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Gesundheit
© AdobeStock / nito

Brexit schadet britischem Gesundheitswesen

Der bevorstehende Brexit wird der britischen Gesundheitsversorgung schweren Schaden hinzufügen. Es werden nicht nur Probleme bei der Finanzierung des National Health Service und der Bezahlung von Arbeitskräften erwartet, sondern auch mit Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Medikamenten gerechnet. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der University of Sheffield.

Bei der Studie wurden vier Szenarien untersucht, um die Brexit-Folgen für verschiedene Bereiche des Gesundheitssystems festzustellen. Das Ergebnis zeigt, dass Großbritannien wenig auf die Folgen des EU-Austrittes vorbereitet ist. Aufgrund mangelnder Transparenz der britischen Regierung in Bezug auf ihre Brexit-Pläne ist es den Experten nach schwer, auf Problemlösungen zu schließen. Am schlimmsten wäre ein No-Deal-Szenario, doch auch andere Ansätze hätten negative Folgen. Den Brexit zurückzuziehen, wäre hingegen die positivste Lösung, so heißt es.

Laut Forschern lässt sich eine 40 Jahre lang bestehende, rechtliche Integration nicht auflösen, ohne dabei die Gesundheit der Bevölkerung zu riskieren. Im Falle eines Brexits gelten die EU-Richtlinien aus dem Gebiet des Sozial- und Gesundheitsrechts natürlich nicht mehr. Österreich hat allerdings mit England schon vor dem EU-Beitritt ein bilaterales Abkommen getroffen, das wieder in Kraft treten würde.

Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherungen würden dann durch dieses Abkommen geregelt. Aber es gibt natürlich auch andere Folgen, zum Beispiel wird die European Medical Association, die für die Zulassung von Medikamenten in der EU zuständig war, in London aufgelöst und nach Amsterdam bewegt, berichtet die Österreichische Gesellschaft für Medizinrecht.

Pharmaindustrie betroffen

Der Brexit hätte laut der Analyse auch negative Folgen für die Finanzierung des Gesundheitssystems durch die Europäische Investitionsbank. Andere Probleme seien die Bezahlung von Angestellten, was sich auch negativ auf die Migration und damit das Vorhandensein von Arbeitskräften auswirke.

Das englische Gesundheitssystem lebt von Subventionen, die bei einem harten Brexit eher noch steigen werden, um die britischen Bürger die erhöhten Einfuhrkosten weniger spüren zu lassen. Man muss immer die Mentalität der Engländer beachten. Es ist ein stolzes Land, das Zahlungen an Brüssel nicht hinnimmt. Diese werden der EU danach fehlen. Die Auswirkungen werden also nicht nur in England zu spüren sein, schätzen Unternehmensberater der Branchenspezifischen Unternehmensberatung (BSU) ein.

Weil England mit dem Brexit aus der European Medicines Agency austritt, ergeben sich auch Probleme für die Regulierung der Pharmaindustrie. So könnte England für globale Pharmakonzerne weniger attraktiv werden, wodurch die Insel neue Medikamente erst später bekommen könnte. Dem Pharmig – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs zufolge sei Großbritannien ein wichtiger Player in der Arzneimittelproduktion und -qualitätskontrolle. Für die Politik und die Pharmaunternehmen sei es daher dringend notwendig, wegen des Brexit den Arzneimittelmarkt zwischen Großbritannien und der EU im Sinne der Patienten zu regeln und operative Maßnahmen zu setzen.