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Gesundheit
© troyanphoto, AdobeStock

In Polen und Ungarn werden die meisten Kaiserschnitte vorgenommen

Eine selbstbestimmte, natürliche Geburt, möglichst ohne große Schmerzen: das wünschen sich viele werdende Mütter. In der Realität kommt es jedoch oft anders. Immer mehr Kinder werden per Kaiserschnitt – geplant oder per Notkaiserschnitt – geholt. Dabei ist nicht jede Sectio medizinisch wirklich notwendig. Zeit- und Kostenfaktoren, Personalmangel sowie ein hoher Sicherheitsanspruch seitens der Klinken, die kein Risiko eingehen wollen, können ebenfalls zu einer Kaiserschnittrate führen, die höher ist, als es nötig wäre. Ein Wunschkaiserschnitt seitens der Frauen macht in Deutschland dagegen nur einen geringen Anteil aus.

Wie aktuelle OECD-Daten zeigen, lag die Kaiserschnittrate in Deutschland 2018 im Schnitt bei 29,6 Prozent. Sie bezieht sich auf die Anzahl der Sectios je 1.000 Lebendgeburten. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich im oberen Drittel. Am höchsten ist die Kaiserschnittrate in Polen, Ungarn und Italien. Vergleichsweise niedrig ist sie in Schweden, Finnland und den Niederlanden.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist lediglich eine Kaiserschnittrate von bis zu zehn Prozent medizinisch notwendig. Kaiserschnitte können Leben retten, sollten aber nur im Notfall angewendet werden, da sie Risiken für die Gesundheit von Mutter und Kind bergen.

GESUNDHEIT Kaiserschnittrate in EU

Eine Datenauswertung der stationären Entbindungen der KKH Kaufmännische Krankenkasse hat eine vermehrte Anzahl von Kaiserschnitt-Geburten im ersten Corona-Lockdown 2020 ermittelt. So erblickte bislang fast jedes dritte Neugeborene (32,4 Prozent) per Sectio das Licht der Welt. Auffällig sind die Lockdown-Monate März bis Mai. In diesen drei Monaten lag die Quote jeweils rund zwei Prozentpunkte über dem Vergleichswert des Vorjahresmonats, im Lockdown-Monat März sogar bei 35,5 Prozent. Im Jahr 2019 betrug die Kaiserschnittquote insgesamt 31,9 Prozent und war damit niedriger als 2020.

Die erhöhte Kaiserschnittquote lässt vermuten, dass aufgrund der unsicheren Situation mit Beginn der Corona-Pandemie im März Schwangeren mit einer Risikoschwangerschaft vermehrt zu einem geplanten Kaiserschnitt geraten wurde. Denn ein geplanter Kaiserschnitt hat für Kliniken den Vorteil, die Abläufe und den Einsatz des Personals in den Kreißsälen besser vorhersehen und organisieren zu können. Wie sich die Kaiserschnittrate vor allem während der zweiten Corona-Welle im Herbst weiterentwickelt hat, bleibt abzuwarten.