Es sind vor allem die osteuropäischen Staaten, die vom Preisanstieg bei Nahrungsmitteln in der Europäischen Union (EU) am stärksten betroffen sind. So erhöhten sich die Nahrungsmittelpreise im April 2022 in Litauen um 22,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Dies hat das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis von Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat mitgeteilt.
In Litauen, Bulgarien und Lettland sind Lebensmittel besonders teuer geworden
In Bulgarien mussten Verbraucher*innen 21 Prozent mehr für Nahrungsmittel ausgeben, in Lettland 17,7 Prozent. Auch in Ungarn, Estland, Rumänien und der Slowakei verteuerten sich Nahrungsmittel im April 2022 deutlich – um mehr als 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In Deutschland lag der Preisanstieg mit 8,5 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 8,9 Prozent. Die EU-weit geringsten Steigerungsraten bei Nahrungsmittelpreisen verzeichneten im April 2022 Irland (plus 3,6 Prozent) und Frankreich (plus 4,3 Prozent). Der Vergleich beruht auf dem für europäische Zwecke Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI).
Vor allem Speisefette und -öle, Gemüse und Brot deutlich teurer
Von den deutlichen Preissteigerungen sind wichtige Grundnahrungsmittel betroffen. So verteuerten sich Produkte der Warengruppe „Speisefette und Speiseöle“ im April 2022 im EU-Durchschnitt um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In einigen Ländern lag die Teuerungsrate für diese Warengruppe bei mehr als 40 Prozent. Dazu zählten Spanien (+48,4 Prozent), Portugal (+43,8 Prozent) und Bulgarien (+43,6 Prozent). In Deutschland stieg der Preis um 27 Prozent gegenüber April 2021. Einen deutlichen Preissprung gab es auch bei Gemüse. Im EU-Durchschnitt stiegen die Preise hierfür binnen Jahresfrist um 10,7 Prozent. In Deutschland verteuerte sich Gemüse um neun Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die deutlichsten Erhöhungen gab es in Zypern (+44,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat), Litauen (+36,9 Prozent) und Bulgarien (+32,4 Prozent).
Preisanstieg bei Nahrungsmitteln in der EU im Schnitt 10 Prozent
Die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse stiegen binnen eines Jahres im EU-Durchschnitt um zehn Prozent, die für Fleisch und Fleischwaren um 9,1 Prozent. Auch hier waren östliche EU-Länder sehr stark von Preiserhöhungen betroffen. So mussten Verbraucherinnen und Verbraucher in Bulgarien, Litauen und Ungarn im April 2022 über 20 Prozent mehr für Brot und Getreideerzeugnisse ausgeben als vor einem Jahr (Deutschland: +8,8 Prozent). In Polen, Bulgarien und Ungarn verteuerten sich Fleisch und Fleischwaren um mehr als 15 Prozent (Deutschland: +11,8 Prozent).
Hoher Ausgabenanteil für Nahrungsmittel in Osteuropa
Zu den hohen Preissteigerungen in den östlichen EU-Staaten kommt hinzu, dass die privaten Haushalte dort im EU-Vergleich auch anteilig am meisten für Nahrungsmittel ausgeben. Welchen Anteil ihrer Konsumausgaben die privaten Haushalte in den einzelnen EU-Staaten für Nahrungsmittel aufwenden, lässt sich an der Gewichtung für die einzelnen Gütergruppen ablesen.
So entfiel bei Haushalten in Rumänien im Jahr 2022 mehr als ein Viertel der Konsumausgaben (28,3 Prozent) auf Nahrungsmittel, in Lettland fast ein Viertel (23,4 Prozent). In der Slowakei (21 Prozent) und in Bulgarien (20,6 Prozent) war es rund ein Fünftel. In Deutschland war der Anteil mit 11,1 Prozent nur etwa halb so groß. Noch geringer war der Anteil nur in Luxemburg (10,9 Prozent) sowie Irland (10,8 Prozent).
Neben den Preisen für Nahrungsmittel sind EU-weit auch die Preise für Benzin und Diesel immens gestiegen.