Fast eine halbe Milliarde Menschen weltweit hat Diabetes
Am 14. November war Weltdiabetestag. Der Aktionstag wurde 1991 von der International Diabetes Federation (IDF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeführt, um auf die steigende Verbreitung von Diabetes mellitus aufmerksam zu machen. Die IDF schätzt, dass weltweit 463 Millionen Erwachsene von der auch als Zuckerkrankheit bekannten Stoffwechselkrankheit betroffen sind. Deutschland zählt mit rund 9,5 Millionen Betroffenen zu den Top 10 Ländern. Die Länder mit den meisten Fällen sind aktuell China, Indien und die USA. Und die Experten gehen davon aus, dass Diabetes weiter um sich greifen wird. Für das Jahr 2045 rechnen sie mit 700 Millionen Fällen – das entspricht einem Plus von 51 Prozent.
Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen haben während der letzten Jahre bestätigt, dass Diabetiker ein erheblich erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Eine Metaanalyse australischer Wissenschaftler zeigte 2018, dass das Krebsrisiko männlicher Diabetiker 19 Prozent höher ist als das Risiko der Allgemeinbevölkerung, bei Diabetikerinnen sogar um 27 Prozent. In einer aktuellen Publikation belegen Wissenschaftler aus dem DKFZ und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg diesen Zusammenhang für Darmkrebs, insbesondere auch für die Erkrankungen im jüngeren Lebensalter.
Krebsrisiko schon vor Diabetes-Erkrankung erhöht
Doch wie kann Diabetes Typ 2 die Krebsentstehung beeinflussen? Experten gehen heute davon aus, dass das Krebsrisiko bereits steigt, bevor Diabetes Typ 2 überhaupt festgestellt wurde: Der eigentlichen „Zuckerkrankheit“ geht in vielen Fällen eine Stoffwechselentgleisung voraus, die als metabolisches Syndrom bezeichnet wird. Vier Hauptmerkmale charakterisieren das Syndrom: Adipositas, vor allem im Bauchbereich, daneben fehlregulierte Blutfette, erhöhter Blutdruck und erhöhter Blutzucker, oftmals bereits verbunden mit einer Insulinresistenz.
„Wir sprechen beim metabolischen Syndrom daher auch vom tödlichen Quartett“, sagt Mathias Heikenwälder, Stoffwechselexperte vom DKFZ, und erklärt weiter: „Das Bauchfett ist besonders gefährlich, was die Krebsentstehung angeht. Denn dieses Fettgewebe gibt Botenstoffe an die Umgebung ab, die Entzündungsreaktionen auslösen und die Wirkung von Insulin verringern, so genannte Adiponektine und Zytokine. Einige dieser Botenstoffe wirken auch als Wachstumsfaktoren. Sie regen andere Zellen zur Teilung an und begünstigen so auch das Tumorwachstum.“ Außerdem bilden die Fettzellen Östrogene, die in hormonsensitiven Gewebe von Brust und Gebärmutter das Zellwachstum ankurbeln können.
Besteht das metabolische Syndrom über Jahre hinweg, kann sich Typ 2 Diabetes entwickeln, weitere häufige Folgeerkrankungen sind Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfälle – und eben Krebs. Doch die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des metabolischen Syndroms lassen sich abwenden – eine Anpassung des Lebensstils kann die krankhafte Entwicklung aufhalten. „Ernährung und Bewegung sind die Hebel, an denen Betroffene ansetzen müssen“, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am DKFZ.
Das heißt zunächst, sich bewusst und ausgewogen zu ernähren, mit ausgeglichener Energiebilanz. Ebenso entscheidend ist regelmäßige körperliche Bewegung, möglichst 30 Minuten täglich. Bewegung erhöht den Energieverbrauch und trägt so dazu bei, Übergewicht abzubauen.
Information zu einem gesunden Lebensstil gibt es beim Krebsinformationsdienst.