Remote Work auf Bali – ein Tag im Leben von Julia Starkey
Mein Weg zum Freelancer
Bevor ich einen tieferen Einblick in meinen Arbeitsalltag werfe, möchte ich kurz die Vergangenheit ansteuern. Denn ich habe nicht immer selbstständig gearbeitet. Nach der Schule absolvierte ich eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau in München. Fremde Länder zogen mich seit jeher magisch in ihren Bann, und ich wollte auch beruflich mit ihnen zu tun haben.
Nach meiner Zeit in München studierte ich Betriebswirtschaftslehre an der FH in Regensburg, um schlussendlich bei einem renommierten Personaldienstleister Fach- und Führungskräfte zu vermitteln.
Soviel zum trockenen Teil. Während ich im Reisebüro noch viel Spaß hatte, wollte sich die Freude beim Personaldienstleister nie so richtig einstellen. Der Druck war mir zu groß. Die Vorgaben und Prozesse ergaben für mich oftmals keinen Sinn. Aber nach Ausbildung, Studium und Berufseinstieg mit lukrativem Gehalt wusste ich nicht, warum ich nicht erfüllter war. Deshalb nahm ich mir eine Auszeit und reiste für ein Jahr durch Asien.
Dabei kam mir eine zentrale Erkenntnis: Ich wollte nie wieder 9-to-5 in einem Büro sitzen und die Ziele anderer Menschen erfüllen. Ich wollte mein eigenes Ding machen, reisen und in Asien leben. Allerdings dauerte es ein paar Jahre, bis sich mein Wunsch realisierte. Denn ich musste erst herausfinden, wie sich das Dauerreisen finanzieren lässt.
Mein Leben als Unternehmerin
Heute lebe ich mit meiner Tochter auf Bali und arbeite als Freelancerin. Wenn mich jemand fragt, was ich eigentlich mache, antworte ich meistens, dass ich Texterin bin. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit. Ich habe einen bunten Strauß an Aufgaben. Im Laufe der knapp zehn Jahre meiner Selbstständigkeit haben sich immer wieder neue Interessen, Aufgaben und Anfragen ergeben. Dadurch ist mein Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich und mir wird nie langweilig.
Den Großteil meiner Brötchen verdiene ich aber tatsächlich mit dem Schreiben, genauer gesagt mit dem Erstellen von Texten für Webseiten, Blog und Online-Magazine. Ich verfasse die Artikel aber nicht nur, sondern arbeite sie so aus, dass sie bei Google möglichst weit oben in den Suchergebnissen erscheinen. Darin bin ich mittlerweile richtig gut.
Seit wir in Asien leben, habe ich außerdem noch viele andere Dinge gemacht. Ich habe Kurse erstellt für:
- Menschen, die auswandern wollen
- Leute, die sich für ein Leben auf Bali interessieren
- Alle, die gerne als SEO-Texter arbeiten wollen
- Einsteiger in die Welt der KI et cetera.
Ich designe Werbemittel für Kundinnen und Kunden, erstelle Webseiten, halte regelmäßig Vorträge (neudeutsch würde man das wohl "Speakerin" nennen) und betreue Social-Media-Kanäle. Während viele meiner Projekte erfolgreich sind, gab es aber auch zahlreiche Pläne, die nicht nach Wunsch verliefen.
Julia Starkey an ihrem Homeoffice-Platz
Ich habe Blogs, Podcasts und viele andere Dinge gestartet, die sich nicht nach meinen Vorstellungen entwickelt haben. Aber sie waren ein essenzieller Teil meiner Entwicklung. Wenn ich meinen eigenen Blog nicht gegründet hätte, hätte ich nie gelernt Webseiten zu erstellen. Zwar ist mit dem Blog kein Durchbruch gelungen, aber dafür verkaufe ich heute Homepages.
Mir ist es wichtig, diesen Punkt zu erwähnen, weil viele Menschen vor Fehlern große Angst haben und sich deshalb nicht selbstständig machen. Dabei wird jede erfolgreiche Unternehmerin und jeder erfolgreiche Unternehmer bestätigen, dass es dazugehört, dass Projekte auch mal scheitern. Wichtig ist, dass man am Ball bleibt und nicht aufgibt.
Mein Alltag als freiberufliche Mama: Der ganz normale Wahnsinn
Wie sieht ein ganz gewöhnlicher Wochentag bei den Starkeys aus? An Schultagen in etwa so:
- 6:20 Uhr:
Der Wecker klingelt, wir frühstücken und machen uns fertig - 7:40 Uhr:
Ich bringe meine Tochter zur Schule - 8:00 Uhr:
Nachdem die Kleine in der Schule ist, fahre ich entweder direkt nach Hause oder gehe für eine Stunde zum Sport (2 bis 3 x pro Woche) - 8:30 oder 10:00 Uhr bis 14 Uhr:
Arbeiten - 14:30 Uhr:
Kind von der Schule abholen - 15:30 – 18:00 Uhr:
teilweise Calls mit Deutschland, dort ist es jetzt vormittags - Ab ca. 18:00 Uhr:
Feierabend
So sieht ein idealer Tag aus. Allerdings weiß jeder Elternteil, dass es nur wenige ideale Tage gibt. Auf Bali leben verschiedene Religionen, deren Feiertage auch in unserer Schule berücksichtigt werden. Meine Tochter hat also gefühlt 70 Prozent frei.
Als sie kleiner war, hatte ich circa 6 Stunden die Woche eine Nanny. Heute ist sie so selbstständig, dass sie sich gut alleine beschäftigen kann. Es ist kein Problem, vier oder fünf Stunden zu arbeiten, wenn meine Tochter zu Hause ist. Aber natürlich sieht der Arbeitstag dann anders aus – mit vielen Unterbrechungen und Zwischenfragen. Das geht auf Dauer an die Substanz.
Durch die Zeitverschiebung muss ich teilweise nachmittags arbeiten, manchmal auch nachts, wenn etwa wichtige Kunden-Calls anstehen. Während ich mich am Anfang meiner Selbstständigkeit immer nach den Klienten gerichtet habe, teile ich heute meine Präferenzen klar mit und teile mir die Arbeit besser ein.
Selbstständig: Flexibilität und Auszeiten
Dennoch arbeite ich oft sieben Tage die Woche. Es fällt mir nicht leicht, Aufträge abzulehnen und Kunden zu vertrösten. Und gleichzeitig schreibe und kreiere ich super gerne. Ich liebe meine verschiedenen Projekte, die teilweise kniffligen Aufgaben und auch meine Kunden. Wenn ich an einem Projekt sitze, verfliegt die Zeit nur so. Oftmals wünschte ich mir, ich könnte einfach noch viele Stunden weiterarbeiten.
Im Gegensatz zum Angestelltenverhältnis gibt es heute niemanden, der mir Druck macht oder mir sagt, was ich zu tun habe. Alles, was ich mache, empfinde ich als sinnvoll. Wahrscheinlich habe ich deshalb so viel Freude und Erfüllung, wenn ich am Laptop sitze.
Zeitgleich verbringe ich gerne Zeit mit meiner Tochter, mit Freunden, im Garten. Ich bewege mich gerne, bin kreativ. Es ist ein Balanceakt, der mir oftmals mehr schlecht als recht gelingt. Entsprechend meiner Prägung und Erziehung hat Arbeit immer die höchste Priorität. Das finde ich nicht unbedingt richtig, aber so ticke ich nun mal. Ich definiere mich über meinen Job und meinen Erfolg. Das Einkommen bietet mir Sicherheit und einen ruhigen Schlaf.
Die enorme Freiheit, die mir meine freiberufliche Tätigkeit bietet, genieße ich sehr. Ich kann meinen Tag ganz flexibel planen. Wenn ich morgens Lust habe, in einem Café mit Meerblick zu arbeiten, mache ich das. Falls ich mich zum Strandspaziergang mit einer Freundin treffen möchte, dann schreibe ich halt am Nachmittag meine Texte. Ich kann die Metropolen Asiens erkunden und habe meinen Arbeitsplatz und meine Einkommensquelle immer dabei. Das ist Fluch und Segen in einem.

Freelancerin ohne festen Wohnsitz
Es trudeln immer wieder Fragen zu meiner Freelancer-Tätigkeit in meine Inbox. Deshalb möchte ich auch darauf kurz eingehen. Nach unserer Abmeldung aus Deutschland, musste ich mein Unternehmen irgendwo registrieren. Denn nur dann geht eine korrekte Rechnungslegung. Es gibt unterschiedlichste Modelle, die ich recherchiert habe. Schlussendlich habe ich mich für eine Firma in Kanada entschieden. Der Vorteil dieses Konstrukts ist es, dass die Steuerlast und Bürokratie auf ein Minimum heruntergefahren sind.
Meine kanadische Firma habe ich mithilfe einer deutschen Expertin im Jahr 2021 gegründet. Ob ein Unternehmen in Kanada für einen Freiberufler infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Umsatz und der Tätigkeit ab. Bei mir hat es gepasst und ich bin sehr zufrieden mit der Lösung.
Wer international arbeitet, der muss sich auch mit den örtlichen Gesetzen auseinandersetzen. Auf Bali darf man als Touristin oder Tourist sowie zu Besuchszwecken nicht berufstätig sein, es ist ein sogenanntes KITAS-Visum notwendig. Das gibt es in verschiedenen Ausführungen, die im Einzelfall geprüft und abgestimmt werden müssen.
Meine wichtigsten Tools für Remote Work
Wenn ich ehrlich bin: Mit all den "fancy" Tools, die andere Freelancerinnen und Freelancer auf LinkedIn posten, kann ich wenig anfangen. Ich bin eher Team Papierkalender – handschriftlich, zum Umblättern, mit Kaffeeflecken und kleinen Kritzeleien am Rand. Meine Projektplanung läuft meist ganz klassisch in Excel. Manchmal ein bisschen wild, aber es funktioniert erstaunlich gut.
Trotzdem arbeite ich natürlich auch digital. Am liebsten mit Canva und ChatGPT – das sind für mich echte Gamechanger. Mit Canva habe ich angefangen, Webdesign zu kreieren, Werbemittel zu gestalten, E-Books zu layouten, Kursmaterial zu entwickeln und Präsentationen für Vorträge zu erstellen. Früher hätte ich für all das eine Designerin gebraucht. Heute mache ich's selbst – und zwar mit jeder Menge Spaß.
ChatGPT ist mein täglicher Sparringspartner: bei Ideen, Gliederungen, Recherchen und manchmal auch bei kreativen Blockaden. Ohne dieses Tool würde ich locker ein Drittel mehr Zeit brauchen.
Was Kommunikation angeht: Ich bin kein großer Fan von Calls. Klar, manchmal lässt es sich nicht vermeiden, aber am liebsten kommuniziere ich schriftlich. Das liegt auch an der Zeitverschiebung – wenn in Deutschland morgens alle aufgedreht in den Arbeitstag starten, bereite ich gerade das Abendessen für meine Tochter vor. Das lässt sich schwer mit Zoom-Meetings vereinen. Deshalb bevorzuge ich asynchrone Kommunikation über E-Mail oder Tools wie Slack. Aber natürlich gibt es auch mündliche Absprachen. Die laufen dann über Skype/Teams, Zoom oder Google Meet – je nachdem, was meine Kunden nutzen.
Tools wie SocialHub, Pagerangers, Wordpress, SurferSEO oder auch Google Scholar begleiten mich bei der Texterstellung und der Suchmaschinenoptimierung.
Für Rechnungen nutze ich Zervant – dort kann ich auch meine kanadische Firma hinterlegen, das funktioniert super. Buchhaltungspflicht habe ich keine, aber ich pflege trotzdem meine eigene Einnahmen-Überschuss-Rechnung in Excel, damit ich den Überblick behalte. Steuererklärungen muss ich derzeit nicht machen – ein Punkt weniger auf der To-do-Liste.
Mein größter „Hack“? Tools, die mir Zeit schenken, statt welche zu fressen. Und die Erkenntnis, dass man nicht jeden Hype mitmachen muss, um erfolgreich zu arbeiten.
Remote Work in Asien – was wirklich zählt
Wie sieht auf Bali eigentlich die digitale Infrastruktur aus? Besser als in Deutschland. Klingt überraschend, ist aber so: Auf Bali habe ich fast überall schnelles WLAN – im Café, im Airbnb, im Warung (kleines, familienbetriebenes Restaurant) an der Straße oder im Coworking Space. Stromausfälle kommen äußerst selten vor, und wenn, dann sind sie nach wenigen Minuten vorbei. Wer glaubt, in Südostasien sei alles improvisiert, liegt falsch – die Insel ist auf digitale Nomaden eingestellt.
Coworking Spaces gibt es wie Sand am Meer, hauptsächlich in Canggu und Ubud. Ich nutze sie selten, weil ich am liebsten von zu Hause arbeite. Aber für alle, die sich nach Austausch sehnen oder einen Ort mit Klimaanlage und Bulletproof Coffee brauchen, sind sie perfekt. Auch viele Airbnbs sind hier „Remote-Work-optimiert“, mit extra Arbeitsecke oder ergonomischem Stuhl.
Leben ohne festen Wohnsitz – ein neues Mindset
Seit ich nicht mehr in Deutschland gemeldet bin, verwalte ich alles digital. Post bekomme ohnehin nicht, mein Banking läuft online. Ich habe verschiedene Konten in mehreren Währungen, damit ich flexibel bin. Auch mein Unternehmen in Kanada verwalte ich komplett remote.
Ich hatte große Sorge davor, mich in Deutschland abzumelden und dann Kindergeld und die soziale Hängematte zu verlieren. Tatsächlich war es aber ein echter Glücksfall, meinen Wohnsitz zu canceln.
Seither hat mein Umsatz große Sprünge gemacht, sodass ich das entgangene Kindergeld locker wieder eingenommen habe. Für mich bedeutet ein Leben ohne festen Wohnsitz heute nicht nur die totale Freiheit, sondern auch deutlich mehr Geld. Ich bin nicht mehr an ein System gebunden, das nicht zu mir passt. Und das fühlt sich – ehrlich gesagt – verdammt gut und lukrativ an.
Grenzen der Freiheit – was ich unterschätzt habe
Freiheit klingt immer so romantisch. Aber wer sich wirklich dafür entscheidet, merkt schnell: Sie hat ihren Preis. Auf Bali darf man zum Beispiel nicht einfach so arbeiten. Dafür braucht es das passende Visum – legal, nachvollziehbar, sauber abgewickelt. Ich arbeite mit einem erfahrenen Agenten zusammen, der alles nach den offiziellen Regeln organisiert. Das kostet zwar mehr, aber ich will keine grauen Wege gehen.
Was mich an diesem System nervt: Man weiß nie, wie lange etwas gilt. Regulierungen ändern sich ständig, und es gibt keine Garantie, dass das, was heute funktioniert, morgen noch erlaubt ist. Dazu kommen laufende Visa-Kosten, die sich pro Jahr schnell auf mehrere hundert oder sogar tausend Euro summieren.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Zeitverschiebung. Während meine Tochter Abendbrot isst, starten in Deutschland die Calls und Meetings. Ich versuche, solche Termine auf den Vormittag zu legen – klappt nicht immer. Gerade wenn spannende Weiterbildungen oder Projektanfragen kommen, gerät mein Zeitplan ins Wanken. Dann kocht meine Tochter sich selbst was, geht allein ins Bett – und ich frage mich: Wofür sind wir eigentlich ausgewandert?
Diese Momente sind wichtig. Sie halten mir den Spiegel vor. Wenn sie häufiger werden, weiß ich, dass ich wieder zu oft "Ja" gesagt habe. Dann feile ich an meiner Struktur, setze Grenzen und erinnere mich daran, warum ich mich für dieses Leben entschieden habe. Es ist ein ständiges Ausbalancieren zwischen dem, was ich mir wünsche, und dem, was ich mir angewöhnt habe.
Ein klassisches Sicherheitsnetz gibt es in meinem Leben nicht. Keine Rentenversicherung, keine Rechtsschutz- oder Haftpflichtversicherung, keine Altersvorsorge im traditionellen Sinn. Ich trage die volle Verantwortung für mein Kind und mich. Unsere Absicherung besteht aus einer internationalen Krankenversicherung beim BDAE, Rücklagen, Investitionen in Krypto und Edelmetalle – und einem tiefen Vertrauen ins Leben.
Was mir dabei hilft: ein gutes Netzwerk vor Ort. Als ich vor Kurzem unerwartet ins Krankenhaus musste, haben Freunde sofort meine Tochter bei sich aufgenommen. Diese Gemeinschaft, dieses Miteinander – das ist unser Sicherheitsnetz.
Was hat mich in all dem gestärkt? Die Erkenntnis, dass mein Bauchgefühl fast immer recht hat. Auch wenn der Kopf oft zögert oder die deutsche Stimme im Hinterkopf "das macht man aber nicht" ruft – am Ende haben sich intuitive Entscheidungen immer als die richtigen erwiesen.
Ich kann hier leben, wie ich es für richtig halte – ohne gesellschaftlichen Druck. Das ist nicht immer bequem. Aber es ist ehrlich. Und genau deshalb würde ich mich jederzeit wieder für diesen Weg entscheiden.
Fotos: Julia Starkey
Julia Starkey
Julia Starkey ist Diplom-Betriebswirtin (FH) und Reiseverkehrskauffrau (IHK), seit vielen Jahren digitale Nomadin und arbeitet nun unter anderem als freie und unabhängige Texterin. Als solche verfasst sie insbesondere SEO-optimierte Inhaltefür Familien-Webseiten. Aktuell lebt sie mit ihrer Tochter auf Bali.
- julia-starkey.de
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