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Weltweit
© Andrey Popov, AdobeStock

Gleichstellung: Frauen und Männer sind weltweit noch nicht gleichberechtigt

Frauen und Männer sind noch lange nicht gleichgestellt. Die Gleichberechtigung in allen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereichen verläuft immer noch langsam. Dies ergibt zum einen der Gleichstellungsindex 2019 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen. Dieser setzt sich aus der Bewertung der EU-Länder in sechs Kategorien in Bezug auf die Geschlechter zusammen: Arbeit, Geld, Bildung, Zeit, Macht und Gesundheit. Hinzu kommen Faktoren wie etwa Gewalt gegen Frauen.

Der Indexwert für die gesamte EU stieg von 66,2 von 100 Punkten im Jahr 2015 auf 67,4 Punkte im Jahr 2019. Schweden erreicht mit 83,6 den höchsten Indexwert aller Länder. Griechenland liegt mit 51,2 Punkten auf dem letzten Platz. Deutschland liegt mit 66,9 Punkten ebenfalls unter dem Durchschnitt, wenn auch nur leicht.

So steht es um die Geschlechtsgerechtigkeit in der EU

Auch eine Umfrage von Ipsos in Zusammenarbeit mit dem „International Women’s Day“ und dem „Global Institute for Women’s Leadership“ hat ergeben, dass auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit nach wie vor große Hürden bestehen. Dazu wurden mehr als 18.000 Personen in 27 Ländern befragt.

In lateinamerikanischen Ländern genießen Männer noch viele Vorteile

Fast jeder zweite Deutsche (44 Prozent) glaubt, dass es auch in der heutigen Zeit noch von Vorteil ist, ein Mann zu sein. Im Umkehrschluss ist gerade einmal jeder Zehnte (12 Prozent) der Überzeugung, dass es in Deutschland insgesamt vorteilhafter ist, eine Frau zu sein. Rund drei von zehn Personen (28 Prozent) denken, dass es hierzulande kaum einen Unterschied macht, zu welchem Geschlecht man gehört. In vielen anderen Regionen der Welt sehen die Menschen im Mann-Sein sogar noch mehr Vorteile. Vor allem in lateinamerikanischen Ländern wie Chile (72 Prozent), Kolumbien (64 Prozent) oder Argentinien (62 Prozent) gelten Männer als besonders privilegiert.

Wenig Identifikation mit dem Begriff Feminismus

Die Menschen sind sich der weiterhin bestehenden Ungleichheit zwischen Mann und Frau also durchaus bewusst. Für eine deutliche Mehrheit aller Befragten ist das Erreichen von mehr Gleichberechtigung daher auch ein wichtiges persönliches Anliegen – sowohl in Deutschland als auch global gesehen (je 65 Prozent). Dennoch würde sich weltweit nur jeder Dritte (33 Prozent) als Feminist/in bezeichnen. In der Bundesrepublik haftet dem Begriff Feminismus sogar ein noch größeres Stigma an: Lediglich drei von zehn deutschen Frauen (28 Prozent) definieren sich selbst als Feministinnen. Unter den Männern kann sich hierzulande noch nicht einmal als jeder Fünfte (18 Prozent) mit diesem Terminus identifizieren.

Was die Frauen bewegt

Rückläufiges Interesse am Thema Gleichberechtigung

Auffällig ist zudem, dass die Zustimmungswerte in Sachen Gleichstellung im Vergleich zu den Vorjahren stark rückläufig sind. Während 2018 noch drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) angaben, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau für sie persönlich wichtig ist, taten dies ein Jahr später nur noch zwei Drittel der Befragten (65 Prozent). Der Anteil an Personen, die sich selbst als Feminist/innen bezeichnen, ist um insgesamt fünf Prozentpunkte gesunken (von 28 Prozent auf 23 Prozent).

Gleichzeitig steigt der Anteil derer, die der Überzeugung sind, dass in Deutschland hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen bereits genug getan wurde. Mehr als vier von zehn Männern (43 Prozent) stimmen dieser Aussage zu, ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 34 Prozent. Deutsche Frauen sehen zwar deutlich mehr Handlungsbedarf, doch auch unter ihnen steigt der Anteil derer, für die das Thema Gleichstellung an Bedeutung verliert (Anstieg von 25 Prozent auf 28 Prozent).

Ungleiche Bezahlung in Deutschland das größte Gleichstellungsproblem

Nichtsdestotrotz vertreten viele Befragte die Ansicht, dass Frauen auf dem Weg zur vollständigen Gleichberechtigung noch immer große Hürden zu überwinden haben. In Deutschland wird vor allem die ungleiche Entlohnung von Frauen und Männern kritisch gesehen: Jeder dritte Bundesbürger (32 Prozent) bewertet dies als eines der schwerwiegendsten Probleme, mit dem sich Frauen in der heutigen Gesellschaft konfrontiert sehen. Sexuelle Belästigung rangiert bei uns auf Platz zwei der wichtigsten Gleichstellungsthemen (17 Prozent), gefolgt von sexueller Gewalt (15 Prozent) und dem Mangel an Frauen in Führungspositionen (12 Prozent).

Global gesehen wird vor allem den Themen sexuelle Belästigung (30 Prozent), sexuelle Gewalt (27 Prozent) und körperliche Gewalt (22 Prozent) eine große Bedeutung beigemessen.

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