Das Studium der Stücke William Shakespeares könne laut dem Palliativmediziner David Jeffrey von der University of Edinburgh Medizinstudenten dabei helfen, eine engere Verbindung mit ihren Patienten zu entwickeln.
In einer im "Journal of the Royal Society of Medicine" veröffentlichten Studie untersucht er, wie der empathische Ansatz – die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu verstehen und zu teilen – die Beziehung zwischen Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten verbessern kann.
Laut Jeffrey ist die Vorstellung, dass Gefühle störend seien und daher kontrolliert werden müssten, in der medizinischen Ausbildung und Praxis tief verwurzelt und trägt dazu bei, dass sich Ärztinnen und Ärzte von ihren Patienten distanzieren. Die Corona-Pandemie mit der Notwendigkeit persönlicher Schutzmaßnahmen, Social Distancing und Videokonsultationen führten bei der Schaffung empathischer Beziehungen zwischen Untersuchten und Untersuchenden zu zusätzlichen Herausforderungen.
Der Palliativmediziner argumentiert, dass die Beschäftigung mit den Stücken Shakespeares eine kreative Möglichkeit sei, die empathische Herangehensweise der Medizinstudentinnen und -studenten zu verstärken. Jeffrey bezieht sich in seiner Arbeit auf Bezüge aus "Der Sturm", "Wie es euch gefällt" und "König Lear". "Es ist bemerkenswert, dass Shakespeares Stücke auch heute noch relevant sind. Es scheint so zu sein, dass er über die Fähigkeit verfügt hat, unsere Gedanken vorwegzunehmen und das vor allem in Zeiten der Krise."
Raum für Reflexion geschaffen
Jeffrey beschreibt, wie Shakespeare die Welt aus Sicht anderer Menschen darstellt. Dabei geht es nicht nur um ihre Auffassungen, sondern auch um deren Gefühle und moralischen Standpunkte. Dieser Ansatz schaffe einen Raum für Auslegungen und Reflexionen, um Empathie zu erleben. "Die Schaffung eines solchen Raums für Reflexion ist ein zentraler Teil der klinischen Praxis und der medizinischen Ausbildung." Shakespeare betone gerade in Zeiten der Krise die zentrale Bedeutung von empathischen menschlichen Beziehungen. "Medical Humanities befinden sich häufig in den Randbereichen der medizinischen Ausbildung. Sie sollten jedoch für eine Veränderung der Kultur der Medizin von zentraler Bedeutung sein."
Laut der WHO ist eine unzureichende Ärzte-Patienten-Kommunikation einer der Hauptgründe für die hohe Zahl an medizinischen Behandlungsfehlern weltweit. Einer aktuellen Studie zufolge stirbt alle fünf Minuten weltweit ein Mensch wegen falscher medizinischer Behandlung.
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