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Expatriates

Feiertage in Südkorea: warum Expats sie kennen sollten

© chanchai, AdobeStock

Man mag vielleicht nicht sofort daran denken, aber auch die Feiertage sind ein Teil dieser Kultur, die man erst kennenlernen muss, da sie neben der kulturellen Komponente und der Bedeutung für die Einheimischen auch unmittelbare Auswirkungen auf den Expat und dessen Zeitplanung haben.

Die Feiertage in Südkorea reichen vom Tag der Unabhängigkeitsbewegung, über Buddhas Geburtstag bis hin zum Tag des koreanischen Alphabets (Hangeul Day). In diesem Artikel stehen neben dem etwas kuriosen Hangeul Day vor allem die zwei wichtigsten (und längsten) Feierlichkeiten Koreas im Fokus: das Neujahr laut Mondkalender, Seollal, sowie das Erntedankfest Chuseok.

EXPATRIATES Feiertage in Südkorea

Seollal (설날) – Der wichtigste der Feiertage in Südkorea

Neujahr wird in Korea traditionell wie auch heute noch entsprechend dem Mondkalender gefeiert und erstreckt sich über drei Tage (Der Tag vor Seollal – Seollal – Der Tag nach Seollal). Es findet – je nachdem wie es fällt – im Januar oder Februar zum zweiten Vollmond nach der Wintersonnenwende statt und läutet das jährliche chinesische Tierkreiszeichen ein, welches man auch aus anderen asiatischen Ländern kennt.

Zu Seollal (설날) wird es in Korea recht geschäftig. Das liegt daran, dass es sich um eine der wichtigsten koreanischen Feierlichkeiten handelt. Die Koreaner reisen hierfür in der Regel in ihre Heimatstadt, um die Feiertage gemeinsam mit ihrer Familie zu verbringen. Man kann sich vorstellen, was das für Menschenmassen sind, die zu dieser Zeit quer durch das Land reisen, wobei es bei den Reisen durch das Land natürlich nicht bleibt: viele im Ausland lebende Koreaner kommen zu Seollal auch per Flugzeug zurück nach Korea und ihren Familien.

Leere Straßen in Seoul

Für den Ausländer, der keine koreanische Familie im Land aufzuweisen hat, mit der er an den Feierlichkeiten teilnehmen könnte, ergibt sich dann ein kurioses Bild: Seoul präsentiert sich an diesen Tagen merkwürdig leer, U-Bahnstationen sind verlassen, die meisten Restaurants und Geschäfte haben geschlossen und die wenigen Leute, die man auf der Straße antrifft, sind nicht selten andere Ausländer, die durch die Leere flanieren.

Reisen zu dieser Zeit kann sich mitunter als etwas schwierig gestalten, da die Koreaner normalerweise lange im Voraus planen und Flüge sowie Zug- und Busfahrten schon viele Monate zuvor gebucht wurden. Übrige Angebote sind teilweise teuer, man kann hier aber auch manchmal ein Schnäppchen erstehen. Es sind zu Seollal allerdings auch einfach derart viele Menschen unterwegs, dass es teils eines Vielfachen der regulären Reisezeit bedarf, um zum gewünschten Ziel zu kommen – zumindest, wenn man mit dem Bus oder Auto unterwegs ist. Die Straßen stauen sich, Raststätten sind hoffnungslos überfüllt.

Gerade für Ausländer kann Seollal aber eine schöne Gelegenheit bieten, diese beinahe surreal anmutende Ruhe der sonst so geschäftigen Großstadt zu genießen oder auch einen von Seouls zahlreichen Palästen zu besuchen – zu Seollal gibt es dort meist freien Eintritt.

Die Koreaner reisen unterdessen zu ihren Familien, mit handlich abgepackten und adrett eingerichteten Geschenkboxen (als Inhalt findet man etwa teure Früchte, Honig, Dosenfleisch, Süßigkeiten, Ginseng und mehr) sowie mit im Voraus vorbereiteten traditionellen Speisen im Gepäck.

Strenge Regeln für Nahrungsmittel

Am Morgen des Seollal (also am zweiten Ferientag) halten die Koreaner nach traditioneller Art spezielle Ahnenrituale, die sogenannte „Jesa“ (제사), ab. Bei diesen Ritualen erweist man den Vorfahren vor einem reichlich gedeckten Essenstisch die Ehre, und nicht selten sind die Koreaner dabei auch in die traditionelle koreanische Tracht „Hanbok“ (한복) gehüllt. Das Anrichten der einzelnen Nahrungsmittel auf dem Tisch ist dabei streng geregelt und erfolgt in zugewiesenen Reihen und Kategorien. Ob Fleisch, Fisch, Früchte oder Suppen – alles hat seinen genauen Platz und ein Blick auf derartig gedeckte Tische kann bei Fremden ein gewisses Erstaunen auslösen. Hintergrund für diesen Brauch ist, dass der Tisch für die Vorfahren aufgedeckt wird: Ein prominent auf dem Tisch platzierter Zettel mit den Namen der Vorfahren symbolisiert deren Geist, und die Lebensmittel werden somit vor den Vorfahren und für diese angerichtet.

Ein wichtiges kulturelles Essen im Anschluss an die Zeremonie ist (Vorsicht, Zungenbrecher!) „Tteokguk“ (떡국), eine spezielle Suppe mit längs geschnittenem Reiskuchen. Die weiße Farbe des Reiskuchens symbolisiert dabei einen reinen Start in das neue Jahr, während die längliche Form zu einem langen Leben verhelfen soll.

Ein kurzer Exkurs zum koreanischen Geburtstag: Nach traditionellem Verständnis wird man in Korea nicht zu seinem Geburtstag älter, stattdessen altert das gesamte Volk zu Seollal um ein Jahr. Das Verspeisen der oben genannten Suppe wird hierbei als humorvolle Metapher für das Älterwerden gesehen (man isst die Suppe und wird ein Jahr älter), was ihr einen nicht unwichtigen Stellenwert in der koreanischen Gesellschaft verleiht. Es kann sogar vorkommen, dass man von (zumeist älteren) Koreanern gefragt wird, wie oft man bereits Tteokguk gegessen hat. Dies meint in der Regel nicht, wie viele Schüsseln davon man insgesamt verspeist hat, sondern ist eine indirekte und humorvolle Frage nach dem Alter.

Keine Zeit für Expat-Freunde

Nach dem Essen vollführen die Kinder an Seollal Neujahrs-Verbeugungen vor den Älteren und bekommen als Belohnung Neujahrsgeld, im Koreanischen „Sebaetdon“ (세뱃돈) genannt, geschenkt, was für die Kinder natürlich sehr aufregend ist. Im Anschluss folgen Spiele mit der Familie oder lange Unterhaltungen mit den versammelten Familienmitgliedern.

Man muss an dieser Stelle aber auch kurz festhalten, dass heutzutage nicht mehr alle Koreaner diesen Traditionen derart genau nachgehen und Seollal mittlerweile moderner oder im kleineren Kreis gefeiert wird. Für kleine Familien macht es finanziell vielleicht auch keinen Sinn, all die Lebensmittel, welche für die Ahnenverehrung benötigt werden vorzubereiten. Nichtsdestotrotz kann sich der Expat aber wohl darauf einstellen, dass zumindest seine koreanischen Freunde zu Seollal keine Zeit für ihn haben werden und kann dementsprechend seine eigenen Pläne schmieden.

Chuseok (추석) - Drei Tage Erntedank

Ein weiteres großes Fest in Korea ist Chuseok (추석), ein dreitägiges Erntefest, welches je nach Kalender meist zwischen Anfang September und Mitte Oktober abgehalten wird (am 15. Tag des 8. Monats laut Mondkalender, um genau zu sein) und deshalb auch als koreanisches Thanksgiving bekannt ist.

Zu Chuseok läuft es ähnlich ab wie zu Seollal. Auch hier reisen die Koreaner zu ihren Familien, mit geschnürten Geschenkboxen im Gepäck. Man kann sich das Ganze ein wenig wie Weihnachten bei uns vorstellen. Die Familien kommen zusammen, die Straßen scheinen wie leergefegt. Wie sich das diesjährige Chuseok in Verbindung mit Covid-19 und den einhergehenden Reisebeschränkungen gestalten wird, muss sich jedoch erst noch zeigen. So leicht lassen sich die Koreaner bei ihrer Familienzusammenführung in der Regel nicht aufhalten. Ansonsten ist Chuseok auch eine erneute Gelegenheit, bei der die Koreaner wie zu Seollal eine aufwendige Ahnenverehrung abhalten und den Tisch reichlich für Ihre Vorfahren decken. Die Koreaner besuchen dann außerdem die Gräber ihrer Vorfahren, um sie zu pflegen und von Unkraut zu befreien. Dies wird im Koreanischen „Seongmyo“ (성묘) genannt.

Was zu Seollal die Tteokguk ist (die Suppe mit den längs geschnittenen Reiskuchen), sind zu Chuseok mitunter die „Songpyeon“ (송편). Die Grundsubstanz Reis ist bei beiden gleich. Für die Herstellung von Songpyeon wird das Reispulver jedoch zunächst zu kleinen Kugeln verknetet, dann gefüllt (etwa mit süßer roter Bohnenpaste oder Honig) und anschließend gedämpft. Im Gegensatz zur Tteokguk handelt es sich hierbei um eine bunte Süßspeise und die Songpyeon werden in Farben wie Gelb, Orange, Weiß, Rosa, Violett, Grün und Braun hergestellt und sind ein beliebtes Dessert zu Chuseok. Sie wurden bereits vor Jahrhunderten gegessen: damals stellte man sie mit dem frisch geernteten Reis her und bot sie dann in einem Ritual den Vorfahren an, um sich für die gute Ernte zu bedanken. Manche Familien gehen auch heute noch dieser Tradition nach und machen gemeinsam Songpyeon – man bekommt sie aber auch maschinell gefertigt an fast jeder Ecke, sofern man sich diese Arbeit sparen möchte.

Wie zu Seollal kann man dem Expat auch hier raten, entweder gut im Voraus zu planen, falls man zu Chuseok verreisen möchte, oder auf kurzfristige Schnäppchen zu hoffen. Ansonsten gibt es auch zu Chuseok an vielerlei Orten wie den Palästen oder manchen Museen freien Eintritt, falls man seine Zeit dort verbringen möchte. Mit Glück kann man die Paläste auch bereits in ihrem farbenfrohen Herbstgewand begutachten.

EXPATRIATES AdobeStock 175976635Gamcheon Kulturdorf, Busan(Pusan), Südkorea

Hangeul Day (한글날) - Das Alphabet feiern

Ein weiterer nennenswerter Feiertag in Korea ist der Hangeul Day (한글날). Beim „Hangeul“ handelt es sich um das koreanische Alphabet, welches im Jahre 1446 von König Sejong dem Großen eingeführt wurde. Zuvor war in Korea mit Zeichen geschrieben worden, die man aus dem Chinesischen adoptiert hatte (die sogenannten Hanja). Unter anderem aufgrund der Komplexität der chinesischen Schriftzeichen und den Unterschieden zwischen der Koreanischen und der Chinesischen Sprache, gab es damals viele Analphabeten. König Sejong machte sich deshalb daran, ein koreanisches Schriftsystem zu entwickeln, welches zugänglich und von sämtlichen Schichten leicht zu erlernen war. Es handelt sich beim Hangeul um ein sehr systematisches Alphabet, welches außerdem die phonologische Besonderheit aufweist, dass sich die schriftliche Gestaltung vieler Buchstaben an die Form anlehnt, die der Mund beim Aussprechen des jeweiligen Buchstabens annimmt. Bereits die Gestaltung der Buchstaben zeigt also auf, wie der Mund geformt werden muss, um diese auszusprechen.

Es mag für den ein oder anderen kurios wirken, dass man des Alphabets wegen einen Urlaubstag bekommt. Die Koreaner sind jedoch stolz auf ihr Alphabet und feiern es jedes Jahr am Hangeul Day. Auch König Sejong ist von den Koreanern hochgeschätzt und so ziert zu Ehren des Erfinders eine gewaltige Statue den Gwanghwamun Plaza im Herzen Seouls.

Für Ausländer in Korea ohne Koreanisch-Kenntnisse bietet der Hangeul Day vielleicht auch die beste Gelegenheit, sich mit der Sprache auseinanderzusetzen und sich somit auf den Feiertag einzustimmen. Da es theoretisch nur einige wenige Stunden braucht, um das koreanische Alphabet zu erlernen (das Alphabet wohlgemerkt, nicht die Sprache), feiert man hier recht schnell Erfolgserlebnisse und findet sich zur Belohnung in der fremden Umgebung besser zurecht. Und die Koreaner freut es natürlich auch, wenn ein Ausländer Interesse an ihrer Kultur zeigt und sich für ihre Sprache interessiert.

Eine letzte wichtige Anmerkung ist übrigens, dass in Korea für Seollal, Chuseok und den Kindertag entsprechende Ersatzfeiertage eingeführt wurden. Fallen diese Feiertage auf ein Wochenende oder einen anderen Feiertag, so gibt es am ersten darauffolgenden Werktag einen Ersatzfeiertag. Gerade für Expats kann diese Information sehr nützlich sein, da diese Regelung vielleicht nicht immer bekannt ist.

 

Der Autor:

Michael Adler ist Communications & Marketing Manager bei Nowak & Partner. Die Unter­nehmensberatung in Seoul bietet internationalen Unternehmen maßgeschneiderte Komplett-Lösungen für den Markteintritt, die Firmengründung oder den Firmenkauf in Korea. Zu den Dienstleistungen gehören die Suche von qualifiziertem Personal für die Leitung der koreanischen Tochter­gesellschaft, effizientes Krisenmanagement sowie Verhandlungen mit koreanischen Partnern – etwa in M&A (Merger and Acquisitions) oder Joint-Venture-Angelegenheiten.

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