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Travel
© victor zastol‘skiy, AdobeStock

Höfliches Verhalten über den Wolken

Zu einem entspannten Flug gehört auch ein respektvolles Miteinander über den Wolken. Denn gerade in der Enge einer Maschine ist es extrem wichtig, Rücksicht auf die Mitmenschen zu nehmen. Immer wieder werden jedoch Vorfälle gemeldet, bei denen Passagiere ausfällig geworden sind oder Fluggäste sich massiv durch einzelne Reisende gestört gefühlt haben.

Für den besseren Umgang miteinander an Bord hat jetzt der Arbeitskreis Umgangsformen International (AUI) einige Empfehlungen zusammengestellt.

Rücksichtnahme beginnt bereits vor der Fahrt zum Flugplatz. Etwa bei der Entscheidung für die Reisekleidung. Längst nicht jeder Mensch empfindet zum Beispiel die Wahl von Tanktops und Badekleidung als angemessen. Auch am Trainingsanzug scheiden sich die Geister. Ebenso höflich ist es, sich über Körpergerüche aller Art Gedanken zu machen, bevor man sich auf die Reise begibt.

Ein gelassenes und den Anweisungen der Fluggesellschaft folgendes Boarding sorgt für Entspannung. Ein freundlicher Gruß an die Crew beim Betreten des Flugzeugs zählt zu den Selbstverständlichkeiten. Reisende mit Rucksäcken sollten diese vor dem Betreten des Flugzeugs abnehmen, da sie auf dem Rücken getragen sonst in der Enge eines Ganges andere behindern oder sogar verletzen könnten.

Wenn der Sitzplatz gefunden ist, sollte man beim Verstauen des Handgepäcks nicht unnötig lange den Gang versperren und damit andere blockieren. Auf Taschen, Koffer und Jacken oder Mäntel von Mitreisenden sollte Acht gegeben werden, dass sie unversehrt und knitterfrei bleiben. Ein sperriger Koffer, der nach den Maximalmaßen einer Airline gerade noch so als Handgepäck eingestuft wurde, sollte aus Höflichkeitsgründen ausschließlich unter dem Sitz verstaut werden.

Ganz gleich, ob ein Flug 30 Minuten oder viele Stunden dauert: Ein freundlicher Gruß an die Sitznachbarn vor dem Platznehmen sorgt für eine angenehme Stimmung. Ebenso ist es wichtig, das eventuelle Ruhebedürfnis der anderen zu respektieren. Sie also weder mit unerwünschten Gesprächen noch mit lauten Geräuschen zu belästigen.

Wem gehört die Armlehne im Flugzeug? Praktisch ist es, sich an das ungeschriebene Höflichkeits-Gesetz "halbe-halbe" zu halten. Auf Armlehnen im Flugzeug bezogen bedeutet das entweder "einer vorne-einer hinten" oder es wird ein einvernehmliches Arrangement getroffen.

Sich auf dem Sitz so "schmal wie möglich" zu machen, zählt zu den Königsdisziplinen höflicher Fluggäste. Besonders beim Essen ist das eine wahre Kunst. Hilfreich ist dafür die "höheren Töchter“-Methode, mit der früher gute Tischsitten beigebracht wurden. Die Mädchen bekamen beim Essen Bücher unter die Arme geklemmt, die während der gesamten Mahlzeit nicht herunterfallen durften. Allein die Vorstellung, beim Essen im Flugzeug rechts und links je ein Buch mit den Armen festzuhalten, reicht aus, eine Belästigung der Nachbarn zu vermeiden. Für Zeitungsleser bietet sich „Zeitungs-Origami“ an, wobei das große Blatt so oft gefaltet wird, bis es auf Sitzplatz-Breite geschrumpft ist.

Der häufigste Grund für Streitigkeiten und aggressives Verhalten im Flugzeug ist das Zurückstellen der Rückenlehne. Um dem vorzubeugen, hilft es, die Position der Lehne rücksichtsvoll langsam zu verändern und soweit möglich, auf die Ausschöpfung des kompletten Neigungswinkels zu verzichten. Wer darüber hinaus eine freundliche Ankündigung des Vorhabens "nach hinten" schicken möchte, begeht damit selbstverständlich keinen Fehler. Während der Mahlzeiten sind die Rückenlehnen prinzipiell hochzustellen.

Wertschätzendes Verhalten zeigt sich auch durch die umsichtige Nutzung der Rückenlehne des Vordermanns. Sich beim Aufstehen daran hochziehen, ist besonders unangenehm für die andere Person. Ebenfalls sehr störend kann das schwungvolle Einklappen des Tischchens sein. Selbst ein integrierter Bildschirm sollte, falls mit Touch-Funktion, nicht heftig bearbeitet, sondern sanft gedrückt werden.

Zur Rücksichtnahme auf die "Nebenmenschen", wie Adolf Freiherr Knigge sich ausdrückte, zählt auch, sich nicht öfter als nötig an anderen vorbei zu quetschen. Gerade bei Langstreckenflügen ist es unerlässlich, irgendwann aufzustehen und die Beine zu vertreten oder auf die Toilette zu gehen. Doch außer in Notfällen sollte man das für andere wenig störend planen und sich beim Weggehen und Wiederkommen höflich entschuldigen oder bedanken. Und selbst bei kurzen Flügen zeugt es von Aufmerksamkeit für die Mitreisenden, wenn Sie sich vor dem Hinsetzten überlegen, ob Sie noch etwas aus dem Gepäckfach brauchen, sofern Sie keinen Gangplatz haben.

Wenn die Maschine nach der Landung zum Stehen gekommen ist und die Anschnallzeichen ausgehen: Es bringt außer einer Belästigung der Mitreisenden gar nichts, gleich aufzuspringen und den Gang zu blockieren. Alle, die Gepäck aufgegeben haben, treffen sich sowieso am entsprechenden Laufband wieder. Und selbst diejenigen, die nur mit Handgepäck unterwegs sind, werden durch Drängeln den Vorgang des Öffnens der Flugzeugtür nicht beschleunigen können. Hier gilt: Ruhig und gelassen auf das Aussteigen warten und darauf achten, keine Müllhalde am Platz zu hinterlassen. Ein Abschiedsgruß sowohl an die Nebensitzenden als auch an die Crew sollte selbstverständlich sein.

Eigentlich gibt es keinen Grund, nach der Landung eines Flugzeugs zu klatschen. Diejenigen, für die es gedacht ist, hören es im Cockpit sowieso nicht. Dafür fühlen sich manche Mitreisende davon genervt. Deshalb ist es sinnvoll, auch in einem Ferienflieger genauso wie bei einem Linienflug darauf zu verzichten. Da es für manche Menschen allerdings vielmehr ein Ausdruck von Erleichterung und Dankbarkeit ist, sicher wieder auf dem Boden gelandet zu sein, können versierte Flieger versuchen, dem manchmal nervigen Ritual gelassen und verständnisvoll zu begegnen.

Auch noch am Gepäckband gilt die Rücksichtnahme auf andere. Wie beschwerlich es ist, sein Gepäck zu bekommen, wenn sich alle dicht vor dem Band drängeln, wissen nicht nur Vielflieger. Selbst wenn entsprechende Markierungen fehlen, ist das Einhalten eines Abstands von etwa einem Meter empfehlenswert. Es sollte auch darauf geachtet werden, andere nicht durch zu schwungvolles oder unachtsames Herunterholen eines Gepäckstückes zu belästigen oder sie gar damit zu verletzen.  Anderen zu helfen, ihr schweres Gepäck vom Band zu wuchten, ist ebenso eine respektvolle Geste.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe August des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.