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Interview
Foto: Privatbestand

„Der Unfall in Thailand gehört zu unserem Leben dazu“

Jenny und Christian Juraschek waren erst wenige Monate auf Weltreise, als sie in Thailand in einen schlimmen Unfall gerieten, der die beiden monatelang zu Pflegefällen machte. Wie sie die medizinische Versorgung im Ausland wahrnahem, sich zurück ins Leben kämpften und warum sie ihre Weltreise trotz des Schicksalsschlages fortsetzten, erzählen sie im Interview.

BDAE: Fünf Monate nachdem ihr eure Weltreise gestartet hattet, habt ihr das wohl bislang schlimmste Erlebnis eures Lebens erfahren: In Thailand hattet ihr einen schrecklichen Unfall. Woran könnt ihr euch erinnern und was genau war passiert?

Jenny: Wir waren an diesem Tag Anfang Dezember 2017 mit dem Roller in Nord-Thailand unterwegs. Dabei sind wir eine leicht kurvige Straße im Doi Suthep Nationalpark in Chiang Mai hinaufgefahren. Wir hatten uns vormittags bereits Wasserfälle angesehen und wollten nun zum botanischen Garten. Kurz nach unserer Mittagspause passierte dann der schreckliche Unfall.

Ein Pickup wollte ein anderes Auto überholen. Da das Überholmanöver aus einer Kurve heraus startete, hatte uns der gerade einmal 24-jährige Fahrer wohl übersehen. Wir konnten ihn zwar auf uns zufahren sehen, aber leider nirgendwohin ausweichen. Denn die Fahrbahn hatte keine Seitenstreifen. Daher befand sich rechts nur ein weiteres Auto und links direkt der Abgrund. Christian konnte zwar in letzter Sekunde noch notbremsen, aber der Frontalaufprall blieb leider unvermeidlich.

Wir selbst waren zum Zeitpunkt des Aufpralls nur schätzungsweise 15 bis 20 km/h schnell. Der Fahrer des entgegenkommenden Autos schätze die Situation jedoch falsch ein und gab sogar noch weiter Gas. Vermutlich dachte er, dass er es noch rechtzeitig schaffen würde. Leider war dies eine Fehleinschätzung und der Aufprall verlief ungebremst umso heftiger.

Das Unfallauto, auf das Jenny und Christian aufgeprallt sind.

BDAE: Welche Folgen hatte der Unfall für euch?

Christian: Im Nachhinein haben wir häufiger von Ärzten gehört, dass ein solcher Unfall in vielen Fällen auch tödlich endet. Wir hatten also viele Schutzengel und definitiv Glück im Unglück. Dennoch wurden unsere Körper bei dem Unfall stark verwundet. Jenny ist dabei mit einem schweren Beckenbruch und gebrochenen Rippen davongekommen, die mittlerweile komplett verheilt sind. Ich bin zuerst auf das fahrende Auto aufgeprallt und bei mir sah es von vorne herein noch schlimmer aus. Vom Kopf, über den Arm, die Hüfte, das Knie und den Fuß war fast die komplette rechte Körperhälfte gebrochen beziehungsweise zertrümmert.

Es folgten mehrere Not-Operationen im thailändischen Krankenhaus und bei mir später auch noch in Deutschland. Auch wenn einige Verletzungen verheilen konnten, gibt es leider auch bleibende Schäden. Ich leide seither unter einer Lähmung des rechten Fußes, die durch einen Nervenschaden verursacht wird. Die Lähmung verhindert, dass er meinen Fuß anheben kann und sorgt dafür, dass ich mit gerade einmal 30 Jahren bereits dauerhaft auf ein Hilfsmittel angewiesen bin. Auch das Knie und die Hüfte konnten leider nicht mehr vollständig verheilen. Die Verletzungen waren hier einfach zu groß.

„Der Sicherheitsgedanke ist bei uns immer mitgefahren“

BDAE: Hattet ihr im Vorfeld jemals darüber gesprochen, dass euch eine solche Extremsituation widerfahren könnte?

Jenny: Da Christian ein erfahrener Motorradfahrer ist, waren vor allem ihm die Gefahren stets bewusst. Er hat bereits im Alter von 14 Jahren einen Mofa-Führerschein erworben und diesen später dann um die Führerscheine für eine 125 Kubik-Maschine und ein Motorrad ergänzt.

Daher haben wir tatsächlich mehr als einmal darüber gesprochen, welche Gefahren im Straßenverkehr mit einem Roller bestehen. Auch wie wir uns im Falle eines Unfalls verhalten, haben wir vorab thematisiert. Dass ein solch heftiger Unfall einmal passieren könnte, hatten wir dabei allerdings weniger im Sinn. In unseren Gesprächen ging es damals eher darum, wie wir uns zum Beispiel vor Schürfwunden oder ähnlichem schützen können.

Der Sicherheitsgedanke ist dabei stets mitgefahren. So hatten wir beim Rollerfahren vor allem drei Grundregeln: Erstens: Niemals ohne Helm fahren – auch wenn es nur 300 Meter sind - und beim Rollerverleih auf möglichst gute Helme bestehen, etwa mit Kinnschutz, in passender Größe oder auch mit seitlicher Verkleidung. Zweitens: Immer feste und nach Möglichkeit auch knöchelhohe Schuhe auf dem Roller tragen, vor allem keine Flip Flops, da diese zu wenig Schutz und Halt bieten. Drittens: Nach Möglichkeit auch Kleidung tragen, die zumindest die Knie und Schultern bedeckt.

„Helm und festes Schuhwerk haben das Schlimmste verhindert“

Einige dieser Dinge hören sich vielleicht banal an, sind in asiatischen Ländern aber durchaus ein wichtiges Thema. Denn viele Einheimische wie auch Touristen fahren ganz ohne Helm oder mit freiem Oberkörper auf dem Roller.

Christian: Natürlich war uns dabei immer klar, dass diese Schutzmaßnahmen keine professionelle Motorrad-Kleidung ersetzen. Letztlich vermuten wir, dass vor allem die Helme und die festen Schuhe noch schlimmere Verletzungen verhindert haben. Meine Schädelfraktur wäre ohne Helm vermutlich noch deutlich schlimmer ausgegangen. Und zum Fuß sagten uns die Ärzte nur, dass dies „das schlimmste Szenario ist, das vor einer Amputation passieren kann“. Daher wollen wir uns nicht ausmalen, was mit dem Fuß heute wäre, wenn ich nur Flip Flops getragen hätte.

BDAE: Inwieweit habt ihr euch vor der Weltreise mit dem Thema gesundheitliche Absicherung auf Reisen auseinandergesetzt? Hattet ihr eine Auslandskrankenversicherung und nach welchen Kriterien habt ihr euch für diese entscheiden?

Jenny: Die gesundheitliche Absicherung war vor der Weltreise ein wichtiges Thema für uns. Wir haben dazu die Tarife mehrerer Auslandskrankenversicherungen miteinander verglichen. Dabei standen vor allem der Preis und die enthaltenen Leistungen im Vordergrund. Da wir in Deutschland gesetzlich bei der Techniker Krankenkasse (TK) versichert sind, konnten wir die Envivas Auslandskrankenversicherung abschließen. Diese wird nur für TK-Versicherte angeboten. Mit Kosten von gerade einmal 89 Cent pro Tag und einem gleichzeitig guten Versicherungsschutz fiel uns die Wahl damals dann nicht allzu schwer.

Zudem haben wir vor Beginn der Weltreise noch einmal viele Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland wahrgenommen. So waren wir zum Beispiel noch einmal beim Zahnarzt, Hautarzt oder auch beim Frauenarzt, um unsere Gesundheit kontrollieren zu lassen. Auch den Impfschutz für die Reise haben wir beim Gesundheitsamt noch prüfen und auffrischen lassen.

Christians Bein nach der OP

BDAE: Ihr seid zunächst in zwei thailändischen Kliniken notoperiert worden. Konnte euch eure Familie besuchen kommen?

Jenny: Christians Eltern sind wenige Tage nach dem Unfall tatsächlich nach Thailand geflogen, um uns im Krankenhaus zu unterstützen. Sie blieben etwa eine Woche in Chiang Mai. Die Kosten für den Familien-Besuch waren allerdings nicht über die Auslandskrankenversicherung abgedeckt. In der zweiten thailändischen Klinik, dem Chiang Mai RAM Hospital, wurden den beiden sogar kostenlose Schlafplätze im Krankenhauszimmer angeboten.

Die Verständigung mit dem medizinischen Personal hat in den internationalen Privatkliniken auf Englisch recht gut funktioniert. Obwohl wir nicht alle englischen Fachbegriffe kannten, haben wir doch immer gut verstanden, um was es geht. Die Ärzte sprachen gut Englisch und auch mit den meisten Krankenschwestern konnten wir uns gut verständigen. Manchmal hilft dann auch die Körpersprache gut dabei.

„Die Gesundheitsversorgung in Thailand ist auf sehr hohem Niveau“

BDAE: Wie habt ihr die gesundheitliche Versorgung im Vergleich zu Deutschland empfunden?

Christian: Die gesundheitliche Versorgung in Thailand haben wir auf einem sehr hohen Niveau erlebt. Als Nicht-Ärzte können wir den medizinischen Erfolg natürlich nur bedingt beurteilen. Aber als die Ärzte in Deutschland sich die Röntgenbilder nach den thailändischen Operationen angesehen haben, gab es ausschließlich positives Feedback. „Die OP hätte auch ein deutscher Arzt gemacht haben können“ haben wir vom Chefarzt zu meiner komplizierter Hüft-OP gehört, die in Thailand über sechs Stunden dauerte.

Eine Aufnahme von meinem Kopf hat uns der thailändische Arzt am Krankenhausbett auf einem Tablet in 3D zeigen können. Eine so moderne Diagnostik hatten wir bislang noch nicht erlebt. Und auch heute noch war dies wohl die modernste Medizintechnik, die wir je zu Gesicht bekommen haben.

Besonders eindrucksvoll fanden wir die gute Vernetzung unterhalb der Kliniken sowie auch innerhalb der Krankenhäuser. Als wir in der zweiten Klinik ankamen, lagen dort bereits alle Befunde aus der 1ersten Klinik digital vor. Die Ärzte hatten die vorherigen Untersuchungen auf ihren Tablets also dabei, als sie zu uns kamen. Auch unterhalb der verschiedenen Krankenhaus-Abteilungen lagen alle Untersuchungs-Ergebnisse immer abteilungsübergreifend vor. Ein Standard, den wir in Deutschland so bisher noch nicht erlebt haben. Hier ist wohl die DSGVO ein starkes Hindernis – vor allem, wenn man der Übertragung der Daten als Schwerstverletzter nicht zustimmen kann.

Jenny: In den thailändischen Kliniken wurden wir zudem sehr gut versorgt. Die Personaldichte ist deutlich höher als in deutschen Krankenhäusern. Daher standen viele Krankenschwestern bereit, die rund um die Uhr sehr fürsorglich und umfangreich für uns gesorgt haben. Auch die Krankenhauszimmer waren außergewöhnlich groß, modern und gut ausgestattet. So hatten wir zwei große Einzelzimmer, die eher einem schönen Apartment glichen. Es gab dort beispielsweise eine Küche mit Herd und Kühlschrank, eine Couch, eine Sitzecke und ein sehr modernes Bad. Auch ein großer Flachbild-Fernseher und ein Balkon standen zur Verfügung. Da wir während des gesamten Krankenhausaufenthalts leider das Bett nicht verlassen durften, hatten wir jedoch nur bedingt etwas von den luxuriösen Zimmern. Dennoch haben wir das schöne Ambiente für die Genesung sehr positiv wahrgenommen.

„Wir haben den Unfall in einer Therapie verarbeitet“

BDAE: Danach seid ihr in Deutschland noch in der Reha gewesen, habt sogar therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, um das Erlebte zu verarbeiten. Inwieweit war euch die Therapie eine Hilfe?

Christian: Die insgesamt vier Therapie-Sitzungen, die wir während des Krankenhausaufenthalts in Deutschland erhalten haben, waren definitiv hilfreich. Sie waren eine gute Unterstützung, um das Erlebte noch einmal aufzuarbeiten. Die Gespräche führten aber auch dazu, dass einige Erinnerungen und Emotionen noch einmal verstärkt wiederaufkamen. Daher waren die therapeutischen Gespräche durchaus auch „hart“. Aber genau darum geht es in einer solchen Therapie wohl letztlich auch.

Ambulanzflugzeug von innen

BDAE: War die Therapie euer eigener Wunsch?

Christian: Ja. Die Ärztin im Ambulanz-Flugzeug hatte uns dazu geraten, das Unfall-Traum auf jeden Fall auch mit psychologischer Hilfe aufzuarbeiten. Daher hatten wir im Krankenhaus dann auf eigenen Wunsch danach gefragt und dort auch therapeutische Hilfe erhalten.

BDAE: Würdet ihr diese Form der Aufarbeitung auch anderen Reisenden empfehlen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben?

Jenny: Ja, das würden wir. Auch wenn man selbst vielleicht das Gefühl hat, dass dies nicht notwendig ist, kann es aus unserer Sicht nicht schaden. Einen Schicksalsschlag mit therapeutischer Hilfe aufzuarbeiten, gibt in gewisser Weise auch Sicherheit. Denn dadurch erhält man das Gefühl, dass auch die seelischen Verletzungen gut behandelt werden. Wichtig ist aus unserer Erfahrung vor allem, dass man viel über das Erlebte spricht, keine Emotionen unterdrückt und nichts in sich „hineinfrisst“.

BDAE: Musstet ihr euch von Freunden und Familien Vorwürfe anhören – nach dem Motto: „Wie konntet ihr nur ein solches Risiko eingehen?“ Gab es im Vorfeld Skepsis wegen eurer Pläne und der Jobkündigungen?

Jenny: Einen Vorwurf, dass wir überhaupt mit dem Roller gefahren sind, gab es tatsächlich nie. Zumindest hat dies uns gegenüber nie jemand offen so ausgesprochen. Unsere Familien und Freunde wussten ja auch, dass Christian bereits viele Jahre lang Erfahrungen mit dem Motorrad beziehungsweise Rollerfahren hat. Daher hat es unserer Kenntnis nach niemand als Risiko gesehen, dass wir gefahren sind.

Unsere Weltreisepläne und die Jobkündigung waren da schon eher mit etwas Skepsis behaftet. Einige konnten es da tatsächlich nicht gut nachvollziehen, wie wir eine gutbezahlte, unbefristete Festanstellung aufgeben können. „Aber du hast doch einen guten, sicheren Job“ kam da häufiger mal als Reaktion. Christian war zu diesem Zeitpunkt aber bereits etwa 3,5 Jahre selbstständig und hatte bereits bewiesen, dass seine Aktivitäten im Online Marketing ausreichend Einkommen erwirtschaften. Daher konnten wir die Skepsis dann meist auch schnell nehmen.

BDAE: Als Außenstehender gewinnt man den Eindruck, ihr hättet für euren Traum ein großes Opfer zahlen müssen. Wie geht ihr rückblickend mit diesem Schicksalsschlag um?

Christian: Der Unfall steht für uns nicht im Zusammenhang mit der Entscheidung eine Weltreise anzutreten beziehungswiese das Leben als digitaler Nomade zu führen. Im Gegenteil: Wir würden es jederzeit wieder tun und sind auch schon wieder unterwegs. In Deutschland kann ein ähnlicher Unfall ja prinzipiell auch jederzeit passieren. Wir würden es daher nicht als Opfer für die Reise bezeichnen. Ansonsten wäre es ja eher eine bewusste Entscheidung gewesen. Vielmehr ist es eine Verkettung von ungünstigen Umständen, die leider zu dem Unglück geführt hat. Oder kurz gesagt: Zur falschen Zeit am falschen Ort.

„Man muss das Erlebte akzeptieren“

Im Krankenhaus und in der Reha sind wir viel mit Unfällen und Schicksalsschlägen konfrontiert worden. Jeder einzelne musste dort körperlich wie auch emotional sein persönliches Erlebnis aufarbeiten. Wenn wir in dieser Zeit eins gelernt haben, dann wohl, dass Unfälle und Schicksalsschläge überall und jederzeit passieren können. Den einen trifft es im Haushalt, den anderen als Fußgänger auf der Straße. Wieder andere erleben einen Unfall auf der Arbeit oder leiden an den seelischen Folgen eines schweren Verlustes.

Uns ist in dieser Zeit einfach umso mehr bewusst geworden, wie dankbar wir für die guten und unbeschwerten Zeiten im Leben sein können. Denn für jeden einzelnen von uns kann sich das Leben von einer Sekunde auf die andere komplett verändern.

Wir haben natürlich auch das ein oder andere Mal über „was wäre wenn“ nachgedacht. Was wäre gewesen, wenn wir an diesem Tag nicht mit dem Roller gefahren wären? Oder was wäre gewesen, wenn wir hier nicht noch eine Minute länger gewartet hätten? Man kann diese Fragen ewig im Kopf durchspielen und ändert damit doch nichts am Geschehenen. Daher ist es aus unserer Erfahrung wichtig, dass Erlebte zunächst einmal so zu akzeptieren. Den Schicksalsschlag also anzunehmen. Und auch nicht zu sehr nach dem „Warum“ zu suchen.

Jenny: Zudem ist es aus unserer Sicht auch hilfreich, sich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren, die der Unfall mit sich gebracht hat. So haben wir dadurch zum Beispiel neue Freunde gewonnen, die uns am Unfallort und auch in der Zeit danach viel unterstützt haben. Wir haben im Krankenhaus und in der Reha Erfahrungen gesammelt, die wir sonst nie erlebt hätten. Sind mit Menschen und Sichtweisen in Kontakt gekommen, die uns ohne den Unfall verwehrt geblieben wären. Und wir sind selbst mit einer Extremsituation konfrontiert worden, die uns die Chance gegeben hat, daran zu wachsen.

Auch wenn es in Summe sicher kein gutes oder erstrebenswertes Erlebnis war, so gehört der Unfall nun einfach zu unserem Leben dazu. Durch Christians bleibende Einschränkungen und die täglichen Schmerzen werden wir ohnehin Tag für Tag daran erinnert. Einige Dinge sind nun anders als vorher und wir können auch nicht mehr so frei und unbeschwert agieren wie früher.

Dennoch gibt es uns auch Kraft zu wissen, dass wir das Erlebte gemeistert haben. Aufzugeben war für uns ohnehin nie eine Option. Das Leben, das wir uns vor dem Unfall so aufgebaut hatten, hat uns extrem gut gefallen. Daher hatten wir auch immer etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Denn wir wollten einfach wieder das zurückgewinnen, was wir vorher hatten.

„Wir möchten unser Leben nicht von Ängsten leiten lassen“

BDAE: Trotz dieser Erfahrung habt ihr beschlossen, eure Weltreise fortzusetzen. Habt ihr einen langen Entscheidungsprozess dafür durchlaufen? Wie hat euer Umfeld reagiert?

Christian auf Teneriffa

Christian: Der Entschluss, dass wir zurück ins Reiseleben möchten, stand eigentlich immer außer Frage. Denn wir waren zuvor sehr glücklich mit unserem Leben. Daher gab es hier für uns nie Zweifel. Vor dem Unfall hatten wir auf unserer Reise schon so viele positive, prägende Momente erlebt. Insofern waren die knapp 4,5 Monate der Weltreise zu diesem Zeitpunkt schon fast prägender für uns, als die vielen Jahre des „Dahinvegetierens“ im Arbeitsalltag.

Wir durften in dieser Zeit schon viele neue Einflüsse dazu gewinnen, neue Kulturen kennenlernen, mit fremden Menschen in Kontakt treten, unsere eigene Komfortzone immer wieder verlassen und die unglaubliche Schönheit der Natur auf unserer Welt mit eigenen Augen sehen. Dass uns dies guttut, haben wir vor dem Unfall mehr als deutlich gespürt. Daher war für uns immer klar, dass wir an diesen Punkt schnellst möglich zurückkehren möchten.

Von unserem Umfeld hören wir oft, dass die Menschen es „mutig“ finden. Und dass viele nicht wieder verreisen würden, nachdem was uns passiert ist. Wir möchten unser Leben aber auf keinen Fall von Ängsten leiten lassen. Daher ist es für uns persönlich auch ein wichtiger Schritt gewesen, ins Reiseleben zurück zu kehren.

Insgesamt waren die Reaktionen darauf aber sehr positiv. Unsere Freunde und Familien haben natürlich auch gemerkt, dass wir auf Reisen sehr glücklich waren und dies nach wie vor sind. Daher bestand auch in unserem Umfeld insgesamt wenig Zweifel daran, dass wir zurück in die Welt gehören.

BDAE: Basierend auf euren persönlichen Erfahrungen: Gibt es spezielle Tipps/Ratschläge, die ihr anderen Weltreisenden, digitalen Nomaden und Globetrottern an die Hand geben würdet?

Jenny: In erster Linie ist es wohl der Tipp, die Dinge besser einmal zu viel auszuprobieren als einmal zu wenig. Im Nachhinein bereuen wir es meistens mehr, dass wir Dinge nicht versucht haben. Selbst wenn einmal etwas nicht so läuft wie geplant, war es eine wichtige Erfahrung. Aus unserer Sicht ist es wertvoll, wenn man seine Komfortzone auch einmal verlässt, statt sein Leben in vertrauten Strukturen nur so vor sich „hinplätschern“ zu lassen.

„Man muss einfach mal machen, nicht nur reden“

Für digitale Nomaden und alle, die ortsunabhängig arbeiten möchten, sind aus unserer Erfahrung Durchhaltevermögen und Fleiß ganz wichtig. Meistens stellt sich der Erfolg nicht von heute auf morgen einfach so ein. Vor allem am Anfang stehen auch viel Arbeit und Ausdauer dahinter. Wir hören von Leuten oft die tollsten Pläne mit den größten Visionen. Am Ende erfolgt dann aber doch keine Umsetzung. Wichtig ist aus unserer Erfahrung aber wohl vor allem, dass man ins Handeln kommt. Also einfach mal machen, statt nur zu reden.

Trotz des Unfalls würden wir Weltreisenden und Globetrottern zudem auch raten, sich nicht zu sehr von Ängsten und Sicherheitsaspekten leiten zu lassen. Denn beim Reisen geht es häufig ja auch ums Entdecken, sich neu ausprobieren und darum, neue Erfahrungen zu sammeln. Zu viel Angst und Sorgen stehen einem dabei meist nur im Weg. Daher sollte man wohl nicht zu unvernünftig, aber eben auch nicht überbesorgt unterwegs sein.

Über Jenny und Christian von unaufschiebbar.de

Im Juli 2017 starteten Jennifer und Christian Juraschek ihre Weltreise. Auf ihrem Blog www.unaufschiebbar.de berichten sie von ihren Reisezielen und geben Insider-Tipps. Als digitale Nomaden haben sie ihre Arbeit immer im Gepäck. Auffallend ist dabei, ihre positive Einstellung zum Leben, die sie sich auch nach ihrem Unfall bewahrt haben. Getreu nach dem Motto „immer das Beste aus allem zu machen“ führen sie ein freies und selbstbestimmtes Leben – demnächst auch zu Dritt. Ihre Aufenthalte sind intensiv und länger, denn es geht den beiden Weltenbummlern nicht darum, Länder auf einer Sammelkarte zu dokumentieren, sondern in das Leben vor Ort einzutauchen.

Unaufschiebbar in den sozialen Medien:

Bericht auf Spiegel Online über den Unfall

Beitrag über Krankenversicherung in Thailand

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