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Gesundheit

Kinderwunsch bei lesbischen Paaren: Diese Möglichkeiten gibt es

© dubova, AdobeStock

Anna und Meike sind verheiratet und wollten unbedingt eine Familie gründen. Zufällig fanden sie eine dänische Kinderwunschklinik. Drei Jahre später erwarten sie ihr zweites Kind. Ein Erfahrungsbericht.

In Europa gibt es in den einzelnen Ländern große Unterschiede, was Gesetzgebung, Preise und Möglichkeiten zur Befruchtungshilfe für lesbische Paare betrifft. In Deutschland sind damit psychologische Tests, eine lange Wartezeit und hohe Preise verbunden. Diese Erfahrung haben Anna und Meike Kretschmer aus Südhessen gemacht und deshalb vor drei Jahren das Glück außerhalb der Bundesrepublik gesucht.

„Uns lag es sehr am Herzen, Kinder zu kriegen, und es war uns wichtig, wie alle anderen Menschen, die sich ein Kind wünschen, behandelt, gesehen und gehört zu werden. In Deutschland ist die Kinderwunschbehandlung für lesbische Paare ein langer und umständlicher Prozess, und im Gesundheitssystem stößt man oft auf Diskriminierung. Deshalb hatten wir uns über die Möglichkeiten außerhalb Deutschlands informiert und haben durch einen großen Zufall Diers Klinik in Dänemark gefunden. Es klingt vielleicht klischeehaft, aber wir wussten sofort, dass wir diesen Weg gehen wollten – wir wollten nach Dänemark“, sagt Meike Kretschmer.

7.500 Euro für Kinderwunschbehandlung in Dänemark

Kurz nach Weihnachten 2022 waren Anna und Meike wieder in Dänemark, wo bei Anna erneut eine Insemination erfolgte. Sie ist jetzt mit dem zweiten Kind des Paares schwanger. Die Kinderwunschbehandlungen für das erste Kind und Annas aktuelle Schwangerschaft haben in Dänemark etwa 7.500 Euro gekostet. Dieser Betrag wäre doppelt bis vierfach so hoch gewesen, wenn sie sich für eine Kinderwunschbehandlung in Deutschland entschieden hätten.

„Der Kostenpunkt für eine Kinderwunschbehandlung liegt in Deutschland zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Wenn man einen Kinderwunsch hat, sollte das Geld nicht ausschlaggebend sein, aber wenn sie in Dänemark nur ein Viertel kostet, muss man diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Für uns bestand der große Unterschied jedoch darin, dass man in Dänemark eine Insemination ohne Hormonbehandlung vornehmen kann, was in Deutschland nicht möglich ist. Und es war mir wichtig, dass der Prozess so natürlich wie möglich verläuft“, berichtet Anna Kretschmer.

Bei Diers Klinik in Aarhus im zentralen dänischen Festland kommen 70 Prozent der Kundschaft aus Deutschland, und laut der dänischen Gesundheitsbehörde kommt fast die Hälfte aller Frauen, die in Dänemark mit Spendersamen befruchtet werden, aus dem Ausland. 

„Man kann sich darüber wundern, dass zwischen den zwei Nachbarländern ein so großer Unterschied besteht, aber unsere deutschen Kundinnen berichten uns einheitlich dasselbe: Es ist umständlich und unglaublich teuer, in Deutschland als lesbisches Paar oder als Single eine Kinderwunschbehandlung zu durchlaufen. Kombiniert mit unserer hormonfreien Behandlung bedeutet dies, dass sich sehr viele Deutsche ins Ausland begeben, um den Traum vom eigenen Kind wahr werden zu lassen“, so Liza Diers, Leiterin und Inhaberin der Diers Klinik sowie Mutter von drei Spenderkindern.

Gleichgeschlechtliche Paare und Kinder

Laut Statistik gab es im Jahr 2019 rund 142.000 gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Deutschland. Seit dem 1. Oktober 2017 ist es auch für gleichgeschlechtliche Paare in der Bundesrepublik möglich zu heiraten Etwa 52.000 (37 Prozent) der gleichgeschlechtlichen Paare haben diese Möglichkeit der sogenannten Ehe für alle genutzt und waren 2019 verheiratet, wobei es sich zu 54 Prozent um Ehen von Männern handelte.

Rund 34.000 (24 Prozent) der gleichgeschlechtlichen Paare waren 2019 eingetragene Lebenspartnerschaften, 59 Prozent davon wurden von Männern geführt. Im Zeitverlauf lässt sich ein konstanter Anstieg der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften erkennen. Seit 2009 hat sich die erfasste Anzahl der gleichgeschlechtlichen Paare von 63.000 mehr als verdoppelt (plus 125 Prozent).

GESUNDHEIT gleichgeschlechtliche Paare

Im Jahr 2019 lebten 15.000 gleichgeschlechtliche Paare mit Kind(ern) zusammen. Davon entfielen 89 Prozent auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften von Frauen. Insgesamt lebten so 22.000 Kinder mit einem gleichgeschlechtlichen Elternpaar zusammen. Davon waren 19.000 Kinder unter 18 Jahren.

Adoption bei gleichgeschlechtlichen Paaren

2011 lebten in Deutschland weniger als 4.000 Kinder bei gleichgeschlechtlichen Eltern, 2018 war die Anzahl vervierfacht. Trotzdem dürfen lesbische Paare erst seit 2020 eine Kinderwunschbehandlung durchführen, und trotz der Gesetzesänderung gibt es viele lesbische Paare und alleinstehende Frauen, die sich vom Gesundheitssystem diskriminiert fühlen. Parallel dazu durchläuft ein lesbisches Paar einen langwierigen Adoptionsprozess für den Elternteil, der nicht die leibliche Mutter ist, mit psychologischen Tests und Besuchen vom Amt.

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„Der Adoptionsprozess ist gefühlsmäßig eine merkwürdige Phase. Wir hatten unseren Sohn Levi und wollten ihn kennenlernen, aber gleichzeitig begaben wir uns in eine Warteposition, in der ich keinerlei Rechte an ihm hatte. Es ist schwer, mit der Unsicherheit, die sich daraus ergibt, umzugehen. Wir hatten das Glück, dass die Adoption zügig verlief, aber sie kann bis zu zwei Jahre dauern. Es ist unverständlich, dass die deutsche Gesetzgebung so rückständig ist, dass man nicht dieselben Rechte hat wie alle anderen. Es funktioniert in anderen Ländern. Deshalb wundert es mich nicht, dass man sich im Ausland nach Anregungen und Wissen umschaut”, so Meike Kretschmer. 

Kinderwunschbehandlung im EXPAT INFINITY

Versicherte in der Auslandskrankenversicherung EXPAT INFINITY PREMIUM haben nach einer Wartezeit von 24 Monaten pro versichertem Paar Anspruch auf Unfruchtbarkeitsbehandlungen. Versicherungsschutz besteht für Behandlungen wegen Sterilität, einschließlich künstlicher Befruchtungen. Dabei werden bis zu 60 Prozent (beziehungsweise max. 6.000 Euro) der gesamten Behandlungskosten übernommen. Als Paar gelten Ehe- und Lebenspartner und -partnerinnen, die nachweislich in einer häuslichen Gemeinschaft leben.

Für weitere Informationen steht Interessierten das Beratungsteam des BDAE gerne zur Verfügung:

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+49-40-306874-23

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juni 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.