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Vermischtes

Weltweit arbeiten im Wohnmobil: Warum das kein Traum mehr bleiben muss

© Mirko, AdobeStock

Eine Weltreise im Wohnmobil – das ist ein Traum, den sich immer mehr junge wie alte Menschen verwirklichen. Um dieses Vorhaben zu finanzieren, arbeiten etliche Reisende von unterwegs aus für ihre Unternehmen oder Auftraggeber. Doch ist dies ohne weiteres möglich?

Zum ersten Mal kehrten viele Berufstätige am Ende des Sommers nicht in ein Büro zurück, sondern in ihr Homeoffice. Über ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Krise ist der Fünf-Tage-Alltag im Büro für viele nicht mehr die Norm. Laut einer DAK-Sonderanalyse hat sich die Zahl der täglich im Homeoffice Arbeitenden im Vergleich zu der Zeit vor Corona verdreifacht. Rund 82 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass sich geeignete Aufgaben genauso gut im Homeoffice bewältigen lassen wie am normalen Arbeitsplatz.

Außerdem geben weitere Umfrageergebnisse keinen Grund zur Sorge in Hinsicht auf die Produktivität: Rund 59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sie im Homeoffice sogar produktiver arbeiten können als am normalen Arbeitsplatz. Die Universitäten Harvard und New York bestätigen diesen Eindruck. Gemäß Studien dieser Universitäten hat ein durchschnittlicher Arbeitstag während des Corona-Lockdowns für viele Angestellte weltweit rund acht Prozent länger gedauert als in den Wochen zuvor. Das entspreche einer Verlängerung von knapp 49 Minuten pro Arbeitstag. Die Auswirkungen von Covid-19 sind auch in anderen Arbeitsbereichen zu erkennen. Vor allem die digitale Kommunikation zwischen den Angestellten hat zugenommen. Parallel dazu stieg die Lebensqualität der Menschen dank Homeoffice-Lösungen. Insbesondere bei der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen verbessert sich dadurch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Branchen, die besonders intensiv auf Digitalisierung und Heimarbeitsplätze umgerüstet haben, sind vor allem Banken und Versicherungen (80 Prozent), Informationstechnologie sowie chemische Industrie und öffentliche Verwaltung.

Fortschreitende Digitalisierung ermöglicht Arbeiten von überall aus

Gleichwohl soziale Kontakte für viele Mitarbeiter essentiell für das Wohlbefinden und eine stabile Gemütsverfassung sind, werden immer mehr Unternehmen in Zukunft auf ein flexibles Arbeitsmodell zurückgreifen. Dank moderner Arbeitsstrukturen kann man mit einem Laptop und einer guten Wifi-Verbindung von überall arbeiten, nicht nur vom eigenen Büro von zu Hause aus. Remote-Working sei nicht nur produktiver, sondern verringerte sich auch das Stresserleben der Arbeitnehmer um rund 29 Prozent, so die DAK-Studie.

Durch zunehmende Digitalisierung und Konnektivität während der Pandemie haben Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen ihr Vertrauen zueinander gestärkt, mit ihren Teams in Verbindung zu bleiben und Aufgaben auch aus der Entfernung erledigen zu können. Technischer Fortschritt und Sachzwang Corona: Diese Faktoren machen das Homeoffice zur Dauerlösung. Das zeigt eine Untersuchung des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.

Homeoffice im Wohnmobil

Immer seltener spielt es eine Rolle, ob man sich einige Kilometer vom Büro entfernt oder in einer anderen Stadt befindet. Warum also nicht als ein vorübergehendes Homeoffice ein Wohnmobil nutzen, während Sie die Natur um sich herum erkunden? Das Reisen mit dem Wohnmobil ist nicht nur flexibel, sondern ermöglicht gleichzeitig einen Tapetenwechsel und eine neue Art, Inspirationen zu gewinnen. Selbst Geschäftsreisen müssen nicht ausfallen. Über Zoom, Skype oder ähnliche Meeting-Software finden Konferenzen ganz bequem vom eigenen Computer aus statt – eine stabile Internetverbindung vorausgesetzt.

Dort zu arbeiten, wo wir wollen, macht uns glücklicher und beeinflusst unsere Leistungen positiv. Genauso wie das Arbeiten von zu Hause erweitert das Arbeiten in einem Camper freie Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeit. Die Möglichkeit, sich frei bewegen und reisen zu können, bringt Zugang zu neuen Wissensquellen mit sich, die unsere Kreativität steigern können. Man stelle sich nur vor, dass man den Arbeitstag auch mitten in der Natur mit Blick aufs Meer starten könnte, statt in den eigenen vier Wänden.

Im Vergleich zu einer traditionellen Reise ist der Planungsaufwand für mobiles Arbeiten im Van deutlich geringer. Das Reisen gestaltet sich sehr flexibel und man kann direkt morgens mit der Arbeit loslegen, ohne Anreiseweg zum Büro. Durch den Zeitgewinn lässt sich die Arbeit besser über den Tag verteilen und es bleibt gleichzeitig mehr Freizeit. Mit einem kleinen, aber praktischen Platz im Wohnmobil lässt es sich sehr minimalistisch leben. Das erleichtert nicht nur das Planen, sondern entspannt auch den Geist. Eine Reise auf wenig befahrenen Strecken reduziert zudem Stress und macht das Reisen zu einem entspannten, aber dennoch aufregenden Erlebnis.

Mobiles Arbeiten erlaubt nicht automatisch Homeoffice im Wohnmobil

So sehr das Arbeiten im Van Freiheit und Flexibilität suggeriert, es erfordert Vorbereitung – und das Einverständnis des Arbeitgebers. Schließlich bestimmt dieser in der Regel den Arbeitsplatz. Mit dem Arbeitgeber eine Regelung zum Homeoffice vereinbart zu haben, bedeutet darüber hinaus erst einmal nur das: Die Erlaubnis, das Büro nach Hause zu verlagern. Arbeitnehmer sollten hierin keinen Blankoscheck sehen, von einem beliebigen Ort freier Wahl aus zu arbeiten.

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Lea Fiebelkorn, Unternehmensberatung BDAE Consult

Die gemeinsamen Absprachen, wie genau man fernab vom Büro arbeiten darf, setzen eine wichtige Unterscheidung voraus: die zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten. Denn von zu Hause aus Arbeit für den Arbeitgeber zu verrichten, bedeutet nicht automatisch, dass man im Homeoffice arbeitet. Diese Arbeitsform bezeichnet nicht das Arbeiten von unterwegs im Allgemeinen, wie Lea Fiebelkorn von der Unternehmensberatung BDAE Consult erläutert. „Das Homeoffice bezeichnet einen konkreten, gemeinsam mit dem Arbeitgeber festgelegten Arbeitsort im Privatbereich des Arbeitnehmers“, so die Juristin. Eine Homeoffice-Vereinbarung mit dem Arbeitgeber legt nicht nur den Ort fest, sondern auch die Rahmenbedingungen. „Das stellt sicher, dass der Arbeitgeber seinen Fürsorgepflichten nachkommen kann“, so Fiebelkorn weiter. Um diesen Schutz sicherzustellen, gelten bestimmte Voraussetzungen bezüglich Einrichtung und Ausstattung. Den Laptop im Wohnzimmer (oder eben im Wohnwagen) an die Steckdose anzuschließen macht aus dem Raum noch kein Homeoffice.

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Vom Homeoffice-Begriff ist das mobile Arbeiten zu unterscheiden. Diese Form, außerhalb des Büros zu arbeiten, ist rechtlich nicht ganz so formalisiert und bedarf mitunter auch keiner schriftlichen Vereinbarung. Mobiles Arbeiten setzt auch keinen bestimmten, speziell eingerichteten Arbeitsort voraus. Von unterwegs aus zu arbeiten fällt also grundsätzlich erst einmal in diese Kategorie. Dass diese Arbeitsweise formal weniger voraussetzt, verspricht zunächst einmal größere Flexibilität. Sie setzt aber auch mehr Eigenverantwortung durch den Arbeitnehmer voraus. Eben weil die Arbeit an einem (relativ!) beliebigen Ort stattfinden kann, trägt beispielsweise der Arbeitgeber bei einem Unfall nicht automatisch die Verantwortung.

Größere Flexibilität bedeutet größere Verantwortung

„Je mehr Freiheiten das mobile Arbeiten verspricht, desto mehr Eigenverantwortung hat auch der Arbeitnehmer. Schließlich hat auch er gegenüber dem Arbeitgeber Mitwirkungspflichten“, betont Unternehmensberaterin Fiebelkorn. So muss der Arbeitnehmer während der Arbeitszeit auch in der Lage sein, die versprochenen Arbeitsleistungen zu erbringen. Er muss – wenn auch durch Unterstützung des Arbeitgebers und der fortgeschrittenen Technik – garantieren können, dass Aufgaben weitestgehend ohne Einschränkung gelingen – eben so, als befände er sich im Büro. Je weiter die Reise geht, desto besserer Absprache mit dem Vorgesetzten bedarf es, da sich der Mitarbeiter immer weiter aus dem Einflussbereich des Arbeitgebers wegbewegt. Schließlich macht man es ihm umso schwerer, seinen Schutzpflichten auch nachzukommen.

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Die hier nur angedeutete Fülle an rechtlichen Hürden – in puncto Arbeitsrecht, Sozialrecht, aber auch darüber hinaus – unterstreicht, dass vermeintlich einfaches „Drauflosfahren“ einen beachtlichen Verwaltungsaufwand voraussetzt. Es reicht also nicht, den direkten (sachbezogenen) Vorgesetzten zu überzeugen, dass das Homeoffice von unterwegs Ihre Produktivität nicht einschränkt. Selbst, wenn der Teamchef davon überzeugt ist, sieht es die Personalabteilung nicht unbedingt ebenso unkritisch. Ein Anspruch auf eine solche eher ungewöhnliche Möglichkeit des mobilen Arbeitens besteht zumindest auch bei guter Begründung nicht.

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Ob Homeoffice im eigens eingerichteten Büro oder mobiles Arbeiten im Van: Beide Arbeitsformen setzen eine ausführliche Rücksprache mit dem Vorgesetzten, aber auch der Personalabteilung voraus. Durch die Corona-Pandemie haben allerdings sowohl Personalverantwortliche wie auch Arbeitnehmer gemerkt, dass in diesem Bereich doch zahlreiche Arbeitsformen möglich sind. Und sind diese erst einmal vereinbart, gelingt auch das Arbeiten in der freien Natur.