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Weltweit
© Halfpoint, AdobeStock

Das sind die glücklichsten Nationen der Welt

Die glücklichsten Menschen der Welt leben in Finnland. Das zeigt der aktuelle World Happiness Report, für den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von 156 Ländern ausgewertet haben. Aus diesen wurde ein Index errechnet, in den Kriterien wie etwa das Einkommen, die Lebenserwartung oder der Grad der sozialen Absicherung einfließen. Demnach landet Finnland bereits zum fünften Mal in Folge auf dem ersten Rang.

Der World Happiness Report vergleicht die Antworten auf eine der mehr als 100 Fragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup. Die Frage lautet: Auf einer Skala von null bis zehn, wo ordnen Sie Ihr eigenes Leben ein (wobei null das schlechteste und zehn das bestmögliche Leben ist)?

„Der wahre Maßstab für den Fortschritt ist das Glück der Menschen“

Finnland wie auch die anderen nordischen Länder haben dem Report zufolge daran gearbeitet, eine Gesellschaft zu schaffen, die über eine „Infrastruktur des Glücks“ verfügt. Die Sozialsysteme in Finnland und den übrigen nordischen Ländern unterstützen die demokratische Regierung und die Menschenrechte, ganz zu schweigen von Bildung und Gesundheitsfürsorge, die kostenlos oder Verbraucherinnen und Verbrauchern nur geringe Gebühren abverlangen.

„Der wahre Maßstab für den Fortschritt ist das Glück der Menschen“, heißt es in dem Bericht. „Glück kann gemessen werden“, heißt es weiter, und: „Wir wissen viel darüber, was es verursacht.“

Die Menschen in Finnland und anderswo wissen, dass Zufriedenheit und Wohlbefinden nicht von selbst kommen. Man muss die Kultur und die sozialen Institutionen aufbauen und aufrechterhalten, die die Grundlage und den Rahmen für Einzelpersonen und Gemeinschaften bilden, um ihr Glück zu entwickeln. Obwohl Finnland ein Mehrparteiensystem hat, das Raum für zahlreiche verschiedene Plattformen bietet, kann man Glück als eines der übergeordneten politischen Ziele bezeichnen.

Deutschland nur auf Platz 14 des World Happiness Report

In Deutschlands unmittelbaren Nachbarschaft sind die Schweizer am glücklichsten, sie belegen 2022 im weltweiten Vergleich den vierten Platz. Für die Deutschen reicht es mit der Glückseligkeit nur für den 14. Platz. Damit sind die Bundesbürger weniger glücklich als die Briten, aber glücklicher als zum Beispiel Franzosen, Spanier und Italiener.

Am unteren Ende des World Happiness Ranking stehen Afghanistan, der Libanon, Simbabwe, Ruanda und Botswana. Die drei größten Zuwächse wurden in Serbien, Bulgarien und Rumänien erzielt. Am stärksten war der Rückgang im Libanon, in Venezuela und in Afghanistan, heißt es in der Studie.

In punkto Harmonie und Balance gibt es deutliche interkulturelle Unterschiede

Der Report wird seit nunmehr zehn Jahren herausgegeben. Sein Ziel ist auch, die Aufmerksamkeit der Forschung auf Themen wie beispielsweise Work-Life-Balance zu richten. Insbesondere in westlichen Industrienationen spiele diese in der Wissenschaft noch keine besonders große Rolle. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Gleichgewicht und Harmonie im Osten traditionell stärker betont und aufgewertet werden als im Westen. „Da die akademische Welt weithin als westlich orientiert eingeschätzt wird, könnte diese Voreingenommenheit den Mangel an Aufmerksamkeit für diese Themen erklären“, so die Herausgeber des World Happiness Reports.

Anstatt also Kulturen nur anhand von Konzepten und Maßstäben zu vergleichen, die in westlichen Kontexten entwickelt wurden, werde aber zunehmend anerkannt, wie wichtig es ist, Kulturen unter dem Blickwinkel ihrer eigenen Ideen und Werte zu betrachten und kulturübergreifende Unterschiede in der Art und Weise, wie Menschen das Leben erleben und interpretieren, zu erforschen. Die wohl am meisten untersuchte kulturübergreifende Dynamik ist jene, die sich mit den Unterschieden zwischen westlichen und östlichen Kulturen befasst.

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Individualismus versus Kollektivismus

Am bekanntesten ist die Unterscheidung zwischen Individualismus und Kollektivismus – eine Dichotomie, die auf verschiedene Weise interpretiert werden kann, bei der es aber vielleicht vor allem darum geht, ob eine Kultur dem Individuum oder der Gruppe den Vorrang einräumt. Inzwischen scheinen Hunderte von Studien zu zeigen, dass westliche Kulturen zu Ersterem und östliche Kulturen zu Letzterem neigen. 

„Die Annahme, dass die Ausgewogenheit ein besonders östliches Phänomen ist, wird durch die Daten nicht bestätigt.“

Untersuchungen haben beispielsweise ergeben, dass gesellschaftliche Harmonie in östlichen Kulturen eng mit Glück verbunden ist, und zwar so eng, dass diese intersubjektive Harmonie als das eigentliche Glück angesehen werden kann – im Gegensatz zu westlichen Kulturen, die Glück eher als eine persönliche subjektive Erfahrung auffassen. In diesem Sinne kann Glück im Osten eher als ein interdependentes Phänomen betrachtet werden (und nicht als ein unabhängiges).

Leben im Gleichgewicht ist vor allem ein europäisches Phänomen

Die Analyse der Herausgeber des World Happiness Reports untersucht auch die Erfahrungen mit Gleichgewicht/Harmonie rund um den Globus. Von den drei relevanten Indikatoren ist dasjenige, das speziell nach dem Gleichgewicht fragt, das am unmittelbarsten relevante: „Haben Sie im Allgemeinen das Gefühl, dass die verschiedenen Aspekte Ihres Lebens im Gleichgewicht sind oder nicht?“ Bei der Beantwortung dieser Frage gab es auffallende Unterschiede, wie die Abbildung über die globale Verteilung der Antworten darstellt. An der Spitze stehen Finnland und Malta, wo 90,4 Prozent der Befragten ihr Leben als ausgewogen betrachten, gefolgt von der Schweiz (88,7), Rumänien (88,3), Portugal (88,2), Litauen (88,1), Norwegen (87,5), Slowenien (87,2), Dänemark (87,1) und den Niederlanden (86,9). Diese hohen Werte stehen in krassem Gegensatz zu den zehn Schlusslichtern Kambodscha (55,1), Kamerun (49,4), Kongo Brazzaville (48,0), Gabun (46,5), Sambia (44,0), Benin (42,5), Uganda (41,9), Libanon (39,1), Mali (32,1) und schließlich Simbabwe (20,2).

Über diese Rangliste ließe sich viel sagen, aber für die Herausgeber des World Happiness Reports stechen zwei klare Muster hervor. Erstens: Die Annahme, dass die Ausgewogenheit ein besonders östliches Phänomen ist, wird durch die Daten nicht bestätigt. Die zehn führenden Länder sind allesamt europäisch, während die Länder des Ostens im Vergleich zu anderen Nationen nicht besonders gut abschneiden. Während China und Taiwan auf den Plätzen 13 und 14 liegen (mit 85,3 bzw. 85,2), sind andere östliche Länder viel weiter hinten zu finden, Japan zum Beispiel nur auf Platz 73 (69,2) und Südkorea auf dem letzten Platz der östlichen Länder (60,6).

Sechs Bereiche spielen für das Glücksempfinden der Menschen in den unterschiedlichen Weltregionen eine besondere Rolle:

  1. Spenden
  2. Freiwilligenarbeit
  3. Hilfe für Fremde
  4. Bruttoinlandsprodukt (BIP pro Kopf)
  5. Soziale Unterstützung
  6. Gesunde Lebenserwartung
  7. Freiheit
  8. Großzügigkeit
  9. Wahrnehmung von Korruption
  10. Vertrauen in Institutionen
  11. Wohlbefinden

Das Pro-Kopf-BIP und die gesunde Lebenserwartung, für die die nationalen Daten von internationalen Agenturen stammen, zeigen ein Wachstum über 15 Jahre, wobei sowohl das Niveau als auch das Wachstum in den einzelnen Regionen unterschiedlich sind. Das reale Pro-Kopf-BIP wuchs am schnellsten in Asien, gefolgt von Afrika, Osteuropa und Russland plus angrenzende Staaten und am langsamsten in Lateinamerika, Mittlerer Osten und Nordafrika, Westeuropa sowie Nord- und Zentralamerika. Die gesunde Lebenserwartung stieg am schnellsten in Afrika südlich der Sahara, gefolgt von Südasien. Am langsamsten wuchs sie im Mittleren Osten und Nordafrika sowie in Nord- und Zentralamerika.

WELTWEIT worldhappiness graphs

Die soziale Unterstützung, also die Tatsache, dass man in schwierigen Zeiten auf jemanden zählen kann, war in Südasien und Subsahara-Afrika am geringsten (und nahm nicht zu).

Freiheitsgefühl nimmt in Nordamerika ab

Das Gefühl der Freiheit, wichtige Lebensentscheidungen treffen zu können, nahm in den meisten Regionen deutlich zu. Das niedrigste Ausgangsniveau, aber das schnellste Wachstum wurde in Osteuropa verzeichnet. In Asien war der Wert zu Beginn der Erhebung hoch und wuchs schnell in Südostasien, während er zu Beginn niedrig war und in Südasien noch schneller wuchs. Das Gefühl von Freiheit war anfangs in Nord- und Mittelamerika am höchsten, nahm aber nicht am allgemeinen globalen Wachstum teil.

Das wahrgenommene Korruptionsniveau ist seit 2010 in allen Regionen gesunken, außer in Lateinamerika (wo es weiterhin höher ist als in allen anderen Regionen außer Osteuropa). Sowohl in West- als auch in Osteuropa gab es günstige Korruptionstrends, in Osteuropa jedoch auf einem weit höheren Niveau. Alle drei Teile Asiens meldeten hohe, aber leicht sinkende Korruption. Westeuropa verzeichnete den stärksten Rückgang der wahrgenommenen Korruption zwischen 2012 und den letzten Jahren.

Die drei Messgrößen für prosoziales Verhalten – Spenden, Freiwilligenarbeit und Hilfe für Fremde – wiesen unterschiedliche Werte und Trends auf. Dennoch zeigten sie alle im Jahr 2021 in allen Regionen der Welt einen Anstieg, oft mit bemerkenswerten Raten, die bei keiner der Variablen vor und während der Pandemie gemessen wurden. 

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Dezember 2022 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.