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Interview
© Familie Koch

„Man muss die Weltreise nur kindgerecht gestalten“

Mit der ganzen Familie auf Weltreise gehen, davon träumen vermutlich viele. Die wenigsten setzen sie jedoch in die Tat um. Jochen und Annette Koch gehören aber zu jenen, die das Abenteuer gewagt haben. Zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn Quentin und der fünf Monate alten Tochter Charlotte reisen sie für ein Jahr durch die Welt. Wie ihr Start verlaufen ist und welche Eindrücke sie bisher gewonnen haben, davon erzählen sie im Interview.

BDAE: Wie kam die Idee zur Weltreise?

Jochen: Wie bei vielen, die sich für so eine Reise entscheiden, gab es auch bei uns einen Schlüsselmoment. Wir hatten bereits einige Jahre im Ausland gelebt. Ich war von Siemens nach Moskau entsandt worden. Vor eineinhalb Jahren sollte es wieder zurück nach Deutschland gehen. Die Vorstellung gefiel uns nicht so gut. Daher habe ich mir vor Ort einen neuen Arbeitgeber gesucht. Dort lief es allerdings nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte, und die Suche nach einem neuen Job gestaltete sich schwierig. Annette kam als erste auf die Idee, doch lieber eine Weile zu reisen und Zeit mit der Familie zu verbringen. Die Entscheidung fiel dann nach einem Fest im Kindergarten unseres Sohnes. Quentin sah mich abends überglücklich an: „Papa, das war so schön, dass Du heute dabei warst.“ Da wurde auch mir klar, dass Annettes Idee genau richtig ist.

Anette Koch mit Tochter Charlotte
Anette Koch mit Tochter Charlotte

BDAE: Wie seid ihr bei der Planung der Reiseroute vorgegangen?

Annette: Wir haben unsere Reise zunächst mal zeitlich auf ein Jahr begrenzt. Quentin wird nächstes Jahr eingeschult. Wir wollen also Ende Mai 2020 zurückkommen. Wohnen können wir dann zunächst mal bei meiner Mutter in der Nähe von Erlangen, bis wir etwas Eigenes haben und Jochen einen neuen Job gefunden hat. Bei den Reisezielen haben wir schon darauf geachtet, dass wir es mit Rücksicht auf Charlottes Alter babygerecht gestalten können.

Jochen: Als einziges Reiseziel hatten wir Schweden fix auf dem Plan, weil wir dorthin schon vor einer Weile einen zweiwöchigen Urlaub im erweiterten Familienkreis gebucht hatten. Zuvor wollten wir uns vier Wochen lang Großbritannien angucken. Schottland fanden wir schon immer faszinierend. Als weitere Reiseziele hatten wir uns die Balkanregion ausgesucht zunächst einige Wochen Kroatien, weil wir dort ein Ferienhaus besitzen und danach Bosnien, Montenegro, Albanien, Mazedonien und Serbien. Als letzte Etappe steht dann Mittel- und Südamerika auf dem Programm. Der Plan ist es, im Süden Mexikos zu starten und dann in fünf Monaten bis Patagonien zu reisen.

BDAE: Eure Großbritannien-Etappe habt ihr schon hinter Euch. Wie war’s?

Annette: Ganz toll. Wir haben einen Camper gemietet und sind von Deutschland aus nach Dover gestartet. Von dort sind wir in kleinen Strecken bis nach Inverness gefahren. Wir waren unter anderem in Stonehenge, auf einer Burg in Wales, haben Glasgow besichtigt und waren auf der Isle of Mull. Mit kleinen Kindern ist ein Camper super, weil man seinen Wohnraum immer dabeihat und damit auch einen Rückzugsort für Ruhe.

Familie Koch in Stonehenge
Familie Koch in Stonehenge

BDAE: Ihr seid schon vor der Geburt Eurer Kinder viel gereist. Was ist anders, wenn man mit Kindern reist?

Jochen: Eigentlich gibt es keine Einschränkungen bei der Auswahl der Reiseziele. Man muss die Reise nur etwas kindgerechter gestalten. Vor den Kindern gehörten wir immer zu denen, die keine Sehenswürdigkeit aus dem Reiseführer ausgelassen haben. Jetzt gucken wir uns weniger und andere Sachen an, aber deswegen ist das Leben und die Reise nicht weniger gut. Im Gegenteil.

Beim Besuch des aus der Römerzeit stammenden Hadrian’s Wall haben wir zum Beispiel keine großen Besichtigungstouren gemacht. Es gab anstatt dessen ein Kinderprogramm, bei dem sich Quentin als römischer Legionär verkleiden und an einer kleinen archäologischen Ausgrabung teilnehmen konnte. Das war auch für uns spannend.

In Glasgow haben wir uns einfach treiben lassen und nur eine Attraktion zur Besichtigung ausgesucht: Das Sharmanka Kinetic Theatre, eine Art Lichtshow kombiniert mit einer Präsentation von mechanisch bewegten Skulpturen. Das Ganze wurde begleitet von russischer Musik. Sehr eindrucksvoll. Besonders Quentin, der ja fließend russisch spricht, war fasziniert. Charlotte hat die meiste Zeit im Tragegurt geschlafen.

„SCHOTTLAND UND WALES FANDEN WIR BISHER AM BESTEN“

BDAE: Als nächstes stehen die Balkanregion und in Südamerika auf dem Programm. Wie wollt ihr dort reisen?

Auf langen Fahrten liest Quentin Koch gerne ein Buch.
Auf langen Fahrten liest Quentin Koch gerne ein Buch.

Annette: Wir überlegen noch, ob wir für die Balkanroute ein Auto kaufen oder mieten. Wir würden gerne so gut es geht flexibel sein und keine großen Pläne machen. Wegen der Kinder wollen wir mehr Pausen machen. Schlafen werden wir hauptsächlich in Privatunterkünften, die wir über AirBnB oder Booking.com suchen. Vielleicht ist Zelten auch mal eine Option.

Jochen: In Südamerika wollen wir hauptsächlich mit dem Zug und dem Bus reisen. Eventuell werden wir auch ein bis zwei Flüge nehmen, um weitere Distanzen zu überbrücken. Vielleicht probieren wir auch mal Couchsurfing aus. Ich habe schon von Vielen gehört, was für tolle Bekanntschaften man da machen kann. Annette ist noch ein bisschen zögerlich, ob das mit den Kindern so gut klappt. Wir gucken mal.

BDAE: Was war bisher Euer tollstes Erlebnis auf der Reise?

Jochen: Wir alle fanden bisher Schottland und Wales am besten. So wunderschöne Strände haben wir selten gesehen. Zwar waren wir manchmal bewaffnet mit Regenjacke und Gummistiefeln, aber Baden ging immer und Strandfeeling kam auf. Die Isle of Mull war für uns auch eine echte Überraschung. Die Landschaft dort ist einmalig und wir haben so tolle Leute kennengelernt. Alle waren super freundlich und interessiert an unserer Reise.

BDAE: Was läuft schwieriger auf der Reise, als Ihr es Euch vorgestellt habt?

Annette: Ich habe es mir leichter vorgestellt, neben all den Aktionen am Tag noch Zeit für unsere Reiseberichte und unseren Blog zu finden. Mit den Kindern kann man eben nicht genau planen, wann Zeit zum Schreiben ist. Meist kehrt bei uns so gegen 22 Uhr Ruhe ein. Ich muss zugeben, dass ich dann oft auch einfach viel zu müde bin. Da muss sich noch ein Rhythmus einstellen. Ansonsten können wir nur jedem empfehlen, mit Kindern zu reisen. Man sieht die Welt nochmal mit anderen Augen. Das ist so ein Gewinn.

Uber SmallFeetBigWorld: 

Wer mehr über die Erlebnisse der Familie Koch auf Reisen erfahren möchte, kann sich über ihren Blog SmallFeetBigWorld auf dem Laufenden halten oder ihr auf Instagram folgen (@smallfeetbigworld_travel). Auch der eigene YouTube-Kanal gibt Einblicke in die Reise.