen für sie zu teuer sind, wobei wiederum 43 Prozent bereit wären, mehr für eine nachhaltige Reisemöglichkeit zu zahlen: Ein Dilemma.
Wandel der Reisepräferenzen: So beliebt sind Kreuzfahrten im europäischen Vergleich
In puncto Reisen mit dem Schiff, nimmt das Interesse an Schiffsreisen Fahrt auf, wobei Kreuzfahrten in den einzelnen Ländern unterschiedlich beliebt sind. Wie alle anderen Tourismusformen wurde auch der Kreuzfahrttourismus durch die jüngste Covid-19-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen. Schätzungen zufolge erlitt die Branche im zweiten Quartal 2020 einen Umsatzrückgang von 85 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2019.
Drei Jahre nach der Pandemie zeigen Daten von Statista Consumer Insights, dass die Kreuzfahrtschiffe tatsächlich wieder in See stechen. Im Jahr 2022 verließen 800.000 Kreuzfahrtpassagiere den Kieler Hafen und es wird erwartet, dass diese Zahl in diesem Jahr noch höher sein wird.
Finnen lieben Kreuzfahrten
Die Buchungsraten für Kreuzfahrten in den letzten zwölf Monaten sind laut den Daten von Statista Consumer Insights zwischen den europäischen Ländern unterschiedlich. In Finnland gaben 22,8 Prozent der Befragten an, eine Kreuzfahrt gebucht zu haben, was den höchsten Wert unter den genannten Ländern darstellt. Auch die Schweiz und Schweden weisen mit 10,3 Prozent beziehungsweise 10,1 Prozent relativ hohe Buchungsquoten auf. Es folgen Polen und Großbritannien mit 7,1 Prozent beziehungsweise 6,8 Prozent. Das Interesse der Deutschen an Kreuzfahrten ist dagegen gering: Nur 5,1 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten zwölf Monaten eine Kreuzfahrt gebucht zu haben. Die Österreicher hatten mit 3,3 Prozent die niedrigste Buchungsquote.
Die Zurückhaltung der Deutschen bei der Buchung von Kreuzfahrten: ein ökologisches Problem?
Warum die Finnen so gerne Kreuzfahrten buchen, lässt sich anhand der Studiendaten nicht erklären. Ein Grund dafür könnte die Nähe Finnlands zur Ostsee sein, die viele Möglichkeiten für die Durchführung von Expeditionskreuzfahrten bietet. Diese Kreuzfahrten tragen dazu bei, die entlegene arktische Wildnis zu erkunden.
Die Studie erklärt zwar nicht, warum die Finnen zu den größten Kreuzfahrtkunden in Europa gehören, aber sie hilft zu erklären, warum andere Länder wie Deutschland und Österreich niedrigere Kreuzfahrtbuchungsraten haben.
Die Studie zeigt: Die Kreuzfahrtindustrie wird von einigen als nicht nachhaltig angesehen. Wird die Kreuzfahrt nach der Flygskam-Bewegung vor einigen Jahren nun in Verruf geraten?
Kreuzfahrten sind in der Tat sehr schädlich für die Umwelt. Laut Friend Of The Earth haben Kreuzfahrten negative Auswirkungen auf die Umwelt, da sie giftige Abfälle ins Meer entsorgen, hohe Kohlendioxidemissionen freisetzen und die Meeresfauna und -flora töten. Andere Studien haben ergeben, dass Kreuzfahrtschiffe genauso viel oder sogar mehr Kohlendioxid emittieren als herkömmliche Autos.
Hohe Nachfrage nach Reisen bei den Baby Boomern
Die Generation der “Baby Boomer” (Personen zwischen 55 und 70 Jahren) reist gerne. 67 Prozent der für die Statista Consumer Insights befragten Personen geben an, im Urlaub vor allem an Entspannung und Erholung interessiert zu sein. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmenden will im Urlaub neue Erfahrungen sammeln und sich auch abseits der vorgegebenen Pfade bewegen. Die Generation 58+ ist also definitiv noch abenteuerlustig. Das zeigt auch ein weiteres Ergebnis zum Reiseverhalten: 38 Prozent ziehen individuelle Reisen einem Pauschalangebot vor. Den Abenteurerinnen und Abenteurern stehen etwa 22 Prozent der Befragten gegenüber, die lieber ein gewohntes Umfeld genießen und meistens denselben Ort besuchen.
In Bezug auf umweltbewusstes Reisen, nimmt nur etwa ein Fünftel der Boomer beim Reisen Rücksicht. Das spiegelt sich auch in der Wahl der Beförderungsmittel wider. Rund 79 Prozent haben in den vergangenen zwei Jahren das Auto genutzt, um an ihr Urlaubsziel zu gelangen. Rund ein Viertel ist geflogen, weitere 25 Prozent nutzten Züge. Ein Schiff wurde von etwa sieben Prozent gewählt - dazu zählen auch diejenigen, die einen Kreuzfahrturlaub angetreten sind. Das Campingmobil ist bei den Deutschen nicht mehr so beliebt, wie es früher einmal war. Selbst unter der Generation der Baby Boomer waren nur etwa sechs Prozent in den letzten zwei Jahren damit unterwegs.