Eine traditionelle mediterrane Ernährung mit viel Meeresfrüchten, Obst und Nüssen senkt das Risiko einer Demenz um fast ein Viertel, wie eine Studie unter der Leitung der Newcastle University zeigt.
Bei der aktuellen Studie handelt es sich laut den Wissenschaftlern um eine der größten derartigen Untersuchungen. Frühere Erhebungen waren wegen der geringen Größe der Samples und nur tatsächlich an einer Demenz erkrankten Patientinnen und Patienten eingeschränkt.
Teilnehmende wurden 10 Jahre begleitet
Die Forschenden haben die Daten von 60.298 Personen der UK Biobank analysiert. Dabei handelt es sich um eine große Kohorte mit Teilnehmenden aus ganz Großbritannien, die auch eine Bewertung ihrer Ernährungsgewohnheiten absolviert hatten. Das Team bewertete Personen in Hinblick darauf, wie sehr ihre Ernährung den Charakteristika der mediterranen Ernährung entsprach. Die Teilnehmenden wurden fast ein Jahrzehnt lang begleitet. In diesem Zeitraum kam es zu 882 Fällen von Demenz. Oliver Shannon, Emma Stevenson und David Llewellyn berücksichtigten Schätzungen des polygenen Risikos. Darunter versteht man eine Messgröße für all die verschiedenen Gene, die mit dem Risiko einer Demenz in Verbindung stehen.
Dennoch konnte keine signifikante Interaktion zwischen dem polygenen Risiko einer Demenz und den Zusammenhängen mit dem Einhalten der Mittelmeer-Diät festgestellt werden. Das könnte darauf hinweisen, dass eine verbesserte Ernährung sogar bei Personen mit einem höheren genetischen Risiko die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung verringert. Dieses Ergebnis war jedoch nicht bei allen Analysen einheitlich. Die Studienautorinnen und -autoren betonen daher, dass mehr Forschung notwendig ist, um die Interaktion zwischen Ernährung und einer Demenz nachzuweisen.
Japan, Italien und Deutschland besonders von Demenzerkrankungen betroffen
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft schätzt die Anzahl der Demenzkranken in Deutschland 2021 auf etwa 1,8 Millionen. Dabei ist vor allem die Altersgruppe 80 Jahre und älter von neurodegenerativen Krankheiten betroffen. Laut Daten von Alzheimer’s Disease International zählt die Bundesrepublik zu den OECD-Ländern mit der höchsten Prävalenz von Demenz – auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner kommen in Deutschland rund 21,8 Erkrankte.
Noch häufiger kommt Demenz etwa in Italien (23,7 Erkrankungen pro 1.000) und Japan (26,7 Erkrankungen pro 1.000) vor. Bis 2050 soll die Verbreitung von Hirnkrankheiten nach Einschätzungen der Forschenden in nahezu jedem Land deutlich ansteigen. Besonders stark wird demnach China betroffen sein – bis 2050 wird sich die Prävalenz voraussichtlich verdreifachen.
Auch in Spanien rechnen die Expertinnen und Experten mit einer Verdopplung auf 41,3 Erkrankungen je 1.000. Weltweit prognostiziert die OECD für das Jahr 2050 rund 42 Millionen Fälle von Demenz. Der deutliche Anstieg ist dabei vor allem durch die stark alternde Bevölkerung in den Industrieländern bedingt.
Auch wenn die Behandlungsmethoden in vielen OECD-Ländern nicht verfügbar sind, können die Gesundheits- und Pflegesysteme einiges tun, um die Pflege und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. In den letzten Jahren haben mindestens 25 OECD-Länder die Entwicklung nationaler Demenzpläne oder -strategien angekündigt.
Nur Personen aus UK und Irland im Fokus
Einschränkend anzumerken bleibt, dass sich die Analyse der Forschenden aktuell nur auf Briten oder Iren bezieht, die ihren ethnischen Hintergrund selbst als „weiß“ bezeichneten. Genetische Daten standen zudem nur für Teilnehmende mit europäischen Vorfahren zur Verfügung. Das Fazit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Eine mediterrane Ernährung könnte eine wichtige Intervention bei künftigen Strategien zur Prävention von neurodegenerativen Erkrankungen sein.
Frühere Studien hatten ebenfalls einen positiven Effekt der Mittelmeerdiät auf die Gesundheit festgestellt.