Skip to main content
Vermischtes

Angst vorm Fliegen – Wie erklär ich´s meiner Familie?

© Victor zastol‘skiy, AdobeStock

Nicht nur Menschen mit Flugangst leiden vor und beim Flug unter Stress, auch der Partner oder die Partnerin, der oder die mit auf Reisen geht, sieht einer unruhigen Zeit entgegen. Oftmals beginnen Angstzustände schon beim Buchen einer Reise und verstärken sich zum Flug hin täglich.

Damit beginnt oft für von Flugangst betroffene Partner eine stressige Zeit, vor allem, wenn sich bei ihnen Gedanken formulieren wie: „Flieg ich oder lieber nicht? Steig ich ein oder lieber wieder aus? Hoffentlich bekomme ich keine Panikattacke im Flugzeug. Ob das Piloten-Team wirklich alles unter Kontrolle hat? Drei Stunden Flug und eingesperrt – halt ich das überhaupt aus?“ Allein diese Vorstellungen können auch die Mitreisenden unter Druck setzen und zu unbedachten Aussagen verleiten, die alles andere als hilfreich sind.

Kennen Sie diese Momente, wo sie am liebsten ein anderer Mensch wären? Ihre Gedanken und damit Gefühle und das damit verbundene Kopfkino drehen sich im Kreis. Sie würden gerne frei und unbeschwert die Reise buchen, in Richtung Flughafen starten und sich auf den Urlaub freuen. Stattdessen leiden sie unter Angstattacken, Schlaflosigkeit, sind unausgeglichen, gereizt.

Corona als willkommene Ausrede

Sie wissen ganz genau, ihr Kind ist ins Ausland gezogen und lebt jetzt einige Flugstunden von Ihnen entfernt. Seit zwei Jahren haben Sie sich nicht mehr live gesehen. Durch Corona hatten Sie einen triftigen Grund, keinen Flug anzutreten – nur darf inzwischen wieder gereist werden. Früher hatten Sie nie Probleme zu fliegen, plötzlich ist die Angst gekommen.

Was tun, wenn die Panik zu versagen und sich zu blamieren so groß ist, dass sie lieber eine Ausrede mehr erfinden, als die Reise anzutreten?

Ihr Mann und ihre Tochter verstehen die Welt nicht mehr. Ist ihnen die ausgewanderte Familie plötzlich total gleichgültig, existieren die nur noch auf dem Papier? Was ist mit der Mutter los? Opa und Oma sollen endlich Ihr Enkelkind im Ausland kennenlernen. Und Mutter kommt mit den absurdesten Ideen, nur um in kein Flugzeug zu steigen. „Wir brauchen doch auch ein Auto dort, dann können wir doch drei Tage mit dem Auto fahren statt 2.5 Stunden fliegen. Außerdem ist das viel umweltfreundlicher und wir können alles ins Auto packen“, so könnte Ihr Argument lauten.

VERMISCHTES Aengste der Deutschen

Flugangst kann alte, nicht aufgearbeitete Angst sein

Dass Ihr Mann und Ihre Tochter entsetzt auf diesen Vorschlag reagieren, macht die Situation für Sie sicher auch nicht leichter. Oft genug entscheiden die von Flugangst betroffenen Personen dann, lieber zu Hause zu bleiben. Dass der wohlverdiente Urlaub zur Stressattacke für die ganze Familie werden kann, nimmt man leider viel zu oft in Kauf. Nicht selten handelt es sich bei den Ängsten um versteckte Themen, die nicht aufgearbeitet wurden und sich in Form von Flugangst zeigen.

5 Tipps, wie Sie mit Ihrer Familie über Flugangst sprechen – und sie überwinden

Tipp 1: Fassen sie sich ein Herz, und gestehen Sie sich die plötzlich eingetretene Flugangst ein. Erzählen Sie es auch Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin Ihren Kindern. Damit nehmen Sie den Gedanken und das Gefühl aus der Situation, das Ihnen die Familie nichts mehr bedeutet.

Tipp 2: Warten Sie nicht darauf, dass die Ängste von selbst wieder gehen und verabschieden Sie sich von dem Gedanken, sich beim Flug nur „durchbeißen“ zu müssen. („Ist ja nur dieses Mal.“) Sie wollen ja schließlich Ihre Familie wieder öfter sehen – oder?

Tipp 3: Lassen Sie sich professionell helfen, manchmal reichen schon wenige Coachings aus, um die Situation neu zu bewerten und dadurch anders zu fühlen und vor allem ein speziell für Sie entwickeltes „Kopfkino“ zu entwickeln. Hier gibt es einen unterstützenden Selbststudienkurs mit Audios. Auch Hypnose hilft ausgesprochen gut, ebenso wie eine systemische Supervision oder ein Visionstraining und Verhaltenscoaching.

Tipp 4: Nehmen Sie Ihren Mann oder Ihre Frau, der/die ja mit Ihnen reist, mit ins Coaching. Er oder sie kann im Notfall von außen unterstützend einwirken. Ein Sportler, eine Managerin, ein Unternehmer arbeiten mit Coaches zusammen – warum nicht auch Sie?

Tipp 5: Sie wollen es nicht professionell angehen? Dann helfen vielleicht diese Maßnahmen:

  • Buchen Sie sofort einen Sitz, wo Sie sich wohlfühlen, eventuell in der Business Class.
  • Nehmen Sie Bilder von Ihrer Familie mit, die Sie besuchen wollen.
  • Laden Sie sich Ihre Lieblingsmusik herunter oder ein spannendes Hörbuch.
  • Schreiben Sie während des Fluges auf, was sie am Zielort Positives erleben möchten.
  • Teilen Sie Flugpersonal/Partner oder Partnerin/dem Sitznachbarn oder der Sitznachbarin mit, dass Sie unter Flugangst leiden.

Doch woher kommt eigentlich die Angst vorm Fliegen und welche Arten von Flugangst gibt es? Zunächst einmal muss man festhalten: Viele Deutsche haben Angst vorm Fliegen, etliche fühlen sich im Flugzeug unwohl. Laut einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2016 haben die Deutschen mehr Angst im Flugzeug (8,7 Prozent) als im Fahrstuhl oder in engen Räumen (7,4 Prozent). Vor knapp 20 Jahren war die Angst vorm Fliegen sogar noch größer. Damals fand das Allensbach Institut in einer Umfrage heraus, dass 16 Prozent der Deutschen Flugangst haben und 22 Prozent sich zumindest unbehaglich im Flieger fühlen.

Die Gründe sind oft sehr verschieden und hängen von den Lebensumständen wie auch den bisherigen Erfahrungen ab. Wir sehen uns einmal verschiedene Szenarien mit den möglichen Auswirkungen an:

Szenario 1: Viele der Betroffenen haben Angst oder sogar Panik vor Unbekannten, Gefühlen, Geräuschen und Bewegungen, die sie selten oder noch gar nicht erlebt haben. Dazu gehören, bereits am Flughafen, das Starten und Landen von Flugzeugen, Durchsagen, Kontrollen, Menschenmengen, Hektik.

Im Flugzeug kommt noch das Gefühl hinzu, eingesperrt zu sein, nicht aussteigen zu dürfen, wann man will, Menschen neben einem, die unbekannt sind, unter einem fehlt der Boden, ist nur Luft. Allein die Vorstellung, den festen Boden in einem Flugzeug zu verlassen, das schwer aussieht und sich trotzdem in der Luft in den Himmel abhebt, wirkt für viele Menschen unvorstellbar. Weil sie sich das nicht vorstellen können, reagieren sie mit Fragen, wie „Was ist, wenn das Flugzeug plötzlich abstürzt, ein Flügel bricht, ein Blitz einschlägt, ein anderes Flugzeug getroffen wird?“ Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Der schnellste Weg, solche Ängste zu lösen, ist es aus Erfahrung, einen Flugsimulator zu besuchen. Am besten mit der ganzen Familie. Dort werden diese Technikängste und Sorgen durch einen Piloten aus der Welt geschafft. In einem Simulator kann man alle Möglichkeiten, die bei einem Flug eintreffen könnten, durchspielen. Diese Angst ist eine, so nenne ich sie, „Angst aus Unwissenheit“ und kann mit einer Sitzung meist sofort behoben werden.

Szenario 2: Anders sieht es aus, wenn es sich um eine undefinierbare, emotionale Angst handelt, von der Sie gar nicht wissen, woher sie kommt. Man kennt alle Details eines Flugzeuges, die Geräusche sind erklärt worden, die Handlungen des Flugpersonals sind einleuchtend und trotzdem bleibt die Angst bestehen. Jetzt heißt es genauer hinzusehen: Haben die Betroffenen schon einmal eine negative Erfahrung beim Fliegen gemacht?

Lautet die Antwort ja: Dann wird dieses Thema mit einem Visionstraining, Hypnose-Coaching, systemischer Supervision angesehen und aufgelöst, dann neu bewertet.

Lautet die Antwort nein: Dann wird mit mir als Coachin die Vergangenheit durchleuchtet, mit allen ähnlichen Erfahrungen aus dem Umfeld, Familie, Arbeit, Veränderungen im Leben. Sobald wir einen Anhaltspunkt gefunden haben, wird dieser mit dem Konzept des Selbststudienkurses aufgelöst. Neue Bewertungen, Bilder, Emotionen und Gedanken im Körpersystem verankert.

Szenario 3: Von temporärer Flugangst betroffene Personen machen oft private oder berufliche Veränderungen durch, die Stress verursachen. Ebenfalls nicht selten zeigen sich Ängste, Sorgen und Probleme in anderen Lebensbereichen, bei Gelegenheiten wie dem Fliegen. Flugreisen und auch Schiffsreisen gehören zu stark besetzten Ängsten. Der Mensch ist darauf ausgelegt, mit den Füßen am Boden zu sein. Fester Untergrund, vermittelt Sicherheit, Geborgenheit, Kontrolle über die Situation. Im Flugzeug und auch auf Schiffen, (Hängebrücken, Gondeln und so weiter) bewegt sich der Untergrund. Genau das Gegenteil von dem, was es kennt, spiegelt sich im Gleichgewichtsorgan ab.

Visionieren und Fokussierung auf den angstfreien Zustand

Menschen, die gelernt haben, in solchen Situationen zielorientiert oder auch visionär zu arbeiten, können allein durch einen neuen Fokus, das Gleichgewichtsorgan beruhigen. Gebündelte Konzentration auf das Ziel und Ergebnis, schaltet das unbekannte Gefühl ab und verändert es wieder in das bekannte Denken, Fühlen und „Kopfkino“.

Was passiert mit Menschen, die generell in einer Situation verhaftet bleiben?

Typ A: Bleibt in der Situation, beleuchtet diese von allen Seiten und trifft eine Entscheidung, wie er oder sie diese erleben will. Danach reagiert und handelt er oder sie.

Typ B: Sieht sich in der neuen Situation völlig überfordert, die Gedanken kreisen und die Gefühle spielen verrückt. Alles was möglicherweise eintreten kann, oder von dem er oder sie schon gehört hat, was passieren kann, kommt in den Gedanken, Gefühlen und Handlungen hoch. Er oder sie bekommt Angst oder sogar eine Panikattacke.

Die aufgezählten Beispiele können Grundzüge einer Verhaltensweise sein, die im verborgenen Brodeln und je nach Situation in verschiedenen Facetten aufgezeigt werden.

Bestimmte Personengruppen häufiger von Flugangst betroffen

Häufiger von Flugangst, Panikattacken, Burnout, Stress und emotionalen Stress betroffene Menschen sind jene, die oft von Grund auf:

  • Angst vor Erneuerungen haben,
  • zuerst das Negative suchen – und dann auch finden,
  • sich schwer mit menschlichem Vertrauen tun,
  • nicht gerne abgeben können,
  • in jeder Situation die Kontrolle behalten wollen,
  • negative Erfahrungen als Maßstab nehmen,
  • eher problemorientiert denken, statt Lösungen zu suchen.

Sie behalten lieber das Alte, aber dafür Bekannte bei, denn das kennen sie schon, es ist ihnen vertraut. Man muss sich nicht umstellen oder sogar an sich arbeiten.

Wer sich darauf einlässt, neue Gedanken, Bilder und Emotionen zu kreieren und dadurch sein Verhalten in vielen Lebensbereichen verändert, wird sich glücklicher und mit voller Energie und Kraft in ein Flugzeug setzen und kann sogar entscheidende Veränderungen in seinem Leben treffen. Voraussetzung ist, dass man sich seiner Angst stellt und sich professionelle Hilfe etwa im Rahmen eines Coachings holt.

Die Autorin

Ingrid Richter ist schon immer sehr gerne geflogen und hat dadurch die Welt kennengelernt, beruflich wie privat. Insgesamt war sie zehn Jahre bei namhaften Firmen wie Lufthansa InTouch, Swiss Airlines, MSC Kreuzfahrten und NCL Cruise Line mit den Endkunden in Verbindung. Durch ihre Erfahrung und Expertise konnte sie vielen Menschen am Telefon bei ihren Flugängsten weiterhelfen, damit diese trotz Ängsten ihre Reisen stressfrei und mit weniger Problemen erleben konnten.

Seit 40 Jahren beschäftigt sich Ingrid Richter mit dem Thema Angstgegner und Angstsituationen. Ängste beeinflussen die Leistungsfähigkeit eines Menschen – doch nicht immer ist die Angst richtig. Speziell im Sport, wie beispielsweise Tennis, können wenige Sekunden der Angst über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Erlebt man viele Niederlagen oder Fehlschläge hintereinander, kann das zu hohem Stress „ausarten“, der zu einem Burnout führen kann. Um negativen Stress in dieser Form zu vermeiden, heißt es rechtzeitig zu handeln.

Die Psyche des Erfolges: gegen alle Widerstände das Denken zu verändern und dadurch neue Gefühle, Bilder und Emotionen zu gestalten ist eines der interessantesten Gebiete, die es gibt. Der Erfolg eines Menschen hängt davon ab, wie schnell ich meine negativen Assoziationen in neue positive Bilder, Gefühle und Gedanken verändern kann.

https://www.flugangst-hotline.com/

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe November des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.