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Gesundheit

Luftverschmutzung für zahlreiche Krankheitsrisiken verantwortlich

Indien-Tor, Neu Delhi; © anjali04, AdobeStock

Die Belastung mit Luftverschmutzung durch Straßenverkehr steht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von mehrfachen und langfristigen körperlichen und psychischen Erkrankungen in Verbindung. Zu dem Ergebnis kommt das King‘s College London im Zuge einer Studie mit 364.000 Personen.

Laut den Expertinnen und Experten handelt es sich um die weltweit größte Untersuchung dieser Art. Eine Multimorbidität wird durch zwei oder mehr körperliche oder psychische Erkrankungen definiert. Davon sind in Großbritannien 27 Prozent der Erwachsenen betroffen.

Feinstaub PM 2,5 gefährlich

Die Studie zeigt, dass hohe Werte von Luftverschmutzung durch Straßenverkehr, konkret Feinstaub PM 2,5 und Stickstoffoxid, mit einem erhöhten Risiko von mindestens zwei langfristigen Erkrankungen in Zusammenhang steht. Die stärksten Verbindungen wurden bei gemeinsam auftretenden neurologischen, respiratorischen, kardiovaskulären und verbreiteten Erkrankungen wie Depressionen und Angstgefühlen festgestellt.

Die Forschenden haben Daten der UK Biobank analysiert, eine groß angelegte biomedizinische Datenbank und Forschungsressource, die anonymisierte genetische, den Lebensstil und die Gesundheit betreffende Daten enthält, die von rund einer halben Million Teilnehmenden aus Großbritannien im Alter zwischen 40 und 69 Jahren stammen. Diese Daten haben die Forschenden mit der geschätzten Konzentration der Luftverschmutzung an der Wohnadresse der Teilnehmer in Zusammenhang gebracht.

Reykjavik und Tallin haben beste Luftqualität

Das Schweizer Unternehmen IQAir hat seinen aktuellen Report zur Luftqualität in weltweiten Städten vorgelegt. Die Hauptstadt mit der höchsten Feinstaubbelastung 2019 ist Delhi in Indien. Auch in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh und in der indonesischen Millionenmetropole Jakarta herrscht dicke Luft, wie die Statista-Grafik zeigt.

In Bern ist die Feinstaubbelastung dagegen vergleichsweise gering: Mit einem Wert von 10,9 µm/m3 PM steht die Schweizer Hauptstadt im weltweiten Vergleich gut da. Noch besser ist die Luftqualität in Helsinki, Tallinn und Reykjavik. Für das Ranking wurden 85 Hauptstädte weltweit nach ihrer Feinstaubbelastung bewertet. Das beste Ergebnis erzielte Nassau auf den Bahamas.

GESUNDHEIT Luftqualitaet

Risiko um 20 Prozent höher

Teilnehmende, die mit mehr als zehn Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) einer höheren Belastung mit Feinstaub ausgesetzt waren, verfügten über ein um 21 Prozent höheres Risiko von zwei oder mehr gleichzeitig auftretenden Erkrankungen. Jene, die einer Belastung von mehr als 30µg/m3 Stickstoffoxid ausgesetzt waren, hatten ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko von zwei oder mehr gleichzeitig auftretenden Erkrankungen als jene Personen mit einem Wert von weniger als 20µg/m3. Bei Patientinnen und Patienten mit mehrfachen Erkrankungen stand eine erhöhte Belastung mit Feinstaub und Stickstoffoxid mit einer größeren Schwere der gemeinsam auftretenden Krankheiten in Zusammenhang.

Laut Seniorautor Ioannis Bakolis ist noch nicht vollständig erforscht, wie sich Luftverschmutzung auf mehrere Organe und Systeme gleichzeitig auswirkt. „Es gibt jedoch einige Belege dafür, dass Mechanismen wie Entzündung, oxidativer Stress und Immunaktivierung durch Luftpartikel ausgelöst werden. Die Folge kann eine Schädigung von Gehirn, Herz, Blut, Lungen und Darm sein.“ Die Studie lege nahe, dass sich Luftverschmutzung mittels gemeinsamer Mechanismen auf mehrere Systeme des Körpers auswirkt und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Menschen an mehrfachen langfristigen Krankheiten leiden.

Die Forschenden haben bei den Zusammenhängen mehrere Muster identifiziert: Die stärksten Verbindungen traten vor allem bei Erkrankungen des Atmungssystems wie Asthma oder COPD auf sowie beim Herz-Kreislauf-System mit Vorhofflimmern, koronaren Herzkrankheiten und Herzversagen. Betroffen waren aber auch neurologische und verbreitete psychische Erkrankungen wie Schlaganfall, Drogenmissbrauch, Depressionen und Angst. Details wurden in „Frontiers in Public Health“ veröffentlicht. 

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Januar 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.