Hoher Fleischkonsum belastet das Herz – Fleischverzicht weltweit trotzdem noch immer die Ausnahme
Ein höherer Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch steht mit einer schlechteren Herzfunktion in Zusammenhang. Das zeigt eine Studie mit 19.408 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter der Leitung der Queen Mary University of London. "Das könnte uns helfen, die Mechanismen zu verstehen, die den bereits beobachteten Verbindungen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten zugrunde liegen", so Studienautorin Zahra Raisi-Estabragh.
Die Teilnehmer entstammen der UK Biobank. Bei dieser handelt es sich um eine großangelegte Studie in Großbritannien, die die jeweiligen Einflüsse von genetischer Veranlagung und Umweltexposition (einschließlich Ernährung, Lebensstil, Medikamente et cetera) auf die Entstehung von Krankheiten untersucht. Sie begann im Jahr 2006. Die Forschenden haben die Verbindungen zwischen dem selbst angegebenen Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch mit der Anatomie und Funktion des Herzens verglichen. Dabei wurden Daten der kardiovaskulären Magnetresonanztomografie (CMR) herangezogen, die in der klinischen Praxis zur Beurteilung der Herzfunktion eingesetzt wird. Schließlich wurde die Elastizität der Blutgefäße untersucht. Dehnbare Arterien gelten als gesünder. Die Analyse wurde auch in Hinblick auf Faktoren, die die Beziehung beeinflussen könnten, wie Alter, Geschlecht, Mangelerscheinungen, Bildung, Rauchen, Alkohol, Sport, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Diabetes und BMI, angepasst.
Je mehr Fleisch, desto schlechter die Herzgesundheit
Laut den analysierten Daten steht ein vermehrter Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch mit schlechteren bildgebenden Werten der Herzgesundheit in Zusammenhang. Das gilt für alle untersuchten Bereiche. Personen mit einem höheren Konsum an rotem Fleisch verfügten über kleinere Ventrikel, eine schlechtere Herzfunktion und steifere Arterien. Sie alle gelten als Marker einer schlechteren Herz-Kreislauf-Gesundheit. Zum Vergleich haben die Wissenschaftler auch die Beziehungen zwischen den bildgebenden Werten des Herzens und dem Verzehr von fettreichem Fisch getestet, der zuvor bereits mit einer besseren Herzgesundheit in Zusammenhang gebracht worden war. Mit der Menge an konsumiertem Fisch verbesserte sich auch die Herzfunktion und die Arterien waren dehnbarer.
Fisch besser für den Körper
Der Verzehr von Fisch hatte also im Vergleich zu dem von Fleisch positive Folgen. Raisi-Estabragh zufolge konnten die bildgebenden Werte der Herzgesundheit durch hohen Fleischkonsum nur teilweise mit Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten, Diabetes und Fettleibigkeit erklärt werden. Die Wissenschaftlerin merkt auch an, dass alternative Mechanismen nicht untersucht wurden. Es gebe jedoch Hinweise darauf, dass rotes Fleisch das Mikrobiom des Darms verändere und so zu höheren Werten bei bestimmten Stoffwechselprodukten im Darm führe, die ihrerseits mit einem höheren Risiko einer Herzkrankheit in Verbindung gebracht worden sind. Da es sich um eine Beobachtungsstudie gehandelt habe, könne eine Ursächlichkeit nicht angenommen werden.
In Indien wird am wenigsten Fleisch konsumiert
Weltweite Spitzenreiter in Sachen Fleischverzicht sind die Inderinnen und Inder. In Deutschland ist eine vollumfängliche vegetarische oder vegane Ernährung noch die Ausnahme. So ernährt sich mehr als ein Drittel (38 Prozent) der indischen Bevölkerung, die insgesamt 1,4 Milliarden Menschen zählt, fleischlos. Fast jeder Fünfte verzichtet sogar komplett auf tierische Nahrungsmittel. Kaum angesagt ist eine vegetarische oder vegane Ernährung in Brasilien, wo lediglich vier Prozent der Menschen auf Fleischkost verzichten. In Deutschland leben aber auch gerade einmal sieben Prozent aller Menschen vegetarisch und nur drei Prozent vegan.
Immerhin: Die Anzahl der Menschen in Europa, die sich flexitarisch ernähren, nimmt zu. Der Ernährungs-Blog Veganz hat sich im Rahmen einer Umfrage unter 2.600 Teilnehmern in sieben Ländern mit der Frage beschäftigt, was bei den Europäerinnen und Europäern auf den Tisch kommt. Rund 23 Prozent der Befragten gaben an flexitarisch zu leben – sie versuchen also bewusst weniger Fleisch zu konsumieren. Vegetarischer und pescetarischer Diäten unterziehen sich laut der Ernährungsstudie nur etwa drei Prozent der Befragten, vegan leben etwa zwei Prozent.
Wie die Statista-Grafik zeigt, ist der Anteil der Flexitarierinnen und Flexitarier in Österreich am höchsten – dort verringern etwa 32 Prozent der Interviewten den Fleischkonsum. Die meisten vegetarischen Befragten gab es mit sechs Prozent in der Schweiz, Veganerinnen und Veganer sowie und Pescetarierinnen und Pescetarier waren unter den deutschen Befragten am häufigsten vertreten.
Die Gründe für eine flexitarische Diät sind in Europa genauso vielfältig, wie die für eine vegane oder vegetarische Ernährungsweise. Hauptargument ist die eigene Gesundheit (51,6 Prozent), der flexitarische Trend (5,2 Prozent) an sich spielt eher eine untergeordnete Rolle.
ProVeg – ehemals VEBU – bezeichnet zudem Flexitarierinnen und Flexitarier als Personen mit einem Fleischverzicht an mindestens drei Tagen pro Woche.