Flugreisen in Europa teurer als vor 10 Jahren
Bei den Passagierzahlen verzeichnet die Luftfahrtbranche seit Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Als zentraler Grund dafür werden meist die günstigen Ticketpreise angeführt. Doch zum 1. April sollen die Tickets teurer werden. Denn dann tritt die von der Bundesregierung beschlossene Steuererhöhung auf Flugtickets in Kraft. Aber war Fliegen in den letzten Jahren wirklich so billig? Das Verbraucherportal Flightright hat sich die Preisentwicklung für Flüge zu einigen der beliebtesten Reiseziele der Deutschen genauer angesehen.
Flugpreisentwicklung von 2010 bis 2018
Flüge in einige der beliebtesten Urlaubsregionen der Deutschen sind heute teilweise deutlich teurer als noch vor zehn Jahren. Das zeigen die jährlichen Verbraucherpreis-Indizes des Statistischen Bundesamtes. So lagen die Preise für Flugtickets zu den Top-Reisezielen Spanien, Italien und Großbritannien 2018 im Schnitt 22 Prozent über denen aus dem Jahr 2010. Flüge nach Griechenland waren 2018 sogar fast 30 Prozent teurer als 2010. Die Gesamtinflation in Deutschland lag in diesem Zeitraum nur bei circa 13 Prozent. Fliegen ist also deutlich teurer geworden als etwa Produkte des täglichen Bedarfs. Lediglich Inlandsflüge und Reisen in die Türkei waren 2018 circa drei Prozent günstiger.
Die Gesamtentwicklung unterlag jedoch immer wieder starken Schwankungen: So kam es beispielsweise 2013 zu Preisstürzen für Flüge nach Frankreich, Schweden, Österreich und Italien. Flugreisen nach Spanien wurden erst 2015 wieder günstiger als in den Vorjahren. Das Preisniveau von 2010 wurde jedoch nirgends wieder erreicht. „Über die letzten Jahre unterlagen die Flugpreise immer wieder starken Schwankungen”, so Sebastian Legler, CEO von Flightright. „Die Gründe dafür sind vielseitig: wirtschaftliche Faktoren wie der Ölpreis oder Airline-Pleiten, aber auch politische Veränderungen, zum Beispiel neue Regularien, Steuererhöhungen und -erleichterungen oder auch Währungsschwankungen können Ticketpreise beeinflussen. Obwohl die Preise für Flugreisen innerhalb Europas heute teilweise teurer sind als vor zehn Jahren, ist das Preisniveau dennoch sehr moderat. Das zeigen auch die gestiegenen Passagierzahlen.”
Immer mehr Passagiere
Das Passagieraufkommen an deutschen Flughäfen hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Das belegen die Zahlen des deutschen Flughafenverbands ADV. Während 2010 etwa 191 Millionen Passagiere an deutschen Flughäfen abflogen und landeten, waren es 2018 knapp 244 Millionen. Die Passagierzahl hat sich damit um rund 28 Prozent erhöht. Laut Eurostat betrug der Anstieg allein zwischen den Jahren 2017 und 2018 fast 5 Prozent. Die Reisevorlieben der Deutschen haben sich dabei in den letzten Jahren kaum verändert. Das gesamte Jahrzehnt hindurch führt Spanien die Liste der Top-Destinationen an. Ganz vorne mit dabei sind stets Großbritannien und Italien, dicht gefolgt von der Türkei, Griechenland, Frankreich und Österreich.
Wird Fliegen in Zukunft teurer?
Die aktuellen gesetzlichen Änderungen werden 2020 zu steigenden Preisen auf den beliebtesten Strecken in Europa führen. Auch der Brexit könnte Auswirkungen auf die Ticketpreise haben. „Es wird sich zeigen, ob die Klimadiskussion Früchte trägt und spürbare Auswirkungen auf die Flugpreise und damit auch auf das Flugverhalten der Deutschen haben wird”, so Sebastian Legler weiter. „Auch die Konsolidierung des Airline-Marktes könnte dazu beitragen, dass es für Fluggäste etwas teurer werden wird. So erwarten wir für den Sommer 2020 5 bis 10 Prozent weniger Sitzplatzangebot als in 2019. Experten erwarten jedoch keinen starken Einbruch bei den Passagierzahlen. Es ist also zu erwarten, dass Fliegen weiterhin für extrem viele Reisende die erste Wahl bleiben wird, um in den Urlaub zu kommen.”