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Schwacher Wettbewerb lässt Flugpreise auf vielen Strecken steigen

Sommerzeit ist Urlaubszeit – und die verbringen die meisten Deutschen gern fernab vom Alltag. Flugreisende müssen für die Auszeit vom Alltag aber immer tiefer in die Tasche greifen: Die Preise für die Kurz- und Mittelstrecke liegen im Juli deutlich über dem Jahresmittel. Ein Grund sind die Schulferien, ein anderer das Aus von Airberlin. Eine neue Studie des Verbraucherforums mydealz.de zeigt, wie sehr sich die Konsolidierung des Markts auf die Preise auswirkt: Bedienen mehrere Airlines eine Strecke, liegen die Flugpreise heute unter dem Niveau von Oktober 2017. Für Flüge auf wettbewerbsarmen Strecken müssen Reisende nun hingegen tiefer in die Tasche greifen. Das Aus von Airberlin trifft so vor allem Flugreisende aus dem Süden und Südwesten.

570 Euro kosten Direktflüge von Düsseldorf nach Las Palmas auf Gran Canaria im Juli im günstigsten Fall. 52 Euro zahlen Reisende für den Flug von Berlin nach Mallorca und retour. Wer zu den Kanaren reisen möchte, zahlt so 280 Prozent (420 Euro) mehr als noch im Oktober letzten Jahres. Mallorca-Reisende sparen indes 41,6 Prozent (37,00 Euro) gegenüber dem letzten Monat, in dem Airberlin noch geflogen ist. Der Grund für die unterschiedliche Entwicklung? Für die Strecke Düsseldorf-Las Palmas sind am 17. und 31. Juli nur Flüge mit TUI Fly erhältlich. Auf der Strecke Berlin-Mallorca konkurrieren mit Easyjet sowie Eurowings, Germania und Laudamotion hingegen vier Airlines um die Gunst der Reisenden.

Flüge auf der Mittelstrecke sind bis zu 298 Prozent teurer

Noch im Oktober kosteten Mittelstreckenflüge werktags im Schnitt 188,64 Euro und am Wochenende 269,67 Euro. Wer im Juli dienstags in den Mittelmeerraum jetten und zwei Wochen später wieder zurückfliegen möchte, zahlt 274,58 Euro – also 45,6 Prozent (85,95 Euro) mehr. Weniger stark sind die Preise für Mittelstreckenflüge am Wochenende gestiegen: Hin- und Rückflug sind nun im Juli 15,2 Prozent (40,09 Euro) teurer als noch im Oktober 2017.

Aber nicht alle Mittelstreckenflüge sind seit der Airberlin-Pleite teurer geworden: Tatsächlich konnten die Tester von mydealz-Tickets 24 der 50 getesteten Verbindungen im Juli günstiger kaufen als noch im Oktober. Wer nach den Gründen für die unterschiedliche Preisentwicklung sucht, stößt schnell auf ein Phänomen: Auf den Verbindungen, die heute günstiger sind als noch im Oktober, verkehren im Mittel 2,72 verschiedene Airlines. Die Verbindungen, die heute teurer sind als noch im Oktober, werden hingegen nur von 1,83 Fluggesellschaften bedient. Die Preise auf den Strecken, auf denen nur eine Airline verkehrt, sind im Schnitt um 33,5 Prozent (89,78 Euro) gestiegen. Die Preise auf den Verbindungen, die von drei oder mehr Airlines bedient werden, sind zeitgleich um 8,8 Prozent (17,42 Euro) gesunken.

Die Preise für Kurzstreckenflüge sind im Schnitt um 8,2 Prozent gestiegen

Im Vergleich zur Mittelstrecke sind die Preise für innerdeutsche Flüge zwar nur sanft angestiegen: Innerdeutsche Flüge kosten unter der Woche nun 9,5 Prozent (10,52 Euro) und am Wochenende sogar nur 7,0 Prozent (8,56 Euro) mehr als noch im Oktober. Wer näher hinsieht merkt schnell, dass viele innerdeutsche Strecken nur noch von einer Airline bedient werden und wie sehr das ausgedünnte Angebot den Preis treibt: 19 der 50 für die Stichprobe analysierten Verbindungen werden nur noch von einer Airline bedient. Auf ihnen sind die Preise im Mittel um satte 51,4 Prozent (59,58 Euro) gegenüber dem Oktober gestiegen. Auf den übrigen 31 Strecken konkurrieren immerhin zwei Airlines miteinander. In der Folge sind die Preise hier deutlich gesunken – um 21,6 Prozent beziehungsweise 26,74 Euro.

Reisende aus den eher ländlicheren Gebieten im deutschen Süden haben das Nachsehen

Das zeigt der Preisvergleich für die einzelnen Strecken: Wenig überraschend sind die Preise auf der – vor allem von Geschäftsreisenden – stark frequentierten Strecke München-Düsseldorf gegenüber dem Oktober am stärksten gestiegen: Wer dienstags von der Isar an den Rhein und donnerstags zurückfliegt, zahlt im Juli 224 Euro und damit 460 Prozent (184,00 Euro) mehr als noch zur Airberlin-Zeiten.

Auf nachfragestärkeren Kurzstrecken gestaltet sich die Situation anders. Neben Eurowings und der Lufthansa fliegt hier seit dem 5. Januar auch Easyjet. Und die Billig-Airline setzt die etablierten Akteure erheblich unter Druck. Auf 19 der 31 Strecken, die Easyjet mit anderen Airlines teilt, haben die Briten den niedrigsten Preis. Die Lufthansa brachte es bei der mydealz-Stichprobe überraschend auf neun Bestpreise. Ihre eigentliche Billigtochter Eurowings war nur in drei von 31 Fällen günstiger als die Konkurrenz. Vom Preiskampf, den sich Easyjet, Eurowings und Lufthansa über den Wolken liefern, profitieren vor allem Geschäftsreisende, die von Großstadt zu Großstadt fliegen.

Während also Reisende aus dem Süden teuer für die Airberlin-Pleite bezahlen müssen, profitieren Reisende aus strukturstärkeren Regionen so vom wiederauflebenden Wettbewerb nach der Inzolvenz.

Über die Studie

Die Flugpreise wurden am 20. und 21. September, 1. und 2. November, 19. und 20. Dezember 2017 sowie am 25. und 26. Juni mithilfe der Flugpreissuchmaschine Skyscanner für jeweils 50 Kurz- und Mittelstreckenverbindungen ermittelt, die Airberlin oder ihre Tochter Nikki im Sommerflugplan bedient hat. Die Tester haben jeweils die Preise für den Hin- und Rückflug am Wochenende und am Dienstag ermittelt.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe August des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.