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Corona-Krise: Das bedeutet sie für Flugreisende und den Tourismus

© Kovalenko I, AdobeStock

Das Corona-Virus beeinträchtigt den weltweiten Flugverkehr deutlich. Eine aktuelle Grafik zeigt die prozentuale Veränderung der Anzahl der Abflüge aus sechs Ländern sowie der weltweiten Abflüge für jede Woche in diesem Jahr seit dem 6. Januar 2020. Jede Woche wurde mit der entsprechenden Woche im Jahr 2019 verglichen. Die Erhebung stammt von dem Reisedatendienst OAG.

In allen sechs Ländern und weltweit sind die Zahlen mittlerweile negativ. Am stärksten ist der Rückgang in Hongkong, Südkorea und China. In Deutschland sind die Abflugzahlen in der zweiten Märzwoche um rund 15,4 Prozent eingebrochen. Die Auswirkungen auf die chinesische Luftfahrt scheinen ihren Tiefpunkt erreicht zu haben, sind aber noch weit von einer Erholung entfernt.

In der Folge herrscht aktuell viel Unklarheit bei Passagieren und Fluggesellschaften. Die Verbraucherschutz-Organisation Association of Passenger Rights Advocates (APRA) macht aktuell klar, dass Flugprobleme aufgrund des Virus als außergewöhnliche Umstände zu werten seien.

Normalerweise haben Passagiere bei Flugausfällen oder -verspätungen unter Umständen einen Anspruch auf Entschädigungen in Höhe von bis zu 600 Euro pro Person. Dies gilt jedoch nur, wenn dieses Flugproblem in dem Verantwortungsbereich der jeweiligen Airline lag. Entschädigungsforderungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus werden jedoch alle APRA-Mitglieder konsequent ablehnen.

Dennoch stehen die Airlines weiterhin in der Beförderungspflicht und müssen ihren Passagieren die Ticketkosten bei Flugausfällen ersetzen oder eine Alternativbeförderung ermöglichen. Stranden Passagiere über Nacht an einem Flughafen, haben sie zudem unter anderem Anspruch auf die Unterbringung in einer Unterkunft sowie die Beförderung dorthin.

AIRLINES Flugverkehr

Kleine Flugbetriebe müssen wahrscheinlich Betrieb ganz einstellen

Rechtsklarheit und -sicherheit sind in der gegenwärtigen Situation von größter Bedeutung. Der APRA zufolge ist die aktuelle Corona-Krise mittlerweile eindeutig außerhalb der Kontrolle der Fluggesellschaften und sollte daher rechtlich als außergewöhnlicher Umstand eingestuft werden. Sie bewertet Ansprüche deshalb von Fall zu Fall. Die Verbraucherschützer betonen, dass ein solider Rahmen für Fluggast-Rechte heute entscheidender denn je ist. Einige Fluggesellschaften hätten bereits klargestellt, dass die aktuelle Krise die Konsolidierung innerhalb der Luftfahrtindustrie vorantreiben wird und einige kleinere Airlines ihren Betrieb vermutlich aufgeben werden. Dadurch werden Verbraucher mittelfristig eine geringere Auswahl an Airlines haben und aufgrund dieser oligopolähnlichen Situation mit höheren Preisen konfrontiert sein.

Für eine gefährliche Mischung sorgt die Coronakrise bei den Fluglinien, die bereits zuvor in schlechter Verfassung waren. Die britische Flybe konnte vor einigen Wochen trotz finanzkräftiger Eigentümer nur dank der Unterstützung durch die britische Regierung gerettet werden. Auch dem Billigflieger Norwegian, der nun sein Ergebnisziel kassieren musste, fehlt nach einer teuren Expansion seit Jahren eine stabile Fluglage. Gleiches gilt für die insolvente Alitalia, die nur dank einer Dauerinfusion durch den italienischen Staat am Leben gehalten wird und händeringend nach neuen Investoren sucht. Unternehmen wie diese könnten, sollte die Epidemie noch wochen- oder monatelang für schwindendes Geschäft sorgen, akut existenzgefährdet sein.

Tourismus-Branche massiv betroffen

Auch mit Reisen in die USA ist es für die nächsten 30 Tage erstmal vorbei. Für diese Zeitspanne hat US-Präsident Donald Trump einen Einreisestopp für Europäer verkündet. Für die heimische Tourismusindustrie bedeutet das sinkende Umsätze. Laut einem aktuellen Statista-Whitepaper zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 sind die Analysten des Statista Mobility Market Outlooks schon vor der jüngsten Entwicklung davon ausgegangen, dass sich der Coronavirus-Ausbruch negativ auf die USA auswirken wird. Das gilt natürlich auch für das Epizentrum der Pandemie, China. Dort könnte der Markt gegenüber 2019 um rund 40 Prozent schrumpfen. Für Italien wird aktuell ein Umsatzminus von 24 Prozent erwartet. Und auch die deutsche Reisebranche muss sich auf Umsatzeinbußen in Höhe von zehn Prozent einstellen.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe April des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.