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Expatriates
© undrey, AdobeStock

Die Lücke im Lebenslauf des Expat-Partners

Hand aufs Herz: Wer als Expat-Partner mit ins Ausland zieht, gibt gleichzeitig fast immer seinen eigenen Job auf. Oft ist es dann gar nicht so einfach, im Expat-Land eine Arbeitserlaubnis zu bekommen und selbst wenn dies gelingt, tut man sich schwer, eine adäquate neue Stelle zu finden.

Nur die wenigsten Partner schaffen es, sich gleichermaßen wie der Expat beruflich weiterzuentwickeln. Kommt man dann nach einigen Jahren nach Deutschland zurück, gilt es, sich neu zu bewerben und die Expat-Lücke in den Lebenslauf einzubauen.

Ich selbst habe zwei Lücken in meinem ansonsten ziemlich geradlinigen Lebenslauf. Die erste Lücke entstand, weil mein Mann kurz nach der Geburt unserer Zwillinge ein interessantes Jobangebot in Italien wahrnehmen wollte. Als ich mich nach unserer Rückkehr nach Deutschland auf Jobsuche gemacht habe, habe ich Lücke Nummer 1 ganz elegant als „Elternzeit“ in meinem Lebenslauf verschwinden lassen.

Dann kam Lücke 2. Diese Lücke entstand, ganz anders als Lücke 1, im fortgeschrittenen Alter nach rund 20 Jahren Berufstätigkeit und erschien mir im Nachgang wie ein großes schwarzes Loch, das all meine Erfahrung und Kompetenz förmlich aufsaugte und verschwinden ließ. Wie sollte ich bloß diese Lücke, diese drei Jahre als Expat-Partner in den USA in meinen Lebenslauf einbauen? Als gelernte Personalerin müsste ich das eigentlich wissen, aber dennoch machte sich eine gewisse Ratlosigkeit in mir breit.

Die Lücke, die gar keine ist

Nach einigem Hin und Her bin ich schließlich zu dem Schluss gekommen: Meine angebliche Lücke ist gar keine Lücke. Denn: Menschen, die als Expat- Partner oder, wie in meinem Fall, mit einer ganzen Expat-Familie ins Ausland ziehen, verlassen ihre Komfortzone, lernen neue Kulturen kennen, verbessern ihre Sprachkenntnisse und kommen fast immer als weltoffenere, tolerantere und auch stärkere Menschen zurück. Sie sind Organisations- und Improvisationstalente, sie sind flexibel und anpassungsfähig. Kurzum: Die Erweiterung ihrer sozialen und interkulturellen Kompetenzen ist immens.

Mit dieser Erkenntnis und einem guten Schuss Selbstvertrauen habe ich meinen Lebenslauf komplett umgebaut und neu strukturiert. Ich habe zusätzlich zu meiner Ausbildung und Berufserfahrung in Deutschland eine neue Kategorie „Internationale Erfahrung“ eröffnet und in ihr stehen nun meine beiden „Lücken“ (ja, ich habe ganz bewusst auch Lücke 1 aus der Versenkung der Elternzeit herausgeholt). Ich behandle jede Lücke als „Projekt“ und beschreibe kurz, was ich in dieser Zeit alles gelernt und erreicht habe. So habe ich in den USA zum Beispiel ehrenamtlich ein Jahr lang in einem sozialen Projekt gearbeitet, ich habe an einer deutschen Fern-Uni eine Weiterbildung absolviert, meine Englisch-Kenntnisse immens verbessert und war ganz nebenbei der alle Probleme lösende „Familienmanager“. Klingt doch eigentlich gar nicht so schlecht. Und je besser das, was man in der „Lücke“ gemacht hat, zum neuen Job passt, umso einfacher wird das Bewerben.

Im Übrigen scheint meine Strategie nicht so ganz schlecht gewesen zu sein: mein „Mut zur Lücke“ hat mir zwei Monate nach unserer Rückkehr einen neuen Job eingebracht.

Die Autorin
Alexandra Lehr hat drei Jahre mit ihrer vierköpfigen Familie im US-Bundestaat Minnesota gelebt. Vor Kurzem sind alle nach Süddeutschland zurückgekehrt und versuchen sich wieder einzugewöhnen.
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