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Vermischtes
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Anglizismus des Jahres 2017 ist das Wort „Influencer“

Ein Influencer ist ein meist jüngerer Mensch, der allein durch seine große Reichweite in den sozialen Medien in der Lage ist, die öffentliche Meinung mitzugestalten. Dieses Phänomen ist dank Youtube, Instagram und Facebook in den vergangenen Jahren zu einem (fast) ernstzunehmenden Beruf geworden und wurde nun von der Initiative „Anglizismus des Jahres 2017“ zu eben diesem gewählt. Seit 2010 kürt eine Jury bestehend aus Wissenschaftlern besonders markante eingedeutschte Wörter.

Im Englischen ist das Wort Influencer übrigens schon seit dem späten 17. Jahrhundert als Bezeichnung für Personen mit institutioneller Macht (wie Staats- und Kirchenoberhäupter) belegt, später wurde es auf Menschen ausgedehnt, deren Einfluss in der ihnen zugesprochenen Autorität liegt. Aus dieser Verwendung hat sich in den letzten zehn Jahren die 2010 ins Deutsche entlehnte, auf soziale Netzwerke bezogene Bedeutung entwickelt. Das Wort fristete zunächst ein Nischendasein in der Fachsprache der Werbebranche und breitete sich erst 2016 langsam in den allgemeinen Sprachgebrauch aus.

Im Jahr 2017 vervielfachte sich seine Gebrauchshäufigkeit dann sprungartig: das Referenzkorpus des Instituts für Deutsche Sprache zeigt einen Anstieg in Zeitungstexten von 0,2 auf etwas über zwei Vorkommen pro einer Million Wörter.

Das Wort influencer überzeugt als Lehnwort

Überzeugt hat die Juroren an Influencer neben dem starken und anhaltenden Häufigkeitsanstieg im öffentlichen Sprachgebrauch vor allem, dass es sich dabei um den klassischen Fall eines Lehnwortes handelt, das eine durch kulturellen oder technischen Wandel entstandene lexikalische Lücke füllt. Solche Lehnwörter stellen nicht nur den direktesten Weg dar, den Wortschatz zu erweitern, sie führen auch zu einer Ausdifferenzierung der Ausdrucksmöglichkeiten. Während das Englische Menschen, deren Einfluss sich aus ihrer Reichweite in den sozialen Medien ergibt, durch das Kompositum social media influencer von anderen Arten von influencers unterscheiden muss, hat das Deutsche mit dem Lehnwort Influencer ein Wort, das diese Bedeutung ohne weitere Zusätze vermittelt und so die manchmal verwendeten Alternativen Vorbild, Meinungsführer, Meinungsmacher, Meinungsbildner oder Trendsetter nicht etwa verdrängt, sondern ergänzt. Die gute Integration des Wortes zeigt sich unter anderem daran, dass es bereits über eine feminine Form (Influencerin) verfügt, die bei englischen Lehnwörtern auf –er häufig länger auf sich warten lässt. Damit ist das Wort Influencer eine Bereicherung der deutschen Sprache – auch für diejenigen, die dem damit bezeichneten Phänomen kritisch gegenüberstehen.

Auf Platz Zwei der Rangliste schafft es das Wort Blockchain. Es bezeichnet eine Datenbank, bei der jeder Datensatz (oder Block) eine verschlüsselte Kurzform des vorangehenden enthält, so dass kein Datensatz manipuliert werden kann, ohne die so entstandene „Kette“ (chain) zu zerstören. Dass dieser trockene Fachbegriff im allgemeinen Sprachgebrauch 2017 allgegenwärtig war, lag am Hype um die Kryptowährung Bitcoin, deren Transaktionen in einer solchen Datenbank festgehalten werden.

Platz Drei belegt das schlichte Wort nice. Wörter für „schön, gut, toll“ haben in der Jugendsprache eine kurze Halbwertzeit, und nicen (auch: nais) macht nach einer Hochphase um 2015 herum bereits Platz für Nachfolger wie stabil und lit. Die Jury sieht aber Anzeichen dafür, dass junge Erwachsene das Wort beibehalten und es sich sogar unter älteren Personen ausbreitet.

infografik 12751 anglizismen des jahres n