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Mit der Familie ins Ausland: Was alles geklärt werden muss

Mehr als ein Drittel (68 Prozent) aller Expats (Personen, die von ihrem Arbeitgeber ins Ausland entsandt werden) sind laut der Global-Mobility-Studie des Beratungsunternehmens Brookfield verheiratet. Da liegt es nahe, dass ein Großteil dieser Auslandsentsandten bereits eine Familie hat und das große Abenteuer Ausland also mit Kind und Kegel stattfindet. Wenn ein tolles Jobangebot im Ausland lockt, entscheidet oft, die gesamte Familie, ob sie den Schritt in die Ferne wagt oder lieber zu Hause bleibt. Dieselbe Studie belegt übrigens, dass immer noch drei Viertel aller Auslandsentsandten männlich sind und nur lediglich 25 Prozent der Frauen von der Firma ins Ausland geschickt werden.

Zieht eine Familie aufgrund einer beruflichen Herausforderung des Vaters oder der Mutter ins Ausland, wird oft vom entsendenden Unternehmen bestimmt, in welches Land es geht. Doch es gibt auch Familien, die auf eigene Faust auswandern und sich im Land ihrer Träume eine neue Existenz aufbauen. In beiden Fällen ist es ratsam, das geplante Zielland genauer unter die Lupe nehmen. Jede Familie ist anders und nicht jedes Land ist für jeden Typ geeignet. Eine internationale Umfrage unter im Ausland wohnhaften Eltern des Expatriate-Netzwerkes InterNations hat ergeben, dass Skandinavien, Österreich und Israel die besten Auslandsdestinationen für Familien mit Kindern sind. Kaum geeignet sind hingegen der Mittlere Osten, China, Brasilien und Indien. Laut der 2016er Brookfield-Studie sind ebenfalls China und Brasilien sowie Indien, Russland und Saudi-Arabien die Staaten mit den größten Herausforderungen für Expat-Familien.

Politische Situation und Modernität des Auswandererlands

Vor allem wenn Kinder mit auswandern, spielt die politische Stabilität eines Landes eine große Rolle. Familien sollten sich also erkundigen, wie modern das jeweilige politische System eines Landes ist, wie sehr Verlass auf die Justiz ist und wie beispielsweise mit Minderheiten umgegangen wird. Das Nachrichtenmagazin U.S. News hat erst kürzlich ein Ranking der 20 politisch modernsten Staaten veröffentlicht. In einer weltweiten Umfrage zu 80 ausgewählten Nationen wurde unter rund 21.000 Personen die Wahrnehmung eines Landes anhand von 65 Eigenschaften, die mit einer modernen Nation in Verbindung gebracht werden, bewertet. Unter anderem wurde analysiert wie sich die gesellschaftliche Gleichstellung von Minderheiten darstellt oder ob das Justizsystem eher progressiv aufgebaut ist. Diese Bewertungen werden in Relation zueinander gesetzt, wobei das beste Land den Wert 100 erhält. Die Ergebnisse wurden in neun unterschiedlich stark gewichteten Unterkategorien zusammengefasst und beinhalten die Bereiche Politik, Wirtschaft und Kultur.

Dabei kam heraus: Beliebte Auswandererländer wie Italien, Portugal, Spanien oder die USA rangieren recht weit unten. Das modernste und offenste Land ist Norwegen, gefolgt vom Nachbarn Schweden. Auf Platz Drei befindet sich der deutschen Lieblings-Auswandererland: die Schweiz.

Auf Lebensbedingungen achten

Zu den Herausforderungen, die es in solchen Ländern zu bewältigen gilt, gehören beispielsweise (politische) Sicherheit, Klima, Bildungsmöglichkeiten und vor allem Gesundheit. Manche Aufenthaltsländer können nur mit aufwändigen Impfungen bereist werden, die nicht jedes Kind verträgt. Staaten wie China haben mit massiven Umweltproblemen zu kämpfen, so dass es kaum möglich ist, sich draußen aufzuhalten. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)  beispielsweise bewegen sich die Menschen aufgrund des heißen Klimas und der Infrastruktur fast ausschließlich mit dem Auto und fast nie zu Fuß fort. All das kann das Befinden von Familien signifikant beeinträchtigen. Und nicht zuletzt sollte eine gute Gesundheitsversorgung vor Ort gewährleistet sein. Wer Kinder hat, möchte gut ausgestattete und schnell erreichbare Krankenhäuser in seiner Nähe wissen.

Aufschluss über die Gesundheitsversorgung kann unter anderem die durchschnittliche Ärztedichte in einem Land liefern. Laut einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation WHO hat Katar am meisten Ärzte in Relation zu den Einwohnern. Auf 77 Mediziner je 10.000 Einwohner kommt das arabische Emirat. Eine ähnliche Ärztedichte haben nur noch Monaco (rund 72) und Kuba (67). Zum Vergleich: In Spanien sind es knapp 50, in Norwegen rund 43, in der Schweiz etwa 41, in Deutschland 39 und in Italien knapp 38 Ärzte.

Vor diesem Hintergrund sollte es überdies selbstverständlich sein, eine weltweit gültige Auslandskrankenversicherung abzuschließen, die unter anderem auch Schutzimpfungen für Kinder und den medizinisch notwendigen Rücktransport ins Heimatland abdeckt.

Zusammen mit den Kindern planen

Ebenfalls wichtig ist, dass Eltern sich bei der Wahl des Aufenthaltsziels einig sind und der Ausreise positiv gegenüber stehen, denn Kinder brauchen die Zuversicht von Mutter und Vater. Dabei sollten beide die Ängste des Nachwuchses vor der neuen Zukunft ernst nehmen und mit ihnen besprechen. Auch hilft es, die Neugierde der Kinder auf das neue Umfeld zu wecken und gemeinsam Pläne zu schmieden. Sollte die Zeit vor dem Umzug es zulassen, kann eine vorzeitige Reise – ein so genannter Look-and-See-Trip – in die neue Umgebung helfen, Unsicherheiten schneller zu überwinden.

Aber Achtung: Familien mit schulpflichtigen Kindern sollten die Reise während der Ferien unternehmen. Immer wieder kommt es vor, dass Eltern solche Trips während der Schulzeit unternehmen und ihre Kinder dafür an der Schule krankmelden, um Kosten zu sparen. Doch das kann Sanktionen nach sich ziehen: Bayern verhängt beispielsweise ein Bußgeld zwischen fünf und 1.000 Euro. In Bremen, Hamburg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern können Geldstrafen zwischen 50 und 300 Euro pro geschwänztem Schultag verhängt werden. Im extremen Fällen erlaubt das Gesetz sogar eine Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen beziehungsweise von bis zu 6 Monaten Freiheitsstrafe, heißt es auf der Seite www.schulferien.eu.

Herausforderung Umzug

Doch wie können Kinder in die Planung miteinbezogen werden? So helfen bei den Kleinen beispielsweise Bilderbücher über das Zielland, die Großen können bereits durch Lektüre im Internet Informationen beziehen. Dies kann die neue Umgebung vorab lebhafter werden und nebulöse Vorstellungen werden realer. Auch sollte der Nachwuchs am Umzug beteiligt werden. Je nach Alter er bereits Umzugskartons mitpacken und dadurch beeinflussen, welche Dinge direkt am neuen Wohnort zur Verfügung stehen und was beispielsweise verschifft wird und damit später ankommt. Neuen Studien zufolge verkraften Kinder bis fünf Jahre eine Ortsumstellung recht gut (in der Regel haben sie in diesem Alter noch keinen festen Freundeskreis), aber auch sie sind auf emotionale Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Besonders große Schwierigkeiten haben vor allem Teenager, für die der Umzug sehr belastend werden kann. Sie müssen neben ihren Erziehungsberechtigten die meisten – zum Teil negativen – Veränderungen in Kauf nehmen. Dazu gehört beispielsweise, die erste große Liebe zurückzulassen, sich in ein neues Schulsystem eingewöhnen, eine neue Sprache lernen müssen und sich einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Diese sieben Tipps helfen dabei, den Umzug ins Ausland einfacher für Kinder zu gestalten.

Dank sozialer Netzwerke ist es inzwischen recht leicht, sich über die Umgebung und über Freizeitaktivitäten vor Ort zu informieren. So kann beispielsweise bereits von Zuhause aus nach der Option gesucht werden, ein altes, gern ausgeübtes Hobby weiter zu betreiben oder ein neues einmal auszuprobieren.

Kindergarten und Schule finden

Für die meisten Familien, deren Kinder nicht mehr im Babyalter sind, ist es zudem wichtig, dass es vor Ort adäquate Bildungseinrichtungen gibt. Übrigens werden die Kinder deutscher Auslandserwerbstätiger offenbar in deutschsprachigen Kindergärten im europäischen Ausland besser betreut als hierzulande. Dies legt eine Studie des Verzeichnisses Deutscher Kindergärten im Ausland (VDKA) nahe. Demnach besuchen durchschnittlich 60 Kinder einen deutschen Kindergarten im EU-Ausland und werden im Mittel von sieben Erziehern (männlich wie weiblich) und zwei Praktikanten betreut. Folglich ist der Kinder-Erzieher-Schlüssel mit 8,5 wesentlich besser als der Schlüssel in Deutschland (10) beziehungsweise der OECD-Schnitt (12).

Bei der Überlegung, in welche Schule das Kind gehen soll, sollte auch an die Rückkehr ins Heimatland gedacht werden. Entscheidend ist, dass nach der Rückkehr eine problemlose Wiedereingliederung ins deutsche Schul- und später Universitätssystem gewährleistet ist, beispielsweise darf dazu der Deutschunterricht nicht vernachlässigt werden.

Eine naheliegende Wahl für viele Familien sind die Deutschen Auslandsschulen. Derzeit gibt es 141 deutsche Schulen in 72 Ländern – oft in alteingesessenen Handelsmetropolen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Kind wird in seiner Muttersprache unterrichtet, der Lehrplan richtet sich nach den Vorgaben der deutschen Kultusministerien, die Zeugnisse werden in Deutschland anerkannt und somit ist eine Wiedereingliederung in das deutsche Schulsystem meistens problemlos möglich. Die Kosten des Schulbesuchs liegen etwa zwischen 4.000 und 12.000 Euro pro Schuljahr. Leider ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass im Einsatzort keine deutsche Schule in zumutbarer Entfernung vorhanden ist. In einem solchen Fall bleiben dann noch die teuren internationalen Schulen, lokale Schulen und alternativ der Fernunterrichte.

Überschätzt werden im Allgemeinen die Sprachprobleme. Vor allem Kinder lernen schnell, sich mit Gleichaltrigen zu verständigen und eine neue Sprache wird viel schneller erlernt als dies bei Erwachsenen der Fall ist. Nichtsdestotrotz kann es nicht schaden, bereits zu Hause vor der Abreise spielerisch alltägliche Sätze in der Sprache des Gastlandes zu üben. So gibt es speziell für Kinder und Jugendliche konzipierte Lern-Hörbücher oder Sprachlern-Software, die das Lernen nicht nur erleichtert, sondern oft auch Spaß bringt.

Fazit: Erfahrungsberichte von Auswanderer- und Expat-Familien legen alle nahe: Ein Umzug ins Ausland ist für eine Familie immer Teamwork. Es ist wichtig, dass auch der mitausreisende Partner sowie die Kinder, eine Chance bekommen, sich auf das Leben in der neuen Heimat vorzubereiten.