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Gesundheit

Fasten in Deutschland vor allem bei Migrant*innen verbreitet

© Fevziie, AdobeStock

Der Fastenmonat Ramadan, in dem grob von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang keine Nahrungs- oder Genussmittel zu sich genommen werden dürfen, ist für viele Musliminnen und Muslime weltweit bedeutsam. Er nach 29 oder 30 Tagen mit Eid al-Fitr, dem Fest des Fastenbrechens. Doch religiöses Fasten ist nicht nur im Islam weit verbreitet.

Drei Viertel der Musliminnen und Muslime mit Migrationshintergrund gaben im Rahmen einer Befragung an, teilweise oder komplett entsprechend religiöser Vorschriften zu fasten. Als Menschen mit Migrationshintergrund definierten die Studienenerstellenden alle Befragten, die selbst oder deren Eltern in einem von 23 muslimisch geprägten Ländern geboren wurden oder die entsprechende Staatsbürgerschaften besitzen oder besaßen. Dazu zählen die Türkei, die Länder Nordafrikas, Vorderasiens und die arabische Halbinsel sowie ein Teil der Balkanstaaten wie Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien.

Fasten in vielen Religionen verbreitet

Christinnen und Christen sowie Angehörige anderer Religionsgemeinschaften, die einen entsprechenden Migrationshintergrund aufweisen, gaben zu 55 Prozent an, aus religiösen Gründen ganz oder teilweise zu fasten. Für Personen, die dem westlichen Christentum anhängen, ist der Zeitraum vor Ostern als Fastenzeit relevant. Gläubige orthodoxe Christinnen und Christen fasten deutlich länger als jene aus dem Westen und begehen neben dem österlichen auch das vorweihnachtliche Philippus-Fasten sowie zwei Fastenwochen im August. Zusätzlich werden jeden Mittwoch und Freitag bestimmte Lebensmittel gefastet. Im Buddhismus und Hinduismus ist das Fasten in den meisten Fällen optional und auf einzelne Tage beschränkt.

Laut Hochrechnung der Studienautorinnen und -autoren lebten zum Zeitpunkt der Befragung zwischen Juni 2019 und März 2020 zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Musliminnen und Muslime in Deutschland, was zu diesem Zeitpunkt einem Prozentsatz von 6,4 bis 6,7 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach.

GESUNDHEIT Migrant innen fasten haeufiger

Viele Deutsche fasten

Fasten ist aber auch unabhängig von religiöser Zugehörigkeit für zahlreiche Deutsche relevant. Laut einer aktuellen Studie der Krankenkasse DAK halten es 63 Prozent der bundesweit Befragten für gesundheitlich sinnvoll, mehrere Wochen gezielt auf Genussmittel oder Konsumgüter zu verzichten. Im Jahr 2012 lag der Anteil noch bei rund der Hälfte der deutschen Bevölkerung. 

Die mit Abstand meisten Menschen wollen auf Alkohol, Süßigkeiten und Fleisch verzichten. 61 Prozent der Befragten gaben an, schon mindestens einmal im Leben gefastet zu haben. Mit jeweils 73 Prozent wird der Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten am häufigsten genannt. Auf dem dritten Platz landet die Bereitschaft, für eine Weile auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten. Weiter im Trend ist auch der zeitlich begrenzte Zigarettenentzug, den 43 Prozent der Befragten anstreben. 

Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen sich beim Fasten vor allem in Sachen Ernährung: So gaben Frauen bei der DAK-Befragung häufiger als Männer an, auf Süßigkeiten (77 Prozent) oder auf Fleisch (62 Prozent) verzichten zu wollen. Auch beim Rauchen unterscheiden sich die Geschlechter: 48 Prozent bei den fastenden Männern zu 39 Prozent bei den Frauen. Spitzenreiter bei beiden Geschlechtern bleibt hingegen mit jeweils 73 Prozent der Alkoholverzicht.

Die Umfrage der DAK-Gesundheit zeigt auch, dass die Beteiligung an einer Fastenzeit in Bayern und Baden-Württemberg besonders hoch ist. Dort gaben 48 beziehungsweise 43 Prozent an, schon mehrmals gefastet zu haben. In den ostdeutschen Bundesländern liegt der Anteil hingegen nur bei 32 Prozent. Während sich 12 Prozent der bundesweit Befragten ohne Erfahrung künftig einen gezielten Verzicht vorstellen können, kommt das für 23 Prozent nicht in Frage.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe April 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.