Skip to main content
Weltweit
© Yevgenia Gorbulsky - Fotolia.com

Linksverkehr im Ausland: Woher er stammt und wie Urlauber mit ihm zurechtkommen

Wer sich im Urlaub nicht an einen Ort binden und während seines Aufenthaltes flexibel bleiben möchte, entscheidet sich häufig für eine Rundreise mit dem eigenen Auto oder einem Leihwagen. Für viele ist allerdings der in etlichen Ländern vorherrschende Linksverkehr eine echte Herausforderung. Die ERV (Europäische Reiseversicherung) weiß, was es im Linksverkehr zu beachten gilt und gibt hilfreiche Tipps zur Eingewöhnung beim Fahren auf der linken Seite.

Warum es Linksverkehr gibt

Bereits im Mittelalter, lange bevor Automobile die Straßen bevölkerten, gab es Regelungen und Gesetze, auf welcher Straßenseite Fuhrwerke zu fahren hatten. Um den Ursprung des Linksverkehrs ranken sich verschiedene Legenden. Eine mögliche Theorie stützt sich auf die Mehrheit der Rechtshänder. Da Menschen früher wie heute bevorzugt von links auf Pferde – oder heute Fahr- und Motorräder steigen, sind sie am linken Straßenrand sicherer und vom vorbeirauschenden Verkehr geschützt. Zudem konnten sich die Reiter zur Begrüßung die rechte Hand reichen, wenn sie sich begegneten.

Nach einer anderen Herleitung könnte sich der damals vorherrschende Linksverkehr aus der Schifffahrt heraus entwickelt haben. Das Steuerbord der Briten war üblicherweise rechts montiert. Erst mit den Eroberungsfeldzügen Napoleons und später durch die Verbreitung des Autos im frühen 20. Jahrhundert stellten immer mehr Länder ihre Verkehrsordnung auf rechts um. Dennoch herrscht heute in 59 Ländern Linksverkehr, größtenteils in früheren britischen Kolonien, aber auch in Thailand, Japan und kleinen Inselstaaten wie Bermuda.

Automatik erleichtert das Fahren im Uhrzeigersinn

Wer sich für den Auslandsaufenthalt einen Leihwagen nimmt, tut sich im Linksverkehr mit einem Automatikgetriebe leichter, da Bremse, Kupplung und Gaspedal zwar an der gewohnten Stelle sind, die Schaltung sich jedoch nicht rechts, sondern links vom Lenkrad befindet. Anfangs ist es oft ungewohnt, mit der „falschen Hand“ zu schalten und mit Automatik kann sich der Fahrer ganz auf den Verkehr konzentrieren. Auch die Gewohnheit, sich auf der Fahrbahn eher links zu halten, kann im linksgesteuerten Verkehr zur Falle werden. Daher empfiehlt es sich, zu Anfang ein möglichst kleines Leihauto zu mieten und sich während der Fahrt stets am Mittelstreifen der Fahrbahn zu orientieren. Besonders beim Abbiegen ist höchste Konzentration gefragt.

Analog zur Linksabbiegerspur hierzulande gibt es im Linksverkehr eine Rechtsabbiegerspur. Dort sollten Autofahrer besonders aufmerksam sein, um nicht versehentlich aus Gewohnheit auf die falsche Straßenseite abzubiegen. Ebenfalls anders als in Deutschland verläuft im Linksverkehr die Fahrtrichtung in Kreisverkehren im Uhrzeigersinn. Vorfahrt haben die von rechts kommenden Fahrzeuge. Die Regel „rechts vor links“ gibt es im Linksverkehr weder in dieser, noch in umgekehrter Form. Stattdessen wird die Vorfahrt meist durch das sogenannte „Give way“ – also „Vorfahrt gewähren“ – Verkehrszeichen geregelt. Ist dies nicht der Fall, wird die Situation durch Handzeichen geklärt.

Unterwegs mit dem eigenen Auto

Wer mit dem eigenen Auto in ein Land mit Linksverkehr reist, sollte im Vorfeld unbedingt die Scheinwerfer neu einstellen und das Abblendlicht für die Dauer des Aufenthalts abkleben. Diese sind gewöhnlich so eingestellt, dass sie die rechte Fahrbahn beleuchten. Im Linksverkehr würden die entgegenkommenden Fahrer geblendet werden. Zudem ist beim Überholen besondere Vorsicht geboten. „Da die Seitenspiegel des Autos nicht auf den Überholvorgang von rechts ausgerichtet sind, kann die Straße nicht eingesehen und ein von hinten nahender Verkehrsteilnehmer leicht übersehen werden“, weiß Birgit Dreyer von der ERV. Die Reiseexpertin empfiehlt daher, sich mehr auf den Rückspiegel statt auf die Seitenspiegel zu konzentrieren.

Tipps die Eingewöhnung in den linksgeregelten Verkehr:

Vor der Reise ist es ratsam, das links Einparken zu üben. Dies geht gut in einer ruhigen Einbahnstraße und hilft dabei, sich an die ungewohnten Umstände zu gewöhnen.

Vor der ersten Fahrt sollte der Fahrer die geplante Route genau studiert haben. Auch wenn ein Navi den Weg angibt, verschafft dies eine bessere Orientierung und der Fahrer kann sich ganz auf den Verkehr fokussieren.

Zu Beginn empfehlen sich ein möglichst defensives Fahrverhalten und die Orientierung am Vordermann.

Für die erste Strecke sollten keine allzu großen Distanzen gewählt werden. Die körperlichen und vor allem geistigen Belastungen durch die ungewohnte Verkehrssituation sind nicht zu unterschätzen. Am besten ist es, von einem Flughafen außerhalb der Innenstadt zu starten und die erste Fahrt in einer möglichst verkehrsberuhigten Umgebung zu machen.

Wer will, kann sich online sogar ein Fahrschul-Programm herunterladen, das den linksgeregelten Verkehr simuliert. So können sich Unsichere schon vorab in die neuen Verkehrssituationen hineindenken.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe September des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.