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Expatriates
© Nina Lawrenson/peopleimages.com, AdobeStock

Deutschland bietet für Expats den schlechtesten Start

In Deutschland sind die Startbedingungen für Expats, die zum Arbeiten ins Ausland gehen, besonders schlecht. Das zeigt ein weltweiter Vergleich unter 52 Ländern.

Die Sprache erlernen, eine Wohnung finden, bürokratische Hürden meistern und sich einen Internetanschluss einrichten. Das sind typische Probleme, die all diejenigen bewältigen müssen, die als Expat in einem neuen Land Fuß fassen und für einige Jahre dort arbeiten möchten. Das Expat-Portal InterNations hat für seinen Expat Basics Index 52 Länder anhand dieser Kategorien verglichen. Im Ergebnis hat Deutschland am schlechtesten abgeschnitten.

Länderübergreifende Studie für Expats

Alle Daten basieren auf der Expat Insider 2022 Studie, einer Umfrage unter rund 12.000 Expats weltweit zu ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen im jeweiligen Aufenthaltsland. Das Ranking umfasst 52 Länder.

Der gesamte DACH-Raum bietet Expats sehr unterschiedliche Startchancen. Während Deutschland den letzten Platz im Expat Basics Index belegt, landen die Schweiz mit Platz 20 und Österreich mit Platz 32 im Mittelfeld. Besonders bei zwei Aspekten gehen die Bewertungen der drei Länder stark auseinander: Expats in Deutschland beklagen die mangelnde digitale Infrastruktur und den Verwaltungsapparat. In der Schweiz dagegen ist man mit diesen Aspekten äußerst zufrieden. Ganz anders ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Expats. Deutschland und die Schweiz landen beide auf den hinteren zehn Plätzen. Österreich dagegen landet auf Platz 25 und schneidet damit leicht überdurchschnittlich ab.

Interessant sind auch die unterschiedlich empfundenen sprachlichen Hürden der Expats in den drei Ländern. Deutschland landet in den Unterkategorien Spracherwerb und unkompliziertes Leben ohne Kenntnisse der Landessprache auf einem weit abgeschlagenen 49. Platz, Österreich auf Platz 38 und die Schweiz an 30. Stelle.

Deutschland bietet für Expats den schwersten Start

Deutschland belegt im Ranking den letzten Platz, da das Land gleich in mehreren Kategorien zu viele Hürden für ausländische Fachkräfte aufweist. Besonders schlecht bewerten die Befragten hierzulande die Themen Sprache (Platz 49), digitale Infrastruktur (Platz 48) und Wohnsituation (Platz 47).

EXPATRIATES Expat Essentials Full Ranking

Obgleich 59 Prozent der Expats sagen, dass sie die Landessprache gut bis sehr gut beherrschen (diese Angabe liegt für die Gesamtheit der Länder bei 53 Prozent), bleibt der Spracherwerb ein Hindernis, Deutschland landet hier an 49. Stelle. Mehr als die Hälfte findet es schwierig, die Landessprache zu erlernen. Im weltweiten Durchschnitt sind es 38 Prozent. Das wird zum Problem, zumal weitere 46 Prozent es schwierig finden, ohne ausreichende Sprachkenntnisse in Deutschland zu leben. Im weltweiten Vergleich finden das nur 32 Prozent. 

Auch beim Thema digitale Infrastruktur (48. Platz) landet Deutschland unter den fünf letztplatzierten Ländern weltweit. Darunter fallen Faktoren wie bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten (51. Platz). In der Tat sind gerade einmal 57 Prozent mit den bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten zufrieden. In Österreich dagegen bewerten 77 Prozent diesen Faktor positiv. In der Schweiz sind es sogar 94.

Zudem lässt der deutsche Wohnungsmarkt Expats regelrecht verzweifeln. Auch dort landet Deutschland auf den untersten fünf Rängen auf Platz 47. Österreich schneidet deutlich besser ab. Und auch wenn der Schweizer Wohnungsmarkt sehr angespannt ist, so ist die Lage in Deutschland noch gravierender. Wohnraum gilt weder als bezahlbar noch als einfach zu finden.

Immerhin schneidet Deutschland bei Verwaltungsthemen etwas besser ab und landet auf Rang 36. Doch die mangelnde Digitalisierung des Landes stört Expats auch auf den Ämtern. Diese bieten kaum Möglichkeiten, Behördengänge online zu erledigen.

Österreich bietet entspannten Wohnungsmarkt für Expats

Ausländische Fachkräfte finden sich in Österreich etwas besser zurecht als in Deutschland. Doch leicht ist der Anfang für Expats auch dort nicht. Die Alpenrepublik landet im Expat Basics Index auf einem unterdurchschnittlichen 32. Platz. Bei zwei Faktoren landet das Land sogar unter den zehn Letztplatzierten weltweit, nämlich beim bargeldlosen Zahlen (45) und der Beantragung eines Visums für den Umzug (43). Während Österreich in den Kategorien Wohnen (25), Verwaltung (27) und digitale Infrastruktur (29) im weltweiten Mittelfeld liegt, fällt das Land beim Thema Sprache um rund zehn Plätze ab – auf den 38. Rang.

EXPATRIATES Expat Essentials DACH Laender Vergleich

Expats erleben die Wohnungssuche in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz als relativ entspannt. 56 Prozent finden leicht eine Wohnung, was etwas über dem weltweiten Durchschnitt liegt. Fast die Hälfte hält Wohnraum für erschwinglich. Österreichs Verwaltung (27. Platz) erhält durchwachsene Bewertungen. Zwar ist die Eröffnung eines Bankkontos ein Leichtes (14. Platz), doch bei der Visumvergabe landet Österreich auf den zehn hintersten Rängen auf dem 43. Platz. 31 Prozent der Expats hatten Schwierigkeiten, ein Visum zu erhalten. 

Die fehlenden bargeldlosen Zahlungsoptionen – der Faktor mit Österreichs schlechtestem Ranking (45) – kosten Expats auch Nerven. 14 Prozent der Expats sind damit unzufrieden, fast doppelt so viele wie weltweit. Allerdings werten fast alle den unbeschränkten Zugang zu Online-Angeboten wie sozialen Medien als positiv. Daher rangiert Österreichs digitale Infrastruktur immerhin noch im unteren Mittelfeld auf Platz 29.

Auch in Österreich kämpfen Expats mit der Landessprache. Zum einen haben Expats es schwer, sich in der Alpenrepublik zurecht zu finden, ohne die Landessprache zu beherrschen (39.). Zum anderen finden 52 Prozent die Sprache schwer zu erlernen.

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Schweiz macht Bürokratie für Expats einfach, aber hat schwer umkämpften Wohnungsmarkt

Die Schweiz schneidet im Expat Basics Index deutlich besser ab als ihre deutschsprachigen Nachbarn und landet auf einem überdurchschnittlichen 20. Platz. Expats sind mit der Schweizer Verwaltung und der digitalen Infrastruktur überaus zufrieden. Bei beiden Kategorien landet die Schweiz auf Platz 7. In beiden Unterkategorien schafft es die Schweiz sogar unter die zehn bestplatzierten Länder weltweit. Die Sprache (30.) bereitet Expats auch hier einige Probleme, aber weniger als in Deutschland (49.) und Österreich (38.) Das größte Hindernis für einen reibungslosen Start in der Schweiz ist allerdings das Wohnen (44.), wo sie unter den zehn am schlechtesten bewerteten Ländern weltweit rangiert.

Die digitale Infrastruktur (7.) der Schweiz macht Expats das Leben um vieles leichter als bei den deutschsprachigen Nachbarn. 89 Prozent profitieren von einem schnellen Internetanschluss zu Hause. Fast alle Befragten sind mit den bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten zufrieden. Zudem berichten drei Viertel, wie leicht sie Behördenangelegenheiten online regeln können. Überhaupt sind Expats von der Schweizer Verwaltung angetan, hier landet das Land auf Platz 7. Expats, die für ihren Umzug ein Visum benötigten, fanden es zu 62 Prozent auch leicht, dieses zu erhalten.

Die Unterkategorie Wohnen (44.) wirkt sich jedoch auf das Index-Ranking aus. 42 Prozent meinen, dass es für Expats in der Schweiz schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Weitere 58 Prozent finden, dass Wohnraum in der Schweiz nicht erschwinglich ist.

Über den Expat Basics Index

Der Expat Basics Index ist Teil der jährlichen Expat Insider Umfrage von InterNations. 11.970 Expats mit 177 verschiedenen Nationalitäten, wohnhaft in 181 Ländern oder Territorien, nahmen an der Expat Insider 2022 Studie teil. Sie machten Angaben zu verschiedenen Aspekten des Expat-Lebens sowie zu ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer Staatsangehörigkeit und weiteren persönlichen Daten. Die Befragten bewerteten bis zu 56 verschiedene Faktoren des Lebens im Ausland auf einer Skala von eins bis sieben.

Die Umfrage setzt sich aus fünf Indizes zusammen, darunter auch der Expat Basics Index. Dieser Index umfasst vier Unterkategorien und elf Bewertungsfaktoren aus den Bereichen digitale Infrastruktur, Verwaltung, Wohnen und Sprache. Um in den Expat Basics Index aufgenommen zu werden, musste jedes Aufenthaltsland eine Stichprobengröße von mindestens 50 Befragten aufweisen. Insgesamt erfüllten 52 Länder im Jahr 2022 diese Anforderung.

EXPATRIATES Expat Basics Index Faktoren

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe April 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.