Als Brücke zwischen zwei Kontinenten zeichnet sich die Türkei durch eine reiche Kultur aus, in der sowohl westliche als auch orientalische Einflüsse deutlich zu spüren sind. Der besondere Charakter der Türkei geht auf die Zeit des osmanischen Reichs zurück – ein Schmelztiegel vieler verschiedener Nationen, der den heutigen Bewohnern der Türkei eine große Vielfalt an Traditionen und Bräuchen zurückließ.
Diese kulturelle Identität wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehr und mehr um europäische Werte ergänzt. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf die Gründung der türkischen Republik, mit der eine Welle der Modernisierung nach dem Vorbild vieler europäischer Nationen einherging.
Trotz insbesondere religiöser Unterschiede ist die kulturelle Distanz zu Europa also geringer als oftmals vermutet. Sich vor dem Reiseantritt über das Land und Sitten zu informieren, empfiehlt sich trotzdem allemal. Kenntnisse über die Besonderheiten der türkischen Kultur erweisen sich als nützlich, um Land und Menschen respektvoll gegenüberzutreten und das eine oder andere Fettnäpfchen gekonnt zu umgehen.
Kontraste zwischen Ost und West
Die Türkei ist als einziges Land mit einer vergleichbaren muslimischen Mehrheitsbevölkerung laizistisch ausgerichtet. Das bedeutet: Religion und Staat sind strikt voneinander getrennt – im Gegensatz zu vielen anderen muslimischen Staaten gilt die Scharia in der Türkei nicht. Welche Stellung der überwiegend sunnitische Islam in der Gesellschaft einnimmt, variiert jedoch stark zwischen den westlichen und östlichen Regionen der Türkei. Gegenwärtig im Alltag ist der Islam grundsätzlich durch die Gebetsrufe des Muezzins. Das damit verbundene tägliche, fünfmalige Gebet wird in der westlichen Türkei allerdings nur von wenigen Gläubigen eingehalten.
Der Osten der Türkei ist dagegen von strengen Traditionen und stärkeren religiösen Einschränkungen geprägt. Damit einher geht unter anderem eine andere Stellung der Frau. Während viele Frauen in urbanen westlichen Räumen als Anwältinnen, Journalistinnen oder in der Lehre tätig sind, nehmen sie in den ländlichen Gebieten der Osttürkei oftmals eine konservative Rolle in der Familie ein. Das bedeutet in den meisten Fällen keine Berufstätigkeit und insgesamt ein niedrigeres Bildungsniveau. Aus der ohnehin geringeren Wirtschaftskraft des landwirtschaftlich dominierten Ostens resultiert zudem ein generelles Wohlstandsgefälle im Ost-West-Vergleich. Dass die Osttürkei vom Tourismus weitgehend unberührt bleibt, verstärkt diese Kluft zusätzlich.
Die wichtigsten Traditionen
Traditionen und Sitten in der Türkei lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen. Besonders hervorzuheben sind der türkische Aberglaube, Bräuche rund um die Ehe und Familie sowie die ausgeprägte Gastfreundschaft.
Aberglaube: Der türkische Aberglaube äußerst sich in verschiedenen Überzeugungen. Am bekanntesten ist wohl das schützende Auge nazar boncuğu. Ein Amulett, das böse und eifersüchtige Blicke abwehrt. Ein weiterer Aberglaube ist das Werfen von Wasser, wenn eine Person verreist. So wird der Wunsch einer reibungslosen, „fließenden“ Reise ausgedrückt. Sehr verbreitet unter vielen Händlerinnen und Händlern sowie Dienstleisterinnen und Dienstleistern ist zudem die besondere Bedeutung des ersten Tagesgeschäfts. Im Türkischen wird dieses siftah genannt. Als erster Kunde oder erste Kundin, zum Beispiel eines Ladenbesitzers oder Taxifahrers, kann es vorkommen, dass einem die Bitte entgegengebracht wird, das Geld auf den Boden zu werfen – sinnbildlich für die Pflanzung eines Samens.
Ehe und Familie: Die Institution der Ehe und die damit verbundene Familie hat in der Türkei einen großen Stellenwert – ganz egal, ob auf dem Land oder in der Stadt. Das durchschnittliche Heiratsalter der Frau liegt immer noch bei knapp unter 25 Jahren, schwankt jedoch von Region zu Region und wird durch die Schul- und Berufsausbildung beeinflusst. Dementsprechend sind auch hier starke Unterschiede zwischen Ost und West auszumachen.
In ländlichen Regionen ist die Großfamilie weit verbreitet. Die Eheschließung beruht dort in der Regel auf einem elterlichen Arrangement. Es geht somit nicht nur um eheliche Beziehungen, sondern gleichermaßen um die Integration der Braut in die Familie – quasi als Bündnis zwischen zwei Familien. Der Familienzusammenhalt ist groß, weshalb beispielsweise Jugendkriminalität und die Pflege älterer Menschen in der Türkei keine ernsthaften Probleme darstellen. Dass die Beziehungsstrukturen von großer Verbundenheit und Unterstützung geprägt sind, beruht auf dem kollektivistischen Verständnis innerhalb der türkischen Kultur. Allerdings ist die traditionelle türkische Familie gleichzeitig hierarchisch und patriarchalisch gegliedert. Demjenigen, der höher steht, gebührt Respekt, Achtung und Gehorsam.
Gastfreundschaft: Gastfreundschaft ist in der Türkei ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Nicht umsonst lautet ein türkisches Sprichwort: „Du kommst als Fremder und gehst als Freund“. In unserer schnelllebigen Welt haben wir geradezu verlernt, einfach mal zum Nachbarn zu gehen und ungezwungen zu plaudern. Solche Kleinigkeiten sind in der Türkei schönerweise noch gang und gäbe.
Als Fremder eine private Einladung zu erhalten, stellt eine große Ehre dar. Kommt es zu einem Besuch, geht dieser automatisch mit Tee oder türkischem Kaffee und ausgiebigem Essen einher. Dabei dauert selbst ein kurzer Besuch selten weniger als 2 Stunden. Den gemütlichsten Sitz- und Schlafplatz angeboten zu bekommen, sind weitere typische Gesten, die man als Gast erfährt – mit ihrem Besuch teilen Türkinnen und Türken nur das Beste.
Dos and Don’ts im Land am Bosporus
Als Faustregel lässt sich festhalten: Je ländlicher die Region, desto konservativer das Zusammenleben. Umgekehrt haben sich gerade touristische Gegenden an westliche Muster angepasst. Die Menschen dort tolerieren viele unserer Gepflogenheiten. Trotzdem sollten gewisse moralische Grundwerte nicht verletzt werden.
Begrüßung: Für die Begrüßung ist grundsätzlich Zurückhaltung angesagt – gegenüber Frauen sogar extreme Zurückhaltung. Als einfache Regel gilt, eine Frau nur dann per Handschlag zu begrüßen, wenn sie einem von sich aus die Hand reicht. Ansonsten ist der Handschlag in der Türkei heutzutage durchaus gängig. Als typisches Begrüßungsritual zwischen Männern ist dieser jedoch mit gleichzeitigen Küssen auf die Wangen verbunden.
Kleidung: FKK ist in der Türkei verboten und auch die normale Badekleidung sollte nur am Strand getragen werden. Ebenso ist das Tragen einer kurzen Hose sehr unüblich – das gilt auch für Männer. Frauen sollten sich generell nicht zu freizügig kleiden. In religiösen Einrichtungen ist es wichtig, die dortigen Regeln zu respektieren. Kopf und Schultern von Frauen sollten in einer Moschee bedeckt bleiben.
Einladungen: Trotz der generell ausgeprägten türkischen Gastfreundschaft stellt eine private Einladung eine große Ehre dar. Dementsprechend sollte die Einladung angenommen und auch das vor Ort angebotene Essen und Trinken verzehrt werden. Vor dem Betreten einer Wohnung zieht sich jeder die Schuhe aus. Als Dankeschön gehört es sich, ein Gastgeschenk mitzubringen. Alkohol und Blumen sind allerdings nicht gerne gesehen – mit Süßigkeiten kann man dagegen wenig falsch machen.
Small-Talk: Gespräche mit Einheimischen kommen in der Türkei schnell zustande. Man ist allerdings gut beraten, politische Themen zu vermeiden. Mögliche Kritik an Land oder Religion ist ein No-Go. Zudem gilt das alte Gesetz, einem Älteren nicht ins Wort zu fallen. Wird etwas nicht gewollt, ist eine eindeutige Ausdrucksweise wichtig. Insbesondere in Kaufsituationen sollte fehlendes Interesse eindeutig verbal ausgedrückt werden – ein Kopfschütteln zeugt eher von Unsicherheit.
Das passende Urlaubsziel finden
Die Türkei besticht neben ihrem kulturellen Reichtum durch landschaftliche Gegensätze und bewegte Metropolen. Damit ist das Land am Bosporus immer eine Reise wert! Reiseveranstalter TUI bietet mit seiner interaktiven Karte einen Überblick zu den beliebtesten und schönsten Destinationen in der Türkei.
Checkliste – das sollte man vor dem Türkei-Urlaub wissen
Reisezeit: Das Land der zwei Kontinente ist für sein subtropisches Klima bekannt. Die Winter sind eher mild, die Sommermonate heiß und trocken. Bereits ab Mai steigen die Temperaturen auf über 25 Grad Celsius.
Das gute Wetter hält sich mindestens bis September. Die beste Reisezeit für sonnigen Urlaub sind die Frühlings- und Herbstmonate. Von Juni bis August kann es nämlich über 40 Grad Celsius heiß werden.
Währung: Die offizielle Landeswährung in der Türkei sind Türkische Lira, jedoch kann man in touristischen Gegenden oft auch mit dem Euro bezahlen. Günstiger ist es aber meist in der Landeswährung – eine kurze Umrechnung und der Preisvergleich vor Ort lohnen sich also. Um die Rechnungen zu begleichen, empfiehlt sich Bargeld, da es das beliebteste Zahlungsmittel in der Türkei ist.
Souvenirs: Die beliebtesten und meistgekauften Souvenirs sind Nazar-Amulette. Das blaue, augenförmige Amulett schaut auf eine 3.000 Jahre alte Tradition zurück und soll gegen den “bösen Blick” sowie negative Energien schützen. Diese speziellen Souvenirs sind ein schönes Andenken an eine wundervolle Reise.
Wichtig: Die mitgebrachte Ware darf einen Gesamtwert von 430 Euro nicht übersteigen. Darüber hinaus müssen Güter verzollt werden.
Sprache: Türkisch ist die offizielle Sprache in der Türkei, aber es gibt noch mehr als 30 weitere Sprachen. In den meisten touristischen Gebieten kommen Reisende auch mit Deutsch und Englisch weiter. Hier braucht man sich keine Sorgen bezüglich einer Sprachbarriere zu machen.
Küche: Die bekanntesten Hauptgerichte der Türkei sind meist nicht vegetarisch. Zu ihnen gehören zum Beispiel: Köfte (Hackfleisch-Variationen), Sucuk (türkische Wurst), Mantı (gefüllte Teigtaschen mit Joghurt-Dip), Çınarcık Usulü Balık (Fischpfanne) und Pilavlar (orientalisches Reisgericht).
Natürlich darf ein süßer Nachtisch nicht fehlen. Neben der berühmten Baklava lässt sich ein Abendessen auch mit Revani (traditionellem Zitronenkuchen), Lokma (Süßspeise aus Hefebällchen), Halva (weißem Nougat) oder Sütlac (türkischem Milchreis) abrunden.
Unterkunft: Für jeden Reisetypen hat die Türkei als sehr gut erschlossenes Touristenziel die ideale Unterkunft zu bieten: Die Auswahl erstreckt sich von modernen Ferienwohnungen mitten in der City bis zum 5-Sterne-Hotel mit Blick aufs Meer. Wer es besonders authentisch mag, bucht sich in ein traditionelles Gebäude wie das türkische Konak (Landhaus) ein oder genießt entspannte Wellness-Momente in einem der vielen Thermalhotels des Landes. Ziele wie Kappadokien bieten für alle Abenteurer mystische Cave Hotels, die ihren Besuchern ein einmaliges Ambiente und wunderschöne Erinnerungen bieten.